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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Glückseligkeit.
    Die Vorstellung, eine Nymphe zu sein, weckte in Julianna den Wunsch, ihre nassen Kleider abzulegen, die ihr plötzlich unerträglich schwer vorkamen. Sie blickte sich suchend nach einer Stelle um, an der sie sich im Verborgenen entkleiden konnte, und entdeckte kaum mehr als hundert Schritte entfernt eine von dichten Weiden wie von einem Wandschirm umstandene Einbuchtung. Als sie das Versteck erreicht hatte und die Zweige auseinanderschob, erblickte sie ein Bild wie aus einem Märchen!
    Von all den Schönheiten der Natur, die sie seit ihrer Ankunft in Abbot’s Leigh kennenlernen durfte, war diese wohl die wunderbarste und ließ ihr den Herzschlag vor Ergriffenheit stocken. Der grüne Vorhang der Trauerweiden umschloss eine flache, teichähnliche Bucht unmittelbar vor einer Biegung des Flusses. Am Fuße der Bäume wuchs Moos und Farnkraut in üppiger Fülle, blühten Weinrosen und späte Sumpfdotterblumen. Der verborgene Winkel war so dicht bewachsen, dass selbst die Luft in einem kraftvollen Grün zu schimmern schien.

    Gefangen vom Zauber dieses Ortes, so musste das Reich der Feenkönigin Titania aussehen, entledigte Julianna sich ihrer Kleider und breitete sie zum Trocknen über die Zweige kleiner Schösslinge. Dann machte sie sich unbeschwert, weil nur mit einem kurzen, durchsichtigen Hemdchen bekleidet, daran, einen Strauß von wilden Rosen zu pflücken. Tief atmete sie ihren betörenden Duft ein. Als sie zum Schluss einen ganzen Busch der hellrosa Blüten fand, flocht sie noch einen Kranz daraus, dessen Schönheit jede mit Diamanten und Perlen geschmückte Tiara in den Schatten gestellt hätte.
    Nur eine Armlänge entfernt rieselte ein kleiner Bach und fiel am Ende in einer winzigen Kaskade über ein hervorspringendes Felsstück in die stille Bucht. Die herabfallenden Tropfen erzeugten auf der Wasseroberfläche eine zauberhafte Melodie gleich einem Feenreigen. Julianna formte eine Schale aus ihren Händen, fing das kühle, glitzernde Nass darin auf und ließ es süß und frisch die Kehle hinunterlaufen.
    Wenige Schritte entfernt verlockte dichtes, weiches Moos zum Ausruhen. In seliger Sorglosigkeit ließ sich Julianna auf diesen samtenen Teppich sinken, der ihre Glieder kühl und sanft umschmeichelte. Müde blinzelte sie zu dem klarblauen Himmel empor. Das Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Wassers schien wie durch Zauberhand nach und nach in weite Ferne zu rücken, und unversehens versank sie in einen nach all den heißen Nächten unsagbar wohltuenden Halbschlaf.
    Irgendein Geräusch riss Julianna aus ihren Wachträumen. Sie schlief nicht mehr und war doch noch nicht aufgewacht. Ein merkwürdiges Gefühl sagte ihr, dass sie sich noch mitten in einem ihrer Träume befand, als sie einen Mann erblickte.
    Sein Gesicht unter dem feuchtglänzenden dunklen Haar lag im Schatten überhängender Äste, während auf seinen wohlgeformten Oberkörper hin und wieder ein Sonnenstrahl fiel und das Spiel der Muskeln hervorhob. Anhand illustrierter Werke über hellenische Kunst hatte sich Julianna schon seit Langem in aller Unschuld für die Schönheit nackter Männerstatuen begeistert. Doch das lebende Modell in seinen warmen Fleischtönen und den harmonischen Bewegungen von Sehnen und Muskeln war ungleich schöner … und viel, viel erregender. Während Julianna wie gebannt auf dieses verführerische Geschöpf dort im Wasser starrte, spürte sie zum ersten Male in ihrem Leben ein merkwürdig drängendes Verlangen.
    Träge wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen, um das Traumbild zu verbannen. Doch plötzlich entstieg der Mann dem Wasser und legte den Finger auf die Lippen.
    Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen beobachtete Julianna, wie anstatt des Fischschwanzes eines Tritonen oder der Bocksbeine eines Satyrs wohlbekannte Kalblederhosen zum Vorschein kamen. Sir Edmund?
    Er war es in der Tat, der jetzt an ihrer Seite kniete und mit dem Finger zu einem Spalt in dem Vorhang aus Weidenzweigen wies. Julianna richtete sich auf, spähte aufmerksam durch das dichte Laub und hielt dann entzückt den Atem an. Keinen Steinwurf entfernt löschte eine Hirschkuh mit ihren Jungen friedlich den Durst am Flussufer. Sie waren der Anwesenheit von Menschen noch nicht gewahr geworden und bewegten sich ungezwungen und ohne Scheu, sodass die Lauscher sie nach Herzenslust beobachten konnten.
    Doch trotz dieses so seltenen Schauspieles irrte Juliannas Blick immer wieder zu Sir Edmunds nacktem Arm mit

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