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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Kranken in der Gemeinde sehr zu schaffen gemacht. Die anstrengende Arbeit tat ihr nichtsdestoweniger wohl, lenkte sie doch ihre Gedanken von dem erregenden Erlebnis am Flussufer ab. Zum Glück war die Temperatur am Nachmittag etwas zurückgegangen, und eine erfrischende Brise aus Ost hatte sich aufgemacht.
    Verwirrt von dem unverantwortlichen Gefühl des Hingezogenseins zu Edmund verbot sich Julianna jede Erinnerung an jene ungewöhnlich Stunde und sagte sich immer wieder, dass es nur der Zauber von Ort und Zeit gewesen war, der ihr diesen Glanz verliehen hatte, oder dass ihr langes Alleinsein ihre Fantasie zu sehr angeregt haben mochte. Es war deshalb nur zu begrüßen, dass sie auch einmal mit Menschen ihrer Altersstufe, wie den Bayards, zusammenkam.
    Am Abend dann stand sie, kunstvoll frisiert und in ihrem grünen Seidenkleid, Edmunds Verwandten in dem kostbar ausgestatteten Salon von Bayard Hall gegenüber.
    „Julianna, darf ich dich mit meinem Cousin Lord Marlwood und seiner Schwester, der verwitwete Countess of Sutton-Courtney bekannt machen“, sagte Edmund in durchaus weltmännischer Manier.
    Wie gebannt starrte Julianna die junge Frau an, die ihr als das Schönste vorkam, was sie je gesehen hatte. Eine Kreation aus Spitze, Voile und lavendelblauer Seide umgab wie eine Wolke die zarte und doch anmutig gerundete Gestalt. In den großen, dichtbewimperten grünen Augen lag ein Schimmer von Frohsinn, gemischt mit einem Hauch von Bosheit, und der einer Rosenknospe gleichende Mund hatte zweifellos schon viele Männerherzen gebrochen. Ganz besonders beneidete Julianna aber die Countess um ihr volles, üppiges Haar in der Farbe dunklen Honigs, das nach der neuesten Mode hoch aufgetürmt war.
    Als sich Julianna aus einem tiefen Knicks aufrichtete, traf sie der Blick des jungen Lord Marlwood, der sie bewundernd musterte. Trotz Edmunds gegenteiliger Meinung erschien er ihr wie das lebende Abbild von Crispin. Die Unterschiede zwischen beiden waren ihrer Ansicht nach unbedeutend. Lord Marlwood war ein wenig kleiner und schlanker als Crispin, und er trug eine gepuderte Perücke über seinem eigenen Haar. Seinen Augen fehlte auch das warme Haselnussbraun, das sie an Crispin so liebte. Dafür glänzten sie gleich kostbaren Smaragden wie bei seiner Schwester Vanessa. Er war fürwahr eine äußerst beeindruckende Erscheinung!
    Edmund ergriff die schlanke, gepflegte Hand der Countess und neigte sich ritterlich darüber. Bei diesem Anblick wurde sich Julianna schmerzlich ihrer sonnengebräunten Haut bewusst.
    „Die Königin der Liebe war stolz und froh“, zitierte Edmund seinen geliebten Jonathan Swift, während er dabei der jungen Frau in die Augen sah, „Vanessa so geschmückt zu sehn.“
    Vanessa entzog ihm ihre Hand und versetzte ihm einen koketten Klaps. „Cousin Edmund mit den Manieren eines Kavaliers und der Moral eines Puritaners – wie immer. Du bist so unbeschreiblich galant, dass man versucht ist, dir alles zu glauben. Aber bitte“, fuhr sie mit kindlich nörgelnder Stimme fort, „verschone mich mit Swifts armseliger Ode. Eine Zeit lang fand ich es ja ganz amüsant, den Namen ihrer Heldin zu tragen. Aber jetzt dient er nur noch dazu, in wenig schmeichelhafter Weise auf mein Alter aufmerksam zu machen. Und dazu noch dieser abscheuliche Titel verwitwete Countess of Sutton-Courtney – verwitwet! Dabei komme ich mir vor wie ein altes Weib. Ich leide schon genug darunter in der Öffentlichkeit. Deshalb bitte ich mir im Kreise der Familie die einfache Anrede Cousine Vanessa aus.“ Sie bot Edmund ihre Wange zumKuss, den dieser bereitwilligst gab.
    Dann ergriff die Countess Juliannas Hände und zog sie näher zu sich. „Das also ist das reizende Kind“, gurrte sie, „das aus einem alten Hagestolz einen frischgebackenen Ehemann gemacht hat! Langston Carew verbreitet die Kunde von ihrer Schönheit schon seit einem halben Jahr. Nun, ich muss sagen, ich teile seine Bewunderung. Allein dieser Teint! Oh, wie beneidenswert ist die unschuldige Frische der Heranwachsenden!“
    Julianna entzog ihr die Hände so rasch, wie es die Höflichkeit erlaubte. „Ich bin fast zwanzig, Euer Ladyschaft, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Mr Carew viel von mir zu berichten wusste, da wir uns nur ein einziges Mal begegnet sind.“
    „Nun, mehr bedurfte es bei einem Kenner wie ihm wohl auch nicht dazu. Ich erinnere mich, dass er erzählte, er habe Euch im Theater erblickt und danach kaum noch die Augen zur Bühne wenden

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