Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
„Ich selbst habe einen jungen geheiratet, und was habe ich davon gehabt? Gleich nach der Hochzeit erkrankte die ganze Familie, und mein Gemahl überlebte seinen Vater gerade lange genug, um den Titel zu erben und mich als verwitwete Countess of Sutton-Courtney zurückzulassen. Der gesamte Besitz fiel an eine Seitenlinie, und ich stand mittellos da.“
    Bei diesen Worten bekam ihr Bruder einen Lachanfall und verschluckte sich dabei um ein Haar an einer Auster.
    Die Countess warf ihm einen indignierten Blick zu. „Nun, also vergleichsweise mittellos. Mein Rat an jede vernünftige Frau lautet deshalb: Nimm dir einen Mann in reifen Jahren mit einer nachweislich guten Konstitution, den nicht jeder Schnupfen dahinrafft.“
    Julianna konnte erst aufatmen, als sich das Gespräch der Londoner Gesellschaft zuwandte und danach den Streitigkeiten über die Thronfolge in Österreich, wo man bestrebt war, auch einen weiblichen Prätendenten zuzulassen, da der letzte Kaiser nur eine Tochter mit Namen Maria Theresia hinterlassen hatte. Im Hause Ramsay hatten jedoch politische Fragen nie eine Rolle gespielt, sodass Julianna an der Unterhaltung nicht teilnehmen konnte. Sie sah sich gelangweilt um und bemerkte verwirrt, dass der junge Lord Marlwood sie interessiert betrachtete.
    Seiner Schwester waren diese Blicke offensichtlich ebenfalls nicht entgangen, denn sie wechselte sofort das Thema und sagte: „Ich sehe, dass Ihr in Laurence eine Eroberung gemacht habt, liebe Julianna. Ihr müsst ihn aber energisch in die Schranken weisen, sonst bricht ihm das Herz, und ich bringe ihn nie vor den Traualtar. Ah, da kommt der Portwein für die Herren. Wir werden inzwischen in den kleinen Salon gehen, liebe Julianna, und ein wenig miteinander plaudern.“
    Die Herren erhoben sich höflich, als die Countess ihren Gast zur Tür geleitete. Im Vorübergehen flüsterte sie Edmund zu: „Sprich mit Laurence … seine Spielschulden … seine Liebesaffären … vielleicht hört er auf dich.“
    Edmund blickte ihr missmutig nach, denn er zweifelte an seinem Einfluss auf den jungen Vetter, über dessen verfehlte Erziehung er sich schon vor Jahren mit seiner inzwischen verstorbenen Tante gestritten hatte. Mit dem Portweinglas in der Hand schlenderte er durch das Speisezimmer und betrachtete die Gemälde an der Wand, die sämtlich nicht seinem Kunstverständnis entsprachen.
    „Ich muss schon sagen, ich bewundere deinen Geschmack in puncto holde Weiblichkeit, Edmund“, ertönte hinter ihm die Stimme des Vetters. Bevor er jedoch antworten konnte, fuhr Laurence in anzüglichem Tone fort: „Und deine Frechheit … Crispin seine kleine Taube einfach wegzufangen.“
    „Was redest du da für ungereimtes Zeug?“, fuhr Edmund auf.
    Genießerisch nahm Laurence eine Prise Schnupftabak. „Ach, sei doch nicht so empfindlich. Du weißt genauso gut wie ich, dass Crispin das Mädchen heiraten wollte. Was wird er wohl sagen, wenn er zurückkommt? Ich hoffe, du reservierst mir einen Logenplatz bei eurer Auseinandersetzung.“
    „Kümmere dich lieber um deine Spielschulden“, knurrte Edmund.
    „Das hast du auch schon gehört? Ei, ei.“ Der Vetter schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Aber keine Sorgen, sie sind sämtlich beglichen.“
    „Wirklich? Woher hattest du denn das Geld?“
    Laurence machte eine wegwerfende Handbewegung. „Von guten Freunden. Ein Mann mit Charme und Eleganz ist nie verloren.“ Er hielt Edmund seine kostbare Schnupftabaksdose hin.
    Edmund wehrte ärgerlich ab. „Und wessen Ehefrau betörst du gerade mit Charme und Eleganz?“
    Der junge Lord massierte lächelnd den rechten Nasenflügel mit seinem Zeigefinger. „Du weißt doch, Edmund: Ein Kavalier genießt und schweigt.“
    Angewidert wandte Edmund sich um. „Bleibt nur die Frage, hat sie gezahlt, damit niemand eserfährt, oder er?“
    Laurence kicherte in den höchsten Tönen. „Oh, Edmund, du bist ja ein ganz gefährlicher Mensch!“
    Mit lautem Klirren stellte Edmund sein leeres Glas auf die Anrichte, denn er verspürte keinerlei Lust mehr, dieses Gespräch fortzusetzen. „Wahrscheinlich ist es sinnlos, darauf zu hoffen, dass du irgendwann einmal erwachsen wirst“, sagte er kühl. „Du solltest endlich heiraten.“
    „Puh, alle wollen mich in den Ehestand drängen. Ich will aber das Leben genießen, solange mein Weizen noch blüht.“
    „Dann mache ich dich aber vorsichtshalber darauf aufmerksam, dass dieser Weizen bei meiner Gemahlin nicht in Blüte steht.“
    Amüsiert warf

Weitere Kostenlose Bücher