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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Sutton-Courtney kein ausgesprochenes Vergnügen sein musste, und ihr Herz erwärmte sich bei diesem Gedanken in Sympathie für den jungen Lord.
    „Wie nett von Euch, mich zu besuchen, Cousin Laurence. Wollen wir im Garten Tee trinken? Mrs Tully versteht ihn ausgezeichnet zu bereiten.“
    „Eine gute Idee!“ Lord Marlwood nieste dezent in sein Taschentuch. „Ich habe mir schon immer gewünscht, mich einmal allein mit Euch unterhalten zu können. Euer Gemahl hat eine so hochmütige, selbstsichere Art, dass man sich in seiner Gegenwart immer wie der größte Schwachkopf vorkommt. Ich glaube, er ist überzeugt, dass ich noch nie in meinem Leben ein vernünftiges Wort von mir gegeben habe, und deshalb halte ich lieber den Mund.“ Er kicherte ein wenig albern, und auch Julianna musste unwillkürlich lachen.
    „Ihr dürft es Edmund nicht verargen. Er macht zwar einen etwas unnachsichtigen Eindruck, das gebe ich zu. Doch ich glaube, Ihr schätzt seine Meinung über Euch nicht richtig ein. Erst kürzlich hat er mir gegenüber hervorgehoben, wie hoch er Eure Zurückhaltung im Gespräch anerkennt.“ Insgeheim bat Julianna um Verzeihung, dass sie Edmunds Worte etwas zu frei ausgedeutet hatte.
    Laurence schob die Unterlippe vor. „Nun, von mir aus kann jeder von mir denken, was er will. Aber lasst uns doch lieber über Euch sprechen, Cousine Julianna. Ihr seid so verschlossen und bescheiden im Vergleich mit Vanessa, dass man ganz begierig darauf wird, etwas mehr von Euch zu hören. Habt Ihr vielleicht auch eine herrische Schwester, die Euch in Eure Schranken weist?“
    „Ach, ich habe gar keine Familie mehr, seit mein Vater tot ist, außer meinen Vetter Francis Underhill … und meinen Stiefbruder.“
    „Einen Stiefbruder? Ist er älter oder jünger?“
    „Älter. Einige Jahre sogar.“
    „Das ist wirklich fatal, nicht wahr?“ Laurence hob die Hände in gespieltem Entsetzen empor. „Vanessa liegt mir ständig in den Ohren, ich soll heiraten und einen Sohn in die Welt setzen, der den Titel erbt. Es sei meine Pflicht der Familie gegenüber und lauter solchen Humbug. Der Titel interessiert mich überhaupt nicht. Es wäre mir lieber, ich hätte einen Bruder, der Lord Marlwood geworden wäre. Vanessa ist aber ganz scharf darauf, und ich habe manchmal den Eindruck, sie beneidet mich, weil ich der Erbe bin. Aber was kann ich denn dafür, dass ich Mamas einziger Sohn bin, ihr Hätschelkind, weil ich nach Vaters Tod geboren wurde. Vanessa und Mutter kamen nie besonders gut miteinander aus …“
    Als Lord Marlwood unaufhörlich weiter von seiner Kindheit und seiner herrschsüchtigen, wennauch zugleich sehr nachsichtigen Mutter erzählte, nahm seine Stimme einen weinerlichen Klang an. Gelegentlich hielt er kurz inne, um Julianna eine Frage zu stellen, fuhr jedoch ohne großes Interesse an ihrer Antwort sogleich mit seinen geisttötenden Selbstbetrachtungen fort, sodass Julianna nachgerade Schwierigkeiten hatte, ein Gähnen zu unterdrücken.
    Schließlich stellte Laurence bedauernd fest: „Ich muss jetzt leider gehen, so angenehm die Stunden mit Euch waren, liebe Julianna. Darf ich morgen wiederkommen?“
    Juliannas Versuch zu lächeln, misslang kläglich. „Es tut mir unendlich leid, Cousin Laurence, aber morgen Nachmittag bin ich beschäftigt. Ich helfe der Pfarrersfrau bei der Gemeindearbeit.“
    Laurence schnalzte anerkennend mit der Zunge. „Wenn Ihr denn am Nachmittag unabkömmlich seid, so lade ich mich eben zum Abendessen ein.“
    „Ich werde mich glücklich schätzen, Euch als meinen Gast begrüßen zu können.“ Die gequälte Höflichkeit ihrer Worte erinnerte Julianna an die Art, wie Edmund bei entsprechenden Gelegenheiten zu antworten pflegte.
    „Bis morgen dann.“ Der junge Lord verabschiedete sich mit einem betont galanten Handkuss.
    Kopfschüttelnd blickte Julianna ihm nach. Beim näheren Kennenlernen verringerte sich die Ähnlichkeit zwischen Crispin und Laurence deutlich, insbesondere in Bezug auf das Aussehen und den Charakter. Nur manches an Laurence Bayards gewählten Manieren erinnerte sie so lebhaft an Crispin, dass es ihr fast den Atem verschlug. Und um dieser seltenen Momente willen würde sie auch weiterhin die Gesellschaft des Vetters ertragen.
    Bei Juliannas Rundgang in Marlwood am nächsten Tage tauchte die Person Laurence Bayards an unerwarteter Stelle erneut auf.
    „Gott zum Gruße, Mylady und Mrs Trowbridge!“, rief Mr Warbeck den Damen schon von Weitem entgegen. „Wieder auf dem Wege

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