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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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guter Taten unterwegs, wie ich sehe? Der Herr Pfarrer behauptet allerdings, nur durch Gottes Gnade fristeten wir unser Dasein – eine gute Ausrede für alle, denen Nächstenliebe zu teuer oder zu anstrengend ist. Wie ich höre, ist Seine Lordschaft mal wieder in seinem großen Haus, Lady Fitzhugh?“
    Julianna versäumte kaum je die Gelegenheit, bei ihren Besuchen im Dorf ein kleines Schwätzchen mit Old Charlie zu halten.
    „Gewiss, Mr Warbeck. Er ist vor etwa zwei Wochen zusammen mit seiner Schwester hier eingetroffen.“
    Mr Warbeck rümpfte seine große, von lilaroten Äderchen durchzogene Nase. „Das ist vielleicht ein Fatzke, nicht wahr? Sauber verzogen von der Frau Mama. Miss Vanessa war ein lustiges Ding als Kind. Jetzt hat sie sich wohl in der Stadt mit ihren Sündenpfuhlen zu sehr eingerichtet. Merkt Euch“, er hob warnend den Zeigefinger, „die Bayards waren einmal eine bedeutende Familie, und den Zweig mit dem besten Blut verkörpert Kapitän Fitzhugh. Es wäre eine Schande, wenn er aussterben würde.“
    Julianna hatte während des Sommers zu viele Winke mit dem Zaunpfahl von Charlie Warbeck bekommen, um nicht zu wissen, worauf er jetzt wieder hinauswollte. Deshalb stemmte sie die Hände in die Hüften, wie sie es von Mrs Tully abgeschaut hatte, und sagte: „Wenn Eure Wünsche Kinder in die Welt setzen könnten, Mr Warbeck, würde es in Abbot’s Leigh von ihnen nur so wimmeln. Doch da das nicht der Fall ist, solltet Ihr diese Angelegenheit lieber Sir Edmund und mir überlassen.“
    Der Alte schlug sich vergnügt auf das Knie. „Ihr seid mir ja eine ganz Scharfe, Mädchen! Na ja, der Kapitän würde ja auch kein sanftes, piepsenden Mäuschen im Hause haben wollen. Es soll nun ganz bestimmt kein Wort von Kindern mehr über meine Lippen kommen, Lady Fitzhugh. Am Denken aber werdet Ihr mich nicht hindern können“, fügte er kichernd hinzu.
    Als die beiden Frauen dann ihren Weg fortsetzen, schüttelte Arabella lächelnd den Kopf. „Vom Förmlichkeiten hält der Alte wirklich nicht viel. Aber ich glaube, ich mag ihn gerade aus diesem Grunde besonders.“ Nach einem kurzen Schweigen fügte sie leise hinzu: „Ich erwarte übrigens in einem halben Jahr mein erstes Kind.“
    Sprachlos starrte Julianna sie einen Augenblick lang an und schüttelte dann kräftig ihre Hand. „Meinen allerherzlichsten Glückwunsch! Welche Freude für Euch und für den Herrn Pfarrer! Aber wird Euch die Arbeit in der Gemeinde nun nicht zu viel werden?“, erkundigte sie sich besorgt. „Vielleicht sollte ich Euch in Zukunft mehr entlasten? Ich könnte ja auch Gwenyth miteinbeziehen.“
    Doch Arabella wollte davon zunächst noch nichts wissen und verabschiedete sich vor dem Pfarrhause mit vielen guten Wünschen, in denen unausgesprochen die Hoffnung mitschwang, Julianna möge ihr auch auf diesem Wege recht bald folgen.
    Nachdenklich schlenderte Julianna zurück nach Abbot’s Leigh. Nun wurde Arabella Trowbridge also Mutter. Die Leute in Marlwood schienen sie auf jede Weise daran erinnern zu wollen, dass sie von Rechts wegen auch schon in guter Hoffnung sein müsste. Bei diesem Gedanken kam ihr unwillkürlich in den Sinn, dass Edmund Fitzhugh wohl ein sehr vernarrter Vater sein würde.
    Der Abend mit Laurence Bayard schien kein Ende nehmen zu wollen. Ohne die Reglementierung durch seine Schwester und ohne die Furcht vor Edmunds wortloser Kritik schwatzte der junge Lord munter darauf los. Allerdings hatte er die Meinungen, die er dabei vertrat, vorwiegend von anderen übernommen und häufig nicht so recht begriffen.
    „Ich habe für morgen eine herrliche Überraschung geplant“, eröffnete er Julianna beim Abschied. „Ihr habt doch sicher schon von den Ruinen der alten Abtei gehört, nicht wahr?“
    „Gewiss. Ich hatte auch Edmund bereits gebeten, sie mir einmal zu zeigen. Aber es ist ihm dann wohl entfallen.“
    „Wollt Ihr nicht mir nun die Ehre erweisen, mich dorthin zu begleiten? Es führt allerdings nur ein steiniger, gewundener Pfad auf den Abbot’s Tor, und wir müssen zu Fuß gehen. Aber ich kann ein Pony mitbringen, das den Picknickkorb trägt. Was haltet Ihr davon?“ Laurence dämpfte seine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern, als er hinzufügte: „Ich könnte Euch auch alles über den wahnsinnigen Abt von Marlwood erzählen.“
    „Das klingt sehr … interessant“, erwiderte Julianna diplomatisch. „Bedauerlicherweise habe ich morgen sehr viel zu tun, da Mrs Trowbridge, die Pfarrersfrau, etwa

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