Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
er mit dem Stab des österreichischen Botschafters hier in London aufgetaucht. Felix, das ist mein Cousin, Sir Edmund Fitzhugh, und seine Gemahlin Julianna. Würden sich nicht die Hälfte aller Höfe Europas um sie reißen?“
    Der Baron machte eine übertrieben höfliche Verbeugung und küsste Julianna galant die Hand. „Verehrte Lady Fitzhugh“, sagte er in schwärmerischem Ton, „ich habe schon viel von der englischen Rose gehört, aber nie erwartet, sie in dieser Jahreszeit zu Gesicht zu bekommen. Nun weiß ich aber, dass sie keine Blume ist, sondern die liebliche Blüte der englischen Weiblichkeit.“
    Julianna hielt zutiefst beeindruckt den Atem an. Der Baron war ein ausgesprochen schöner Mann. Über seiner Stirn von eleganter Blässe türmte sich eine Perücke mit zahlreichen makellosen Locken. Unter seinem Rock aus taubenblauem Samt mit einem silbernen Schnurverschluss trug er eine üppig bestickte Weste in derselben Farbe. Sein Jabot und die Ärmelstulpen waren in verschwenderischer Fülle mit Brüsseler Spitzen verziert. Jeder Stich an seinem Anzug repräsentierte die neueste kontinentale Mode, während dessen Farbe das Gletscherblau seiner Augen unterstrich. Hinter seiner einschmeichelnden Begrüßung entdeckte Julianna jedoch einen messerscharfen Spott, und sie schwor sich, diesem gezierten Stutzer eine unliebsame Überraschung zu bereiten, wenn er erwartete, dass sie ihm hingerissen zu Füßen sinken würde.
    Obwohl ihr Ärger über Edmunds abweisende Art noch immer nicht vergangen war, entzog sie dem Baron ihre Hand und legte sie demonstrativ auf den Arm ihres Gemahls. „Eure artigen Komplimente können einer Dame leicht den Kopf verdrehen“, sagte sie liebenswürdig. „Leider sind sie an mich verschwendet, denn ich bin durch meine Ehe gefeit dagegen. Ihr solltet sie lieber bei unserer Gastgeberin anbringen.“
    „Das ist wirklich wahr, mein lieber Felix“, versicherte Vanessa. „Mein Vetter verwöhnt seine Gemahlin mit literarischen Zitaten über die Maßen. Also, versucht Eure reizenden kleinen Tricks gar nicht erst bei ihr.“ Sie drohte scherzend mit dem Finger. „Die beiden sind sich im übrigen auf eine geradezu unglaubliche Art zugetan, dass man ihren ehelichen Besitzstolz schon beinahe als unanständig bezeichnen kann.“
    „Seid Ihr das erste Mal in England, Baron?“, erkundigte sich Edmund höflich, während Julianna erneut dem Blick des Österreichers begegnete und mit Befriedigung feststellte, dass er als erster die Augen abwandte.
    „So ist es, Sir Edmund. Meiner Kaiserin ist an der Unterstützung ihrer rechtmäßigen Thronfolge durch England sehr viel gelegen, und ich selbst empfinde es als außerordentlich angenehm, mit Menschen zu tun zu haben, von denen man erwarten kann, dass sie zu ihrem Worte stehen.“
    Edmund hob die Brauen, und auf seinen Lippen erschien ein spöttisches Lächeln. „Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass dieser Krieg von dem ehrlichen Wort jener abhängt, die ihn führen,Baron. Aber in unserem eigenen Interesse hängen wir nicht an der männlichen Erbfolge und wissen aus eigener Erfahrung, dass Frauen äußerst fähige Regenten sein können. Ich bin unter der Herrschaft von Königin Anna aufgewachsen, in einer Periode also, die unserem Lande Frieden und Wohlstand gebracht hat. Und kein britischer Souverän der Vergangenheit kann unserer guten Königin Elisabeth das Wasser reichen.“
    Ungeduldig winkte Vanessa ab. „Wenn du unbedingt über so trockene Themen wie Geschichte und Politik sprechen willst, Edmund, schlage ich dir vor, Felix ins Haus zu geleiten und ihn bei unseren Gastgebern einzuführen. Ich muss noch ein Wort mit deiner Frau wechseln.“
    Als die beiden Männer gegangen waren, nahm Vanessa Julianna zur Seite und flüsterte ihr aufgeregt zu: „Meine Liebe, ich kann die Neuigkeit nicht eine Sekunde länger für mich behalten. Stellt Euch vor, der Marquis of Blessington wird einen großen Ball geben, und zwar einen Maskenball! Und er hat mich gebeten, als Gastgeberin zu fungieren. Ihr müsst unbedingt teilnehmen! Versprecht es mir. Jeder Gast soll einzeln erscheinen und sein Kostüm vor jedermann geheim halten. Um Mitternacht wird dann die Demaskierung erfolgen. Klingt das nicht wundervoll?“
    „Ich höre schon Edmund“, erwiderte Julianna und ahmte dabei den belehrenden Ton ihres Gemahls nach. „Das klingt ja wie ein Freibrief für unkontrollierten Unfug.“ Lachend fügte sie hinzu. „Wenn ich auch nicht für ihn sprechen kann,

Weitere Kostenlose Bücher