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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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regte sich nicht mehr.
    In dem Freudentaumel ihres Sieges hätte Julianna am liebsten ein für alle Mal mit ihrem Stiefbruder abgerechnet. Doch sie fasste sich rasch wieder und sagte sich, dass sie Gerechtigkeit anstrebte und keine Rache.
    Als sie Schritte hörte, fuhr sie auf. Es gelang ihre gerade noch, sich in einem der Nebenräume zu verstecken, als einige der Diener, die von den ungewöhnlichen Geräuschen aufgeschreckt worden waren, im Korridor auftauchten. Während sie unter aufgeregten Rufen ihren bewusstlosen Gebieter in sein Schlafzimmer trugen, schlüpfte Julianna auf den Gang und eilte die Treppe hinab. Die tödliche Gefahr, in der sie sich befand, hatte eine ungewöhnliche Energie in ihr geweckt, die es ihr möglich machte, in Sekundenschnelle aus dem Haus zu gelangen und die Straße hinunterzuhasten, wo im Schatten der Häuser ein Wagen auf sie wartete.
    „Julianna! Gott sei Dank!“ Edmund zog sie erleichtert in seine Arme. „Ich habe gesehen, wie Skeldon vorzeitig zurückgekehrt ist, und war schon drauf und dran, ebenfalls in sein Haus einzudringen. Aber ich hätte ja wissen müssen, dass du ihn auf die Knie zwingen würdest.“

    „Ich habe es!“, keuchte Julianna, während sich die Kutsche in Richtung Fitzhugh House in Bewegung setzte, und zog das Buch aus den Falten ihres Rockes. „Er überraschte mich, als ich gerade dabei war, das Haus wieder zu verlassen. Ich glaube … ich glaube, er weiß, wer ihm diesen Besuch abgestattet hat.“ Sie riss sich die schwarze Perücke vom Kopf und kicherte nervös. „Kein Wunder, dass du diese scheußlichen Dinger nicht magst.“
    Dann wandte sie Edmund den Rücken zu. „Könntest du dich vielleicht wieder einmal als meine Kammerzofe betätigen? Ich bekomme in diesem fürchterlichen Mieder keine Luft mehr. Oh … ja … danke. Und nun bin ich begierig darauf, zu Hause in ein warmes Bad zu steigen und mir die Schminke und den widerlichen Parfümgeruch abzuwaschen. Ich hoffe, es hat uns niemand beobachtet.“ Wieder wurde Julianna von einem schrillen Lachen geschüttelt, obwohl ihr die Tränen in den Augen standen. „Sonst heißt es noch, du habest es in deinem Wagen mit einer Straßendirne getrieben, und aus ist’s mit dem Sitz im Parlament.“
    Beruhigend streichelte Edmund ihre Wangen. „Vielleicht würden sie mir auch sofort ein Ministerium geben“, erwiderte er lächelnd. „Und nun beruhige dich“, flüsterte er, als sie leise zu schluchzen begann. „Das Ganze ist doch jetzt vorüber, und du bist in Sicherheit. Jerome wird dir nie wieder zu nahe treten. Alles wird wieder in Ordnung kommen.“
    Nein, das wird es nicht , dachte Julianna freudlos, Es wird nicht in Ordnung kommen, weil ich nicht aufhören kann, dich zu lieben .

21. KAPITEL
    Warum nur kann ich nicht aufhören, Edmund zu lieben? In einem Anflug von Reue und Schwermut fuhr sich Julianna unaufhörlich mit der Bürste durch das Haar, bis die Kopfhaut brannte.
    „Wenn Ihr so weitermacht, Ma’am, werdet Ihr Euch auch noch das letzte Haar ausreißen.“ Gwenyth nahm ihr energisch die Bürste aus der Hand und glättete geschickt die wirren Locken. „Was ist nur los heute? Ich dachte, Ihr würdet vor Freude trillern wie eine Lerche, weil das Gerichtsverfahren vorüber ist und dieser gemeine Mr Skeldon seinen verdienten Lohn erhalten hat.“
    Julianna gab keine Antwort. Im Nachhinein konnte sie ihre eigene Kühnheit einfach nicht begreifen. Das Auftreten vor dem Gerichtshof war ein Kinderspiel dagegen gewesen. Oh, dieses herrliche Gefühl, im Zeugenstand die Aussage zu machen und dabei die ganze Zeit Jeromes klägliches Gesicht sehen zu können! Und die Richter hatten ihr geglaubt! Sie sollte eigentlich närrisch vor Erleichterung sein und hatte jeden Grund der Welt, Stolz auf ihren Erfolg und Zufriedenheit mit ihren Lebensumständen zu empfinden. Allen Grund der Welt … bis auf einen.
    Vor drei Monaten hatte sie beschlossen, sich Edmund aus dem Herzen zu reißen und ihre Liebe zu Crispin wieder aufleben zu lassen. Aber alle ihre Bemühungen waren umsonst gewesen, obwohl sie jede nur denkbare Möglichkeit genutzt und sogar des Öfteren Crispins Zimmer einen Pflichtbesuch abgestattet hatte. Ein Blick auf seine Sachen rief jedoch ausschließlich ein schmerzliches Schuldgefühl bei ihr hervor.
    Was nutzten auch alle Anstrengungen, denen sie sich tagsüber unterzog, wenn alles vergessen war, sobald sie des Nachts die Augen geschlossen hatte? Nicht einmal die Träume, die ihr früher Crispin

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