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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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höfischer Tänze. Wenn eine Sarabande beendet war, stand bereits der nächster Tänzer bereit, um die Damen zu einer Gavotte oder einer Gigue auf das Tanzparkett zurückführen. Schließlich bat Julianna atemlos um eine Pause.
    Der gutmütige Mr Pritchard kam ihr zu Hilfe. „Vielleicht ein Gläschen Punsch, Lady Fitzhugh?“
    „Wie herrlich, Mr Pritchard! Ich bin wie ausgedörrt vom Tanzen.“ Julianna trank ihr Glas auf einen Zug aus.
    „Das ist mein eigenes Rezept“, erklärte der Gastgeber voller Stolz, während er das Glas erneut füllte. „Ich mische ihn mit Rum und Zucker aus meinen Plantagen und einigen ausgewählten Fruchtlikören.“
    „Wirklich sehr erfrischend und so süß, dass man gar keinen Alkohol darin vermutet. Könnte ich wohl noch einen Schluck haben?“ Dankend nahm Julianna eine neue Portion des verführerischen Getränkes entgegen. „Ihr müsst sehr stolz sein auf Eure glückliche Familie, Sir.“
    „Meine Töchter sind wirklich alles gute Mädchen“, bestätigte Mr Pritchard. „Sie sind alle in den Kolonien geboren und aufgewachsen und haben dort ein recht einfaches Leben geführt. Jetzt sind sie natürlich überwältigt von den Eindrücken in der Londoner Gesellschaft. Da wir es mittlerweile zu einigem Vermögen gebracht haben, kommen für Mrs Pritchard nur ordentliche englische Schwiegersöhne infrage, keine Bauerntölpel aus den Kolonien. Aber ich fürchte, die Mädchen haben heute Abend keinen besonderen Eindruck bei unseren Gästen hinterlassen.“
    Obwohl Julianna derselben Ansicht war, versuchte sie doch, ihren freundlichen Gastgeber etwas zu beruhigen. „Ich habe die elegante Gesellschaft anfangs auch ziemlich entmutigend gefunden und erst seit kurzem richtig Fuß darin gefasst. Vielleicht würden Eure Töchter sich in einer weniger formellen Atmosphäre wohler fühlen. Ich werde sie gelegentlich nach Fitzhugh House zum Tee einladen.“
    „Das ist außerordentlich großzügig von Euch, Lady Fitzhugh!“ George Pritchard strahlte über das ganze Gesicht. „Noch etwas Punsch?“
    „Aber nur einen Tropfen. Ich fürchte, wir müssen unser Gespräch an der Tafel weiterführen, denn meine Tanzpartner werden schon ungeduldig.“
    Während des nächsten Menuetts begann Julianna, sich in der allgemeinen Bewunderung der Männerwelt zu sonnen. Vielleicht würde Edmund endlich bemerken, dass andere Männer sie attraktiv und begehrenswert fanden. Doch wann immer sie einen Blick in seine Richtung warf, musste sie feststellen, dass er keinerlei Notiz von ihrem Erfolg nahm. Er schien in ein lebhaftes Gespräch mit Lady Lynwell vertieft zu sein und für nichts anderes Interesse zu haben. Obwohl sich Julianna über seine Gleichgültigkeit ärgerte, musste sie doch einräumen, dass er sich himmelweit von allen anderen männlichen Gästen unterschied.
    Der schlichte Schnitt seines Leibrocks aus dunkelblauem Satin unterstrich die kräftige Schlankheit seines Körpers. Das gestärkte Jabot hatte er gegen eine einfache Halsbinde ausgetauscht, und die Aufschläge des Rockes zierte auch nicht ein Fingerbreit Spitze. Das kurzgeschnittene Haar hob sein markantes, aristokratisches Profil beeindruckend hervor. Gegenüber all diesen bunt gemusterten, gepuderten und mit Perücken behängten jungen Dandys schien Sir Edmund Fitzhugh auf kompromisslose Weise gediegene Männlichkeit zu verkörpern. Bei seinem Anblick wurde Julianna von einem rauschhaften Verlangen erfasst, auf das ihr Herz eine sehnsuchtsvolle Antwort gab.

22. KAPITEL
    Die Konversation an der Abendtafel der Pritchards schleppte sich anfangs nur mühsam dahin. Die ängstlichen Töchter wagten nur selten ein Wort. Eingedenk des Zweckes der Einladung waren auch die männlichen Gäste äußerst zurückhaltend, damit die jungen Damen nicht etwa ihre nichtssagenden Schmeicheleien als ernsthaftes Interesse auslegen könnten. Einzig Vanessa blieb von der etwas gespannten Atmosphäre unbeeindruckt und zeigte sich wieder einmal jeder gesellschaftlichen Situation gewachsen. Voller Neid und Bewunderung beobachtete Julianna die sich gewandt nach allen Seiten unterhaltende Countess und stärkte sich dabei für den bevorstehenden anstrengenden Contredans mit einigen Gläsern Punsch.
    Als das Dessert serviert wurde, stand Mr Pritchard auf und erhob sein Glas. „Ladies und Gentlemen“, sagte er feierlich. „Ich trinke auf den Helden von Masulipatam, ohne den meine Familie nicht hier um diesen Tisch versammelt wäre. Meinem Freund Sir Edmund Fitzhugh

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