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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Gesundheit und ein glückliches Leben!“
    Mit steinerner Miene verfolgte Edmund, wie die Tafelrunde auf sein Wohl trank, und seine Miene verfinsterte sich noch mehr, als Vanessa rief: „Die guten Sitten verlangen, dass du antwortest, Edmund. Tue uns doch die Ehre an und berichte von deiner waghalsigen Rettungstat.“ Und laut genug, dass alle anderen es hören konnten, erklärte sie dem Gastgeber: „Es ist nahezu unmöglich, meinen Cousin dazu zu bewegen, von seinen Abenteuern in Indien zu berichten. Wenn ich nicht einmal alles aus Langston Carew herausgeholt hätte, wüsste ich nicht das Geringste von seinen Heldenstücken.“
    „Carew!“, grollte Mr Pritchard. „Er hat uns doch erst in diese Zwangslage gebracht, so indiskret wie er war. Alle Engländer auf dem Subkontinent hat er dem Rachedurst des Maharadschas ausgesetzt.“
    Einige der jungen Gäste tauschten ungläubige Blicke aus, und hin und wieder murmelte einer kopfschüttelnd: „Langston Carew?“
    „Mir schaudert jetzt noch bei dem Gedanken, was geschehen wäre, wenn Kapitän Fitzhugh nicht mit seinem Schiff zu unserer Rettung herbeigeeilt wäre“, erklärte Mrs Pritchard. „Die Franzosen und die Haiderabadis standen praktisch schon vor unserer Tür, als sich mein Gemahl immer noch hartnäckig weigerte einzugestehen, dass wir in größter Gefahr waren.“
    „Dieses aufregende Ereignis ist meine früheste Erinnerung.“ Die Tatsache, dass Lavinia Pritchard sich aus eigenem Entschluss zu Worte gemeldet hatte, versetzte die Tafelrunde in schweigendes Erstaunen. „Kapitän Fitzhugh hob mich auf und setzte mich auf seine Schulter. Ich hatte Angst, mit dem Kopf gegen die niedrige Decke zu stoßen. Dann hörte ich, wie er zu Vater sagte, er wolle das Blut unschuldiger Kinder nicht auf dem Gewissen haben. Und schließlich ging er mit mir davon.“ Miss Pritchard senkte errötend den Kopf, als sie bemerkte, welch große Zuhörerschaft ihre Bemerkung gefunden hatte.
    Nun nahm Lady Lynwell den Faden auf. „Abigail und ich folgten dem Beispiel des Kapitäns, nahmen die kleineren Kinder und folgten ihm. Ich sehe noch, wie George gleich einem Floh auf dem Deck umhersprang und unbedingt die Teeballen aus den Lagerhäusern noch mit an Bord nehmen wollte. ‚Zum Teufel mit deinem Tee!’, schnauzte Kapitän Fitzhugh ihn an. ‚Nimm lieber deine Leute mit.‘ Wir waren kaum in See gestochen, als die Attacke begann und in wenigen Augenblicken die ganze Faktorei in Flammen stand. Ich werde es mein Lebtag nicht vergessen.“
    Die Zuhörer klatschten höflich Beifall, und wieder wurden die Rufe laut: „Antworten, Sir Edmund! Antworten!“
    Offensichtlich hatte Edmund erkannt, dass die Gäste keine Ruhe geben würden, denn er erhob sich langsam und sagte beinahe feierlich: „In dem Bericht ist meine Rolle weitaus übertrieben dargestellt worden. Dennoch bin ich stolz auf den kleinen Beitrag, den ich geleistet habe, um unsere verehrten Gastgeber vor Schaden zu bewahren. George, ich beglückwünsche dich zu deiner Familie. Sie ist besser, als du damals verdient hattest, als du um deinen verdammten Tee jammertest.“
    „Für einen Mann, der Stolz als seine Gewohnheitssünde bezeichnet“, warf Vanessa anzüglich ein, „leidest du aber an übertriebener Bescheidenheit, mein lieber Vetter.“
    Gelächter klang auf und erstarb schnell wieder, als Edmund sein Glas erhob. „Ich bin sicher“, sagte er lächelnd, „dass die reizenden Damen des Hauses unseres Trinkspruches bei Weitemmehr wert sind als ein ehemaliger Seemann. So lasst mich denn mit den Worten unseres unsterblichen Dichters Shakespeare, dem Schöpfer der Namenspatroninnen unserer lieblichen Haustöchter, ihre Anmut und Schönheit preisen.“ Jedes der Mädchen bedachte er mit feinsinnig und treffend ausgewählten Zitaten aus den verschiedenen Schauspielen von „Hamlet“ bis „Romeo und Julia“, und die jungen Damen erröteten angesichts dieser poetischen Huldigung, sahen verlegen zu Boden oder lächelten scheu. Dieser lebendige Widerhall auf die bewundernden Worte beseelte ihre bisher nichtssagend erschienenen Gesichter in so wunderbarer Weise, dass ihnen in diesem Augenblick niemand die von Edmund gerühmte Schönheit und Anmut absprechen konnte.
    Als Edmund geendet hatte, breitete sich rückhaltlose Begeisterung in der Tafelrunde aus. Die älteren Gäste applaudierten herzlich, während die jüngeren ihn mit lauten Bravorufen bedachten und auf den Tisch klopften, bis die Gläser zu klirren

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