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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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zurückgebracht hatten, hielten die Treue. Jetzt versetzten sie sie immer und immer wieder in Edmunds Arme. Manchmal war sie im Schlaf auch wieder in der zauberhaften Bucht am Fluss, und dann blieb sie nicht sittsam im Grase sitzen, sondern fand sich mit Edmund auf dem Moosteppich wieder und spürte seine nackte Brust durch den dünnen Stoff ihres Hemdes. Oder sie erlebte noch einmal den Augenblick auf dem Abbot’s Tor, als Edmund sie heftig am Oberarm gepackt hatte. Diesmal jedoch tat er es, um sie an sich zu ziehen und ihr einen leidenschaftlichen Kuss zu rauben. Am häufigsten aber lag sie mit Edmund auf einem Bett aus duftendem Heu und blickte mit ihm zu den Sternen hinauf.
    All diese Träume ließen sie am Morgen in einem Zustand äußerster Erregung zurück, der sich beim Erwachen in tiefste Enttäuschung wandelte.
    „Habt Ihr Euch schon überlegt, was Ihr heute Abend anziehen werdet, Mylady?“ Gwenyths Frage riss Julianna aus ihren Gedanken.
    „Ach, suche irgendetwas für mich heraus, Gwenyth.“ Julianna seufzte. „Es darf nur nicht zu schwer sein, denn ich vermute, dass auch getanzt wird.“
    Ihr heutiger Gastgeber war ein Bekannter von Edmund aus seiner Zeit in Madras, der aus Gesundheitsgründen vor Kurzem von seinen ausgedehnten Besitzungen in den karibischen Kolonien nach England zurückgekehrt war. Vanessa, der kaum ein Geheimnis verborgen blieb, hatte Julianna jedoch im Vertrauen mitgeteilt, dass der eigentliche Grund gewesen sei, seine zahlreichen Töchter unter die Haube zu bringen, und sie hatte ihre Absicht nicht verhehlt, Laurence als einen Anwärter auf die Hand einer der jungen Damen zu empfehlen.
    „Von der Schneiderin wurde gerade ein neues Gewand geliefert“, setzte Gwenyth ihre Herrin in Kenntnis. „Und ich glaube, es ist das allerschönste. Soll ich es herauslegen?“
    Auf Juliannas zurückhaltendes Nicken hin beeilte sich das Mädchen, Madame Merciers jüngste Schöpfung auf dem Bett auszubreiten. Bei ihrem Anblick verflog Juliannas düstere Stimmung auf der Stelle. Mieder und Obergewand aus Seidentaft glänzten in der Farbe reifer Aprikosen, während das steife Damastunterkleid kunstvolle Stickereien in Gold und Maulbeerfarben aufwies. Ein Fichu aus Seidengaze umrahmte den tiefen Ausschnitt. In dieser hinreißenden Aufmachung würde sie in den Ballsaal schweben wie die Verkörperung eines Frühlingstages in Surrey!
    Als sie nach sorgfältiger Toilette einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf, starrte Gwenyth sie in wortloser Bewunderung an. Die Zofe hatte einen nicht geringen Anteil an dem wundervollen Aussehen ihrer Herrin, war es ihr doch gelungen, mit Hilfe von Kamm und Kräuseleisen Juliannas Haar zu einem fantastischen Tuff am Hinterkopf aufzustecken und diesenauch noch mit den passenden Federn zu verzieren. Ungläubig betrachtete Julianna ihr Abbild. Sollte diese außergewöhnliche Schönheit tatsächlich sie selbst sein? Die changierende Seide unterstrich ihren rosigen Teint und den warmen Glanz ihres Haares. Bei jedem Schritt raschelten die Röcke und flüsterten von glutroten Sonnenuntergängen und Kirschblüten.
    Nur ein einziger Gedanke lebte jetzt in Julianna: Sie musste sich Edmund in ihrer ganzen Pracht zeigen. Eilig raffte sie die Röcke und eilte durch die im Dämmerlicht liegende Galerie zu dem Zimmer ihres Gemahls, das sie seit ihrer Rückkehr von Abbot’s Leigh noch nicht wieder betreten hatte. Einstmals hatte sie jede wache Minute dort verbracht, angstvoll auf seinen Atem gelauscht und am Ende geglaubt, sie müsse in diesen vier Wänden ersticken. Einen Herzschlag lang verharrte sie an der Tür. Dann rief sie leise Edmunds Namen.
    Von Zweifeln erfüllt, musterte sich Edmund im Spiegel seines Ankleidezimmers. Machte ihn dieses Bündel gepuderter Pferdehaare auf seinem Kopf wirklich jünger? Missmutig runzelte er die Stirn. Selbst in seiner Jugend hatte ihm das jungenhaft Ansprechende von Crispin gefehlt. Möglicherweise nahm ihm die Perücke tatsächlich zwei oder drei Jahre seines Alters – bestimmt aber nicht mehr als fünf. Das war aber immer noch viel zu viel für ein Mädchen von kaum einundzwanzig.
    Mürrisch zupfte er an der steif gestärkten Spitze des Jabots an seinem Hemd, dessen Kragen ihm den Hals zuzuschnüren schien. Der heutige Abend behagte ihm überhaupt nicht, denn in Anbetracht von George Pritchards Suche nach passenden Schwiegersöhnen würde der Ballsaal nur so wimmeln von jungen Burschen. Das letzte jedoch, was er sich

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