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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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Hahn reicht für einen ganzen Hühnerhof“, sagte er. Ich hatte die Hähnchen aber gern und wollte nicht, dass sie starben.
    Es war jedoch alles umsonst. Mein Vater bekam mich zu fassen und holte aus mir heraus, wo die Zwei versteckt waren. So wurden mein Retti und sein Bruder die Opfer von unserer Axt und Herrn Mühlbauers starkem Arm. Ich war sehr traurig und meinen Eltern sehr böse. Ich habe keinen Bissen von den Hähnchen gegessen. Auch nichts von der Soße, die ja aus ihnen gemacht worden war.
     
     

Blick in die Zukunft
    Mein Vater hat zwei Mütter, eine richtige und eine Stiefmutter. Die Stiefmutter ist nicht böse, nur streng zu ihrer Tochter. Sie ist fünf Monate jünger als Inge und trotzdem unsere Tante. Jedenfalls eine halbe …. Sie heißt Renate und wir haben sie alle sehr gern. Sie wohnen in Frankfurt und kommen einmal im Monat zu uns zu Besuch. Immer am Sonntag. Ich hole sie meistens vom Bahnhof ab. Mama macht dann immer was Gutes zum Essen, normalerweise riesige Rouladen. Und viel Salat und Nachtisch, damit Renate was auf die Rippen kriegt.
    Tante Lotte, so heißt Papas Stiefmutter, kann Karten legen. Nach dem Mittagessen und dem Abwasch legt sie meiner Mutter immer die Karten. Sie sitzen dann bei einer guten Tasse Kaffee in der Küche und wir müssen raus.
    Tante Lotte kann ganz unheimlich aussehen, weil sie tief blickt, nämlich in die Zukunft. Deshalb hat sie vielleicht auch so tief liegende Augen. Sie schaut aber auch in die Vergangenheit und erzählt uns vom alten Berlin und von Kaisers Zeiten. Sie ist viel älter als meine Mutter, die sie aber sehr gern hat. Viel lieber als ihre richtige Schwiegermutter. Von der sagt Mama manchmal, das sei eine Hexe, obwohl sie überhaupt keine Karten legen, oder gar in die Zukunft blicken kann.
    Mein Großvater, der nicht mehr lebt, war mit beiden Frauen nacheinander verheiratet. Als mein Vater noch jung war, ging seine Mutter mit einem Pfarrer durch. Sie konnte ihn aber nicht heiraten, weil er vorher starb. Der Pfarrer, meine ich. Mein Großvater hatte aber drei Kinder und keine Frau. Da kam Tante Lotte. Sie machte ihm wohl wieder Mut und sorgte dafür, dass die Leute endlich ihre Rechnungen bei ihm bezahlten.
    Bevor Tante Lotte und Renate dann abends nach Hause fahren, geht Mama immer noch mal mit ihnen in den Garten, außer im Winter. Dort versorgt sie die beiden mit Salat, Gemüse und Obst. Was eben grade reif ist. Dann haben sie wenigstens eine Woche Vorrat an Grünzeug.
    Ich gehe auch gerne zum Ernten in den Garten. Es gibt ja immer was. Wir haben so herrliche Pflaumen und Pfirsiche. Und vorher Stachelbeeren. Die esse ich am liebsten, wenn sie noch ganz hart sind. Wir haben auch gelbe Johannisbeeren, die sind ganz süß, viel besser als die roten.
    Manchmal nehme ich auch jemand mit. Ach, es könnte alles so schön sein, wenn der alte Herr Gutmann nicht wäre. Der sollte eigentlich Bösmann heißen, so gemein, wie der ist. Sein Garten liegt unserem genau gegenüber.
    Es ist schon ein großer Glücksfall, wenn Herr Gutmann nicht da ist. Dann kann ich nämlich Obst pflücken und Erbsenschoten essen, soviel ich will. Er lässt mich nicht in unseren eigenen Garten rein. Immer schimpft er rum und jagt mich fort. Dabei nimmt doch niemand etwas von ihm weg. Er hockt bei seiner Pumpe, lang und hager, wie er ist, und raucht sein Pfeifchen.
    Wenn ich mit Mama komme, sagt er nichts, gibt nur mit seinen Salatgurken an. Die sehen aber auch immer aus, als wären sie gemalt. Er behauptet auch, seine Gurken hätten kein bitteres Ende. Niemand weiß jedoch, ob das stimmt.
    Wenn die Gurken nämlich groß und reif sind, erntet er sie und wirft sie auf den Komposthaufen. Er mag keinen Gurkensalat und gönnt ihn deshalb auch keinem anderen. Es gibt in Kattenbach aber auch Leute ohne Garten, die sich bestimmt über was „Grünes“ freuen würden.
    Gutmanns wohnen übrigens im Nachbarhaus, wo Hollers in der Mansarde wohnen. Die haben ganz wenig Sonne in ihrem Hof. Ob das vielleicht an Herrn Gutmann liegt?
     

Eine zurückgelassene Erinnerung 
    Das Baby ist da. Ausgerechnet unsere Frieda hat es bekommen. Es ist zuerst verschrumpelt und braun gewesen. Jetzt ist es nur noch braun und brüllt. Ich finde es niedlich. Wenn man ihm einen Finger hinhält, umklammert ihn das Kleine mit seiner winzigen Hand. Aber am besten kann es schreien, sogar nachts. 
    Frieda will mit dem Baby und ihrem amerikanischen Freund nach

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