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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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entschärft.
     
    Ab und zu hört man, dass immer noch Blindgänger gefunden werden. In Auenheim haben sich zwei Jungen ein Fahrrad basteln wollen. Die Einzelteile haben sie sich überall zusammengesucht. Eins dieser Teile ist explodiert und beide Kinder waren tot.
    Meine Tante, die mit meinem Onkel in Auenheim wohnt, hat uns das erzählt. Außerdem hat Papa uns das auch aus der Zeitung vorgelesen. Gleich hat Mama gesagt, dass ich ja nicht allein in den Wald gehen solle und ja kein verrostetes Eisenzeug anfasse.
    Die Erwachsenen waren entsetzt über das furchtbare Unglück. Auch ich fand das schrecklich, und die Jungen gingen mir nicht aus dem Sinn. Es waren auch noch Brüder. Ihre Eltern haben jetzt gar kein Kind mehr.
    Wozu braucht man überhaupt Bomben? Wenn es keine gäbe, könnte so etwas auch niemals geschehen.
     
    Es ist noch etwas ganz Trauriges passiert. Herr Mohr ist gestorben. Ich habe sehr geweint. Letzte Woche hat mich Mama noch mit einem Topf heißer Hühnerbrühe zu ihm geschickt. Den Topf sollte ich gleich wieder mitbringen, weil wir nicht so viele Töpfe haben.
    Meine Mutter ist der Ansicht, eine gute Brühe ist für alles gut. Ob man Durchfall hat oder erkältet ist.
    Frau Mohr hat ihrem Mann die Brühe mit einem Kaffeelöffel eingeflößt. Er lächelte mich ganz dünn an und sah so blass aus. Er hatte auch eine ganz spitze Nase bekommen.
    Jetzt sagt Mama, dass Herr Mohr von seinen Schmerzen erlöst ist. Schlimm ist es nur für seine Frau und die Buben. Aber er würde schon vom Himmel herab ein Auge auf seine Familie haben.
    Herr Gutmann, der vom Garten, ist bestimmt doppelt so alt, wie Herr Mohr, aber der lebt, und hat keine Schmerzen. Und er hackt dauernd auf Kindern rum und auf seiner kleinen mausgrauen Frau, die sich auch immer duckt und sich nicht wehren kann.
    Das ist alles so ungerecht.
     

Richtiges Benehmen
    Wir haben einen neuen Lehrer. Er ist lang, dünn und blond. Er soll sich bei uns bewähren, wir sind nämlich seine erste Klasse. Außerdem ist er verlobt und will heiraten, wenn alles mit uns klappt. Das hat Herr Löwer uns wenigstens erzählt.
    Am liebsten macht er Wettrechnen. Da müssen wir alle aufstehen und er fragt zum Beispiel: „Wie viel ist vier mal vier?“ Wer zuerst die richtige Antwort weiß, darf sich gleich setzen. Das ist immer der Frieder. Ich stehe meistens am Schluss noch. Frieder und Herr Löwer finden sich gegenseitig toll.
    Der Rest der Klasse bedauert, dass Herr Göring nicht mehr bei uns ist. Der Staat hat ihn pensioniert. Neulich hat er uns mal besucht und brachte uns Karamellen mit, sogar die dicken. Wir haben uns sehr gefreut, nicht nur über die Bonbons. Herr Göring wohnt ja nicht in Kattenbach, sondern in der Stadt. Deshalb kam er wieder mit seinem alten Fahrrad, wie sonst immer. Er kann noch so gut Rad fahren, warum kann er da nicht mehr Lehrer sein?
    Herr Göring hat sich wie einer von uns hingesetzt und zugehört. Da ist Herr Löwer rot geworden und hat sich dauernd über seine dünnen Haare gestrichen.
    Als der Schulrat vorige Woche da war, ist er genauso gewesen. Dabei hat er zwei Wochen lang mit uns „Richtiges Benehmen“ geübt.
    Aber es hat alles geklappt. Jedenfalls hat der Schulrat seinen Bauch in seinen dunkelgrauen Anzug gestopft und unserem Lehrer ein paarmal kräftig die Hand geschüttelt. Da wurde Herr Löwer noch röter und wir haben am nächsten Tag einen Ausflug gemacht.
     
    Jedes Jahr im Sommer haben wir Waldfest in Kattenbach. Es gibt ein Kettenkarussell und eine Bude mit vielen bunten süßen Sachen. Ich esse am liebsten die grünen Zuckerstangen und die dicken Negerküsse.
    Oben auf der Schanze gibt es einen hölzernen Tanzboden, der eingezäunt ist, damit niemand beim Tanzen runterfällt und niemand ohne Bezahlung reinkommt.
    Im großen Zelt gibt es Bratwurst und Bier. Aber auch Limonade und Cola. Außerdem haben wir noch eine Losbude. Da kann man herrliche Dinge gewinnen. Ich gewinne aber höchstens mal einen Trostpreis.
    Vor dem Waldfest bin ich immer besonders brav, das heißt, ich bemühe mich, es zu sein, denn all die schönen Sachen kosten Geld. Aber mein Geld langt trotzdem nie.
    Letztes Jahr hat jemand beim Karussellfahren gebrochen. Gisi und ich haben das mit einem Putzlappen und einem Wassereimer weggemacht. Wir haben uns geekelt und beinahe noch selbst gebrochen. Danach durften wir aber ein paar Runden umsonst mitfahren. Wir mussten erst aussteigen, als sonst keine Fahrgäste mehr da waren.
    Es ist wunderbar, so

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