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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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Pferd bleiben“. Das ist ein Cowboyspiel. Unsere Schlitten sind die Pferde. Damit springen wir von dem überhängenden Ufer auf den See. Aber es kann uns nichts passieren, weil der See jetzt Eis ist. Man muss nur im Sattel beziehungsweise auf dem Schlitten bleiben. Das ist sehr spannend.
    Gisi sagt, der Abhang wäre einen Meter hoch, aber Edgar Mohr meint, er sei noch höher. Deshalb habe ich mal Papas Zollstock mitgenommen, um den Abgrund zu messen. Sie hatten beide nicht recht. Das Ufer hängt nämlich nur achtzig Zentimeter über. Mein Vater zerbricht sich aber immer noch den Kopf darüber, wo sein Zollstock geblieben ist. Ich weiß nur, dass ich ihn verloren habe, aber das sage ich lieber nicht. Es ist immer so kitzlig im Magen, wenn man da runtersaust. Man weiß ja nie genau, ob man unten heil ankommt. Wenn ich durchgerüttelt auf dem Eis gelandet bin, atme ich erleichtert auf. Ganz richtig eingebrochen ist noch niemand von uns, nur so halb, und das war ich. Es war furchtbar kalt!
    Verbrennen ist aber noch viel schlimmer. Das ist mir nämlich vor Kurzem beinahe passiert. Ich war am Damm zum Schlittenfahren. Der Schnee war schon halb weggetaut, deshalb war auch sonst niemand da. Naja, mir war langweilig. Der Schlitten setzte sich kaum in Bewegung. Außerdem habe ich bei dem nasskalten Wetter gefroren. Da bin ich eben mal zum Aufwärmen in den Bahnhof gegangen.
    Im Wartesaal steht ein uralter Ofen, der aber immer brennt und den Wartesaal richtig warm macht. Aber da wartet selten jemand drin, im Wartesaal, meine ich. Ich habe mich gerade mal gemütlich an den Ofen gelehnt, auf einmal machte es „blubb“. Ein ganz komisches Geräusch. Und es roch so verbrannt.
    Ich brannte!
    Voller Panik bin ich rausgerannt und habe mich in die Schneereste geworfen. Es machte „Zisch“, und ich hatte mich gelöscht. Jetzt war’s mir im Rücken aber überhaupt nicht mehr warm. Hinten war nämlich alles verbrannt. Dabei war das mein erster Mantel, der nicht aus gefärbter Amidecke war, nein, er ist schon als fertiger Mantel für mich gekauft worden.
    Zuhause war es gar nicht so schlimm, wie ich gefürchtet habe. Ich erzählte einfach, wie’s passiert ist und Mama hat nur geseufzt. Ich mache das auch ganz bestimmt nicht mehr, da ich ja jetzt weiß, was die für einen unzuverlässigen Ofen im Bahnhof haben.
     

Das Haus der sieben Sünden
    Seit einiger Zeit haben wir wieder unser Schlafzimmer. Unsere Frieda wohnt in der Mansarde. Mein Vater hat sie hergerichtet. So haben wir alle mehr Platz. Vor ein paar Tagen hat mich meine Mutter gefragt, ob ich gern ein Baby im Hause haben würde. Ich fand das eine tolle Idee. Also habe ich Zucker aufs Fensterbrett gelegt und über Nacht war er tatsächlich weg. Jetzt heißt es nur noch warten.
     
    Die Schule hat wieder angefangen und nur drei Tage gedauert. Wir haben nämlich Läuse, das heißt, die meisten in meiner Klasse. Es juckt zwar fürchterlich und ist scheußlich, wenn Mama mir die Läuse rauskämmt und das stinkende Zeug in mein Haar reibt, aber wir haben schulfrei. Die Läuse vergehen, die Schule nicht! Ein Junge, der noch gar nicht in der Schule ist und außerdem ein Cousin von Edgar, bekam sogar alle Haare abgeschnitten. Jetzt ist er berühmt und heißt Glatze. Leider dürfen wir Läuseträger nicht aus dem Haus und das wird auf die Dauer langweilig. Aber auch die lausigen Zeiten gehen vorbei.
     
    Jetzt habe ich gelegentlich nur noch Hühnerflöhe, aber damit muss ich trotzdem in die Schule. Ich habe Hühner gern und unseren Hühnerfuttermann auch. Der kommt uns alle paar Wochen besuchen und redet mit meiner Mutter. Sie kocht ihm immer Kaffee, aber echten, keinen Muckefuck, weil das der Hühnerfuttermann zu schätzen weiß.
    Mir hat er beigebracht, wie man Hühner hypnotisiert. In ganz Kattenbach bin ich die Einzige, die Hühner hypnotisieren kann. Aus Großmut habe ich Paul auch gezeigt, wie das geht. Der hat zuhause aber keine Hühner und kann deshalb nicht üben.
    Ich gebe auch Vorstellungen. Als Eintrittspreis nehme ich drei leere Fünferpackungen Zigaretten.
    Dadurch habe ich schon ein dickes Kartenspiel zusammengekriegt. Wir schneiden uns nämlich immer die Deckel ab und spielen damit Karten. Trumpf ist Juno, weil da draufsteht „Aus gutem Grund ist Juno rund“. Da ich beim Spielen immer so schnell meine Karten verliere, und auch nie so viel finde wie die andern, verdiene ich eben welche durch Hühner hypnotisieren.
    Ich stelle immer ein leere Bierflasche zwischen

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