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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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war sinnlos. Er konnte sich vorstellen, wie die Gallu sich versammelten und wie sie die Menschen in Gallu verwandelten. Es würde nicht lange dauern, bis sie die gesamte Welt übernommen hätten. Mütter würden sich gegen ihre Kinder wenden, Brüder gegen Brüder – all das mit einer Blutrünstigkeit, die keine Befriedigung kannte. Sie waren eine vollendete Waffe – und dabei waren sie ursprünglich dazu geschaffen worden, die Feinde der sumerischen Götter zu bekämpfen.
    Ganz besonders waren die Gallu dafür geschaffen worden, gegen die Charonte-Dämonen zu kämpfen, denn Sins Vater war davon überzeugt gewesen, dass sie eines Tages alles zerstören würden. Allerdings hatten seine Götter sich nie träumen lassen, dass Atlantis eines Tages zerstört werden würde – und damit auch alle Charonte-Dämonen. Da es jetzt keine Dämonen mehr gab, die sie in Schach halten konnten, hatten die Gallu ihre Aufmerksamkeit und ihr Begehren auf die Menschen gerichtet.
    Sie hatten ganze Städte zerstört, ehe Sin, Ishtar und Zakar es schafften, sie einzupferchen. Sin konnte noch immer die Körper der geschlachteten Menschen sehen, die als willenlose Dämonen wiedererstanden und kämpften.
    Aber schlimmer noch, er sah, wie sich seine eigenen Kinder gegen ihn wandten …
    Sin knurrte und drängte die Erinnerungen zurück. Sie würden ihn nur noch tiefer verletzen. Und er hatte schon genug mitgemacht. Die Vergangenheit war vergangen.
    Er hatte eine Zukunft, für die er kämpfte, und dafür brauchte er seine ganze Kraft. Er schloss die Augen und zwang sich, an nichts zu denken und nichts zu fühlen. Er durfte nicht zulassen, dass so etwas Belangloses wie Rache oder Hass ihn erschöpften. Er hatte zu viel zu tun.
    Kat lief durch die Straßen von New York und versuchte, eine Spur von Sin zu finden. Er war vielleicht schon gar nicht mehr in der Stadt, aber weil er in der Nacht zuvor hier gewesen war, war es doch immerhin wahrscheinlich, dass er noch da war. Ein kalter Wind ließ sie frösteln, als sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen bahnte.
    Sie liebte New York zur Weihnachtszeit und konnte gut verstehen, warum ihr Vater in dieser Zeit so gern hier war. Zugegeben, es war kalt, aber hier tobte das Leben, die Menschen eilten durch die Straßen, kauften ein, arbeiteten und lebten.
    Am meisten liebte sie die geschmückten Schaufenster und die lustigen Szenen, die die Dekorateure ausgewählt hatten. Sie waren etwas ganz Besonderes und erfreuten das Kind in ihr, besonders, wenn sie andere Kinder sah, die vor Vergnügen kreischten, während sie auf ein Schaufenster zeigten und dann zum nächsten weiterrannten, vorbei an den genervten Erwachsenen.
    Kat war noch nie so sorglos gewesen. Obwohl sie behütet aufgewachsen war, war ihre Kindheit nie unschuldig gewesen. Sie hatte Dinge gesehen, die ein Kind nicht hätte sehen sollen, und es war schwierig, davon nicht abzustumpfen.
    Aber diese lachenden, ausgelassenen Kinder, die keine Vorstellung davon hatten, wie hässlich die Welt sein konnte – das waren diejenigen, für die sie kämpfte. Und dieser Kinder wegen musste sie Sin finden und ihn aufhalten. Er durfte sie nicht als Beute aufs Korn nehmen.
    Nicht nach dem, was er in der vergangenen Nacht dieser armen Frau angetan hatte. Warum hatte er einen menschlichen Leichnam entweiht? Kat kam darüber noch immer nicht hinweg. Es traf sie hart, und sie konnte nichts tun, als für diese Frau Trauer zu empfinden – und für ihre Familie, die nie erfahren würde, was ihr zugestoßen war.
    Es war niederträchtig, und es war schrecklich. Mehr noch, es war schlicht und einfach falsch.
    Kat hielt inne und ließ ein kleines Mädchen an sich vorbeilaufen, als ein großer Mann sie von hinten anrempelte. Kat knurrte ihn an, als er vorbeiging und etwas in seinen Bart murmelte. Er warf einen Blick auf das Kind und fauchte wie eine Katze. Dann starrte er das Kind an wie ein wildes Tier, das seine nächste Beute anvisiert.
    Aber gerade als er die Hand nach dem Kind ausstreckte, wurde es von seiner Mutter zurückgerissen und ausgeschimpft, weil es einfach davongelaufen war.
    Der Mann richtete auf die beiden einen hungrigen Blick, bei dem es Kat kalt über den Rücken lief. Das war einfach unnatürlich. Mehr noch, in seinen Augen blitzte es unmenschlich rot auf.
    So etwas hatte sie noch nie gesehen.
    Mit einem letzten spöttischen Grinsen schien er es sich anders zu überlegen, griff Mutter und Kind nicht an und ging weiter.
    Kat war neugierig geworden,

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