Lockruf der Finsternis
»Kytara. Sie ist jetzt auf den Elysischen Feldern.«
Zumindest dafür war Kat sehr dankbar. Sie hätte den Gedanken nicht ertragen, dass Kytara bestraft werden würde so wie Xypher. »Ich brauche jemanden, der in den Schlaf der Dämonen eindringen kann. Jemanden, gegen den sie nichts ausrichten können.«
Hades warf einen eisigen Blick auf Xypher. »Er ist schon tot.«
»Ja.« Kat trat an Hades vorbei, sodass sie Xypher direkt gegenüberstand. »Wenn wir dir dein Leben zurückgeben, wirst du uns dann helfen?«
»Nein«, knurrte Hades. »Ich werde nicht zulassen, dass ein solches Monster wie er je wieder frei herumläuft.«
»Was hat er denn so Schreckliches getan?«
»Er hat Menschen gefoltert, Katra. Er hat sie zum Wahnsinn getrieben mit Albträumen, und es war ihm egal, wen er damit verletzt hat. Er hat weder ein Gewissen noch so etwas wie Moral.«
»Ich will mein Leben nicht zurück«, knurrte Xypher und unterbrach sie. »Das könnt ihr euch in den Arsch schieben.«
Kat war verblüfft. »Was willst du denn?«
»Freiheit.«
Hades schnaubte. »Freiheit für dich? Niemals.«
»Bitte, Hades. Ich weiß, dass du verhandeln kannst, wenn du nur willst. Oder muss ich erst Persephone in die Sache hineinziehen?«
Als Kat seine Frau erwähnte, spannte Hades sich an. Kat und Persephone waren schon seit Ewigkeiten miteinander befreundet, und Seph stand immer auf Kats Seite – und für Hades bedeutete das nichts Gutes.
Zum Glück wusste er das. »Na schön – was willst du?«
Kat seufzte erleichtert, denn sie wusste, dass sie dieses Spiel gewinnen würde. Sie schaute zu dem Skotos auf. Sie ging hier ein großes Risiko ein, aber mit ein bisschen Glück würde es funktionieren. »Xypher, wenn du mir hilfst, wird Hades dich freilassen und zu einem Menschen machen.« Wenn er ein Mensch war, würden sie ihn jederzeit töten können, falls er sich wieder so benahm wie vorher.
In Xyphers Augen lag Zweifel, aber auch eine winzige Spur Hoffnung. »Schwörst du, dass du mich aus dieser Lage befreist?«
Sie nickte. »Ich schwöre es beim Fluss Styx.«
»Dann sind wir handelseinig.«
Kat lächelte und wandte sich an den Gott. »Hades?«
Hades zögerte, als ob er erwog, ob er zustimmen sollte oder nicht. Als er schließlich sprach, war seine Stimme todernst. »Wenn er dir hilft, werde ich ihm die Freiheit gewähren. Aber er wird nur genau einen Monat lang ein Mensch bleiben. Wenn er sich am Ende dieser Zeit als nicht würdig für die Menschheit erwiesen hat, dann kehrt er auf der Stelle hierher zurück.«
An Xyphers Gesichtsausdruck war abzulesen, dass er Hades sagen wollte, wohin er sich seine Abmachung stecken konnte. Aber schließlich wusste er, dass er nichts zu verlieren hatte.
» Na schön. Lass mich raus, und ich werde dir helfen.«
Die Weinranken ließen ihn so plötzlich los, dass er zu Boden fiel. Er erhob sich langsam und überragte Kat bei Weitem. Sogar verwundet bot er noch einen beeindruckenden Anblick. »Was brauchst du?«
»Ich muss erfahren, wo die Tafel des Schicksals ist. Und ich muss wissen, was für eine Schwäche der Dämon Kessar hat, der Anführer der Gallu … und das bis vorgestern.«
Xypher nickte, dann schaute er Hades an. »Ich brauche alle meine Kräfte zurück.«
Hades verzog den Mund. »Du bist tot.«
»Ich sage, ich brauche meine Oneroi-Kräfte zurück, wenn ich ihr helfen soll.«
Hades kniff die Augen zusammen. »Glaube ja nicht, dass du mir mit deren Hilfe entkommen kannst. Du hast einen Handel mit mir abgeschlossen, und du bist durch ihn gebunden.«
»Und ich werde ihn auch einhalten.«
Hades schnippte mit den Fingern.
Xypher sah erleichtert aus. Als sein Blick dem von Kat begegnete, sah sie dort Ehrlichkeit und Dankbarkeit. »Ich melde mich.« Damit verschwand er.
Kat lächelte zufrieden, bis Hades den Kopf schüttelte. »Ich hoffe, du weißt, was du da tust.«
»Ich hoffe es auch.«
»Nein, Kat, ich glaube nicht, dass du es weißt. Hast du dir je die Mühe gemacht, jemanden zu fragen, warum Xypher zum Tode verurteilt worden ist?«
»Das hast du doch selbst gesagt. Er war ein Skotos, der sich geweigert hat, sich zu zügeln.«
»Ja, das war er allerdings. Er hat Menschen gejagt und terrorisiert, bis sie verrückt geworden sind. Nicht einfach nur ein paar Leute, Kat. Wir reden hier von über hundert Menschen. Sein letztes Opfer hat sich selbst angezündet, in dem Versuch, den Albträumen zu entkommen, in die Xypher ihn getrieben hat.«
Kat schlug sich entsetzt die Hand
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