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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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ändern?«
    »Du denkst wie ein Kind, Katra. Die Dinge, die einfach erscheinen, sind es nur sehr selten. Es ist wie mit dem Mechaniker, der den Vergaser repariert und dabei versehentlich ein Loch in den Kühler macht und auf diese Weise noch größeren Schaden anrichtet. Alle Menschen auf unserem Planeten stehen miteinander in Verbindung. Manche Verbindungen kann man deutlich erkennen, andere sind komplizierter. Wenn du eine unbedeutende Sache änderst, dann veränderst du das Innere der Menschheit. Ein Beispiel: Hätte ich dich davon abgehalten, Sin seine Kräfte zu rauben, dann wäre er nie derjenige geworden, der er heute ist. Er wäre genauso kalt geworden wie deine Mutter.«
    »Aber sein Pantheon hätte überlebt.«
    »Hätte es das? Mit dem Schicksal ist es nie so einfach. Es nimmt nicht den geraden Weg, und je mehr du versuchst, eine Sache zu umgehen, desto schlimmer machst du es. Dem Schicksal kann man nicht ausweichen. Sin hätte dann seine Kräfte auf andere Weise verloren. Und wer auch immer sie ihm genommen hätte, er hätte ihn vielleicht auch getötet. Wäre Sin gestorben, hätte die Welt schon vor langer Zeit aufgehört zu existieren oder die Gallu wären freigekommen und hätten die Macht übernommen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.«
    »Aber wenn man dem Schicksal nicht ausweichen kann … wenn es schon feststeht, wie kann es dann unendlich viele Möglichkeiten geben?« Das war eine Frage, die sie noch nie begriffen hatte.
    »Nur bestimmte Aspekte stehen fest, nicht aber ihr Verlauf. Das Schicksal hat bestimmt, dass Sin seine Göttlichkeit verlieren würde. Die Art und das, was folgte, sind vom freien Willen beeinflusst worden. Der freie Wille ist die einzige Variable, die unglaublich viel in Bewegung bringen kann. Niemand, nicht einmal ich, kann ihn kontrollieren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Er holte tief Luft und strich ihr tröstend über den Arm. »Ein weiteres Beispiel: Als ich Nick Gautier zum ersten Mal begegnet bin, war es vom Schicksal bestimmt, dass er mit dreißig Jahren heiraten und einen Haufen Kinder kriegen würde. Während wir uns immer mehr anfreundeten, ist mir die Fähigkeit verloren gegangen zu erkennen, wie seine Zukunft aussehen würde. Dann, in einem Moment der Wut, habe ich sein Schicksal geändert, indem ich ihm gesagt habe, er solle sich das Leben nehmen. Ich habe es nicht so gemeint, aber als Schicksalsgott ist so etwas so gut wie Gesetz. Das Schicksal hat die Umstände um ihn herum neu angeordnet, sodass sie ihn zu der Entscheidung führen würden, sich selbst das Leben zu nehmen. Die Frau, die er hätte heiraten sollen, starb in ihrem Laden. Ein Daimon nahm seiner Mutter das Leben, und Nick hat sich dann zu ihren Füßen erschossen. Mein freier Wille wäre es gewesen, nichts zu sagen. Aber ich habe es geagt. Sein freier Wille wäre es gewesen, sich als Mensch an dem Daimon zu rächen und sich nicht das Leben zu nehmen. Aber weil ich bin, wer ich bin, hat mein Satz, dass er sich das Leben nehmen solle, schwerer gewogen als sein Wille, und er hatte keine andere Wahl. Ich habe ihm seinen freien Willen genommen, und das hat alle getötet, die ihm nahestanden. Verstehst du?«
    Sie begann zu verstehen, aber da war immer noch der ursprüngliche Plan für Nick. »Wenn man dem Schicksal nicht ausweichen kann, dann könnte Nick doch immer noch heiraten und Kinder bekommen, oder?«
    »Das wäre wohl möglich gewesen, aber in dem Augenblick, in dem ich ihm meinen Willen aufgezwungen habe, habe ich das geändert. Sein Schicksal ist nicht länger festgelegt, und jetzt ist es sein freier Wille, der ihn zu einem Geschick führt, das ich nicht kenne. Aber ich weiß, dass seine künftigen Handlungen die Leben von Menschen berühren werden, die ich liebe, und was immer ihnen geschehen wird, es ist letztlich meine Schuld, weil ich dumm gewesen bin. Sei du nicht dumm, Katra. Sprich nie im Ärger und versuche nie, jemand anders deinen Willen aufzuzwingen. Sonst wirst du nie deinen Frieden finden.«
    Kat schwieg und begriff, was er meinte. Seit Jahrhunderten hatte ihre Mutter versucht, ihm ihren Willen aufzuzwingen. Ihr Großvater hatte versucht, ihrer Großmutter seinen Willen aufzuzwingen. Und in beiden Fällen war das Ergebnis für alle Betroffenen verheerend gewesen. Und sosehr Kat auch Sin begehrte – wenn er nicht wollte, dann würde ein Glück zwischen ihnen nicht möglich sein. »Ich verstehe.«
    »Gut. Das ist der erste Schritt.«
    Das nahm sie an. Aber das Richtige zu

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