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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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ihrem Ende kommen. Aber dann frisst man eine neue Seele, und die gibt der alten in der Regel den Rest, also besteht keine große Gefahr, dass man selbst bösartig wird.«
    Sie versuchte erneut, sich aus Sins Griff zu befreien. »Du widerst mich an.«
    Damien trug es mit Fassung. »Als ob du keine abstoßenden Eigenschaften hättest!«
    »Ich fresse keine Leute!«
    »Technisch gesehen tue ich das auch nicht, ich verschlucke nur ihre Seelen. Und wenn ich das hinzufügen darf: Du solltest es auch mal probieren … man kann sich wirklich die Finger danach lecken.«
    Sie schrie kurz auf und versuchte wieder, sich auf ihn zu stürzen.
    Sin schlang ihr die Arme um die Hüfte und hob sie hoch, was nicht besonders klug war, denn sie trat ihm nun gegen die Beine. »Warum gehst du nicht wieder runter, Damien? Ich rufe dich, wenn ich Zeit habe.«
    »Alles klar, Boss.«
    Sin wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, dann ließ er Kat los. Sie wandte sich ihm mit geblähten Nasenflügeln zu, ihre grünen Augen sprühten Feuer. »Halte mich nie wieder davon ab, mich woanders hin zu versetzen!«
    »Warum nicht? Du hast bei mir doch das Gleiche getan.«
    Kat beruhigte sich ein bisschen, als sie begriff, dass er recht hatte. Sie hatte mit ihm das Gleiche getan. Komisch, da hatte es nicht wie ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte gewirkt, erst als es ihr passiert war. Kein Wunder, dass er in Kalosis so wütend gewesen war. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er unrecht hatte, was den Daimon anging.
    »Wie kannst du das dulden, was diese Leute anstellen, um am Leben zu bleiben?«
    »Ich? Ich bin hier nicht der, dessen Onkel auf ein ganzes unschuldiges Volk losgegangen ist. Wenn Apollo und seine Verdammung und sein Fluch nicht wären, würden die Daimons nicht einmal existieren!«
    »Sie haben seinen Sohn und seine Geliebte getötet«, sagte sie, als würde das den unmäßigen Zorn des Gottes rechtfertigen.
    »Es waren drei Soldaten, die seinen Sohn und seine Geliebte getötet haben«, stellte Sin richtig. »Die anderen waren alle völlig unschuldig. Wie viele Apolliten hat Apollo als Kinder an dem Tag getötet, als er auf sie losging? Hat es ihm überhaupt etwas ausgemacht? Ach, Moment mal, ich hab was vergessen. Wie viele Apolliten waren sein eigen Fleisch und Blut, seine Kinder und Enkel, die er zum Tode verurteilt hat? War es ihm völlig egal, dass sie wegen einer Sache verdammt worden sind, an der sie keinerlei Anteil hatten? In seinem Zorn hat er mehr von seiner eigenen Familie getötet als die drei Soldaten, die diese Geliebte und das Kind getötet haben. Einige mehr.«
    Kat wand sich. Sin hatte schon wieder recht. Stryker, der Apollymi diente, war auch ein Sohn Apollos. Und Stryker hatte zehn Kinder gehabt, die alle zusammen mit ihm verflucht worden waren. Alle zehn waren zu Daimons geworden, und alle zehn waren getötet worden.
    Jeder Einzelne.
    »Sag mir mal eines, Kat«, sagte Sin mit tiefer Stimme und in angespanntem Tonfall. »Wenn du mit siebenundzwanzig Jahren sterben müsstest, und es würde dir jemand zeigen, wie du noch einen Tag leben kannst, würdest du dann wirklich das Leben eines völlig Fremden über dein eigenes stellen?«
    »Natürlich würde ich das.«
    »Dann bist du besser als ich. Oder du hast vielleicht noch nie um dein Leben kämpfen müssen, sodass du nicht begreifen kannst, wie es ist, dem Tod ins Gesicht zu sehen, und er starrt geradewegs zu dir zurück.« Die Hitze in seiner Stimme trieb ihr einen Schauer über den Rücken.
    Doch noch immer war sie nicht seiner Meinung. »Du bist unsterblich. Was weißt du schon vom Sterben?«
    Ein kalter Blick glitt über seine Gesichtszüge, und Schmerz leuchtete in den Tiefen seiner Augen. »Unsterbliche können sterben, und sie sterben auch. Einige von uns sogar mehr als ein Mal.«
    Da gab es etwas … etwas, worauf sie eine Antwort haben musste.
    »Und hast du je das Leben eines Unschuldigen genommen, um noch einen Tag leben zu können?«
    Seine Augen blickten kalt und hart. »Ich habe in meinem Leben viele Dinge getan, die ich nicht tun wollte. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin immer noch hier, und ich beabsichtige, auch noch lange Zeit hier zu sein. Also wage es nicht, über Leute zu urteilen, wenn du nicht in der gleichen Situation gewesen bist wie sie.«
    Kat streckte die Hand aus und berührte Sin, obwohl sie wusste, dass sie das nicht tun sollte. Und als sie es tat, spürte sie die offene Wunde seiner Trauer. Und mehr

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