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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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als das, sie sah ihn mit seiner Tochter. Er schrie ihren Namen, während sie von Dämonen getötet wurde. Sein schwarzes Haar klebte schweißnass an seiner dunklen Haut, und Blut lief über sein wutverzerrtes Gesicht und an seinem Körper hinunter.
    Sie konnte sehen, wie er Ishtar an sich drückte, und sie spürte einen glühenden Schmerz, der ihr fast den Atem nahm.
    Und dann spürte Kat den scharfen, frischen Schmerz von etwas, das ihr eigenes Herz durchbohrte.
    Sie schaute an sich herunter und erstickte fast an etwas, das sie für ihr eigenes Blut hielt. Sie erwartete, eine Wunde zu sehen – aber sie sah nicht ihren Körper, sondern Sins. Er war von einem Schwert durchbohrt, und es brannte wie alle Feuer der Hölle. Jeder Herzschlag war Teil ihres Todeskampfes, bis sie nur noch schreien wollte.
    Und das war nicht die einzige schmerzhafte Erinnerung, die in ihm verborgen lag. Sie stand in einer langen offenen Vorhalle, die hell und luftig war. Weiße Vorhänge blähten sich leicht im Wind, und die Sonne schien herein, als Sin an der Rückseite seines Tempels in Ur vorbeiging. Er hatte ein Gefühl von Glück in seinem Herzen, bis ihn die Laute von heißem Sex irritierten. Seine Freude verwandelte sich in Zorn, als er in sein Schlafzimmer stürmte. Er näherte sich dem Bett in der Ecke und riss die schweren roten Vorhänge auseinander.
    Was sie dort sah, erschütterte sie so, dass sie Sins Arm losließ. Kat schnappte nach Luft und trat schockiert zurück.
    Sie konnte kaum atmen und nichts sehen oder hören außer den unglaublichen Qualen. Es tat weh … es tat so sehr weh. Die Bilder gingen ihr immer wieder durch den Kopf. Sins Erinnerungen. Sie sah seine Frau in den Ar men eines anderen Mannes, seinen Sohn Utu und seine Tochter Ishtar, die starben, während sie gegen die Dämonen kämpften, die sein eigener Vater erschaffen hatte.
    Die Qual war unerträglich …
    Wie konnte Sin all das aushalten, was ihm zugestoßen war, wie nur? Seine Mitgötter hatten ihn verlacht und ihm Schande bereitet.
    Dann waren sie gestorben und hatten ihn allein zurückgelassen.
    Kat wollte Frieden, aber sie konnte keinen Trost finden. Alles, was sie sah, waren schreckliche Bilder, die an ihr nagten. Bittere Bilder von Schuld und Verrat.
    »Hilf mir«, flüsterte sie, und das Herz wollte ihr schier brechen.
    Sin stand neben Kat und sah, wie sie zitterte. Der sadistische Teil von ihm genoss es, sie so zu sehen. Sie hatte es verdient, denn sie war ohne seine Erlaubnis in seine Gefühle und Erinnerungen eingedrungen.
    Aber er war nicht so ein Mistkerl, wie er es gern gewesen wäre, und es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Dann zog er Kat in seine Arme, und sie lehnte sich an ihn und schluchzte.
    »Pst«, flüsterte er und wiegte sie leicht. »Lass die Erinnerungen los, du musst sie nicht spüren.« Er schloss die Augen, hielt sie an sich gedrückt und benutzte seine Kräfte, um den Schmerz zu lindern, den sie ihm abgenommen hatte.
    Kat zitterte unkontrolliert, während die Bilder langsam verblassten. Sie fühlte sich in Sins Armen getröstet, abgeschirmt gegen die Emotionen, die noch immer in ihr brannten.
    In ihm war so viel Schmerz. So viel Verrat. Wie konnte er das nur ertragen?
    Aber letztlich wusste sie es: Das war es, was ihn im Kampf gegen die Gallu antrieb. Er benutzte seine Wut und seinen Schmerz und stärkte sich damit selbst.
    Und das war es auch, was ihn von allen anderen fernhielt, die in seiner Nähe waren, sogar von Damien und Kish. Und sie begriff endlich, was er zuvor gemeint hatte. »Man kann auf mehr als eine Art sterben«, flüsterte sie.
    »Ja.« Er sagte es leise, und das einzelne Wort beinhaltete mehr Gefühl als das Gedicht eines liebeskranken Poeten. »Feiglinge sind nicht die Einzigen, die tausend Tode sterben. Manchmal tun das auch Helden.«
    Das war richtig. Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen, und jetzt verstand sie ihn viel besser.
    Kat lehnte sich zurück, sodass sie sein Gesicht berühren konnte. Er war im trüben Licht so schön! Seine dunklen Gesichtszüge waren beinahe perfekt. Doch in Gedanken konnte sie immer noch das Blut auf seiner Haut und die Wut auf seinem Gesicht sehen …
    Und mehr als alles andere verlangte ihr danach, ihn zu trösten.
    Sin stockte der Atem, als er das Mitgefühl in Kats Augen sah. Das Verständnis. Es war so lange her, dass jemand ihn auf diese Weise angeschaut hatte. Hass, Wut, Abscheu – damit konnte er umgehen. Aber dieser eine Blick reichte, um ihn zu schwächen.
    Er

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