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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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tötete mein Vater den ältesten Drilling, dann war er hinter mir und Zakar her. Obwohl ich erst zehn Jahre alt war, war ich stärker, also versteckte ich Zakar in der Sphäre der Träume und kämpfte mit meinem Vater um das Recht, am Leben bleiben zu dürfen. Ich sagte ihm, dass ich mich bereits um meinen Bruder gekümmert und seine Kräfte übernommen hätte.«
    »Aber das hattest du gar nicht.«
    »Nein, doch der Gedanke, dass ich meinen eigenen Bruder getötet hatte, erschreckte meinen Vater genug, um ihn zum Nachdenken zu bringen. Obwohl er mich noch immer lieber tot gesehen hätte, entschied er, dass einer von uns weiterleben sollte, weil die Prophezeiung gelautet hatte, dass nur wir drei gemeinsam die Zerstörung bewerkstelligen würden. Also nahm ich meinen Platz in ihrem Pantheon ein, und Zakar blieb die meiste Zeit verborgen. Die Menschen kannten ihn, aber jedes Mal, wenn sie von ihm sprachen, sagte ich meinem Vater, dass ich seinen Namen verwendet hätte und in ihre Träume eingedrungen wäre.«
    »Und das hat er dir abgenommen?«
    Er grinste sie böse an. »Man legt sich nicht mit einem Fruchtbarkeitsgott an, wenn man potent bleiben will.«
    Das war richtig. Fruchtbarkeitsgötter konnten einen mit einem Fluch belegen, der den meisten Männern ihre Nächte verderben würde.
    Und ihr Selbstbewusstsein – und zwar für alle Zeit.
    »Und wo ist dein Bruder jetzt?«, fragte Kat.
    Sin seufzte erschöpft, ging zur Bar und goss sich einen Whisky ein. »Ich habe keine Ahnung. Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, hatte Artemis mir gerade meine Kräfte geraubt und mich liegen lassen. Zakar half mir, mich aus ihrem Netz zu befreien, aber danach ist er nicht lange geblieben. Er sagte mir, es gebe etwas, um das er sich kümmern müsse, und dann war er weg.«
    »Und du hast keine Ahnung, wohin er verschwunden ist?«
    Er kippte den Whisky in einem Schluck hinunter und goss sich noch einen ein. »Keinen Schimmer. Ich habe versucht, ihn zu mir zu rufen, ihn zu benachrichtigen, alles Mögliche – aber erfolglos. Nicht eine Postkarte, nicht ein Flüstern von seiner Seite her, seit Tausenden von Jahren. Ich frage mich manchmal, ob er nicht längst tot ist.«
    »Und wenn er das ist, was bedeutet das dann für unser Vorhaben?«
    »Dann sind wir komplett aufgeschmissen.« Er trank den Whisky. »Wir haben beim letzten Mal sein Blut verwendet, um die Gallu zu binden. Und das bedeutet, dass wir sein Blut jetzt auch brauchen, um sie wieder binden zu können.«
    »Wenn ihr beide aber doch Zwillinge seid, können wir dann nicht einfach dein Blut benutzen?«
    Er bot ihr einen Drink an, aber sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab.
    Sin stellte das zweite Glas wieder weg, ehe er ihre Frage beantwortete. »Ich bin kein Gott, der in Träumen umhergeht, aber Zakar ist einer. Er hat einst im Traum den Dämon Asag besiegt, den man als genetischen Vater bei der Erschaffung der Gallu verwendet hat. Während dieses Kampfes hat Zakar etwas von der Macht des Dämons in sich aufgenommen. Deshalb kann er ihnen auch allein widerstehen, und ich kann es nicht. Er begreift sie und ihre Schwächen. Nur durch Zakar war ich in der Lage, die Dämonen zu kontrollieren und zu bekämpfen.«
    »Und wie ist es gekommen, dass sie Ishtar getötet haben?«
    Diesmal hielt er sich erst gar nicht damit auf, den Whisky in sein Glas zu gießen, sondern trank aus der Flasche. Dann erst antwortete er: »Als ich zerstört worden und Zakar verschwunden war, stand sie im Kampf gegen die Dämonen allein da. Ich hörte sie eines Nachts, wie sie um Hilfe schrie, und ich eilte zu ihr, obwohl ich wusste, dass ich keine Kräfte mehr besaß, um gegen die Dämonen zu kämpfen.«
    Er schluckte, und ein schmerzvoller Ausdruck trat in seine Augen. »Es war zu spät. Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn du dein Kind in den Armen hältst und zusehen musst, wie es stirbt, und weißt, dass du es hättest retten können, wenn du noch über deine Kräfte verfügtest.« Sein Blick durchbohrte sie förmlich. »Ich hätte Artemis das vergeben können, was sie mir angetan hatte. Aber über den Tod meiner Tochter werde ich niemals hinwegkommen. Wenn ich je die Gelegenheit bekomme, dieses Miststück Artemis zu töten, glaub mir, dann werde ich sie auch ergreifen, und alle Konsequenzen sind mir dann gleichgültig.«
    Bei seinen Worten, die aus tiefstem Herzen kamen, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie hatte den Schmerz, den Ishtars Tod in ihm hervorgerufen hatte, durch

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