Lockruf der Finsternis
sein, das war nicht möglich. »Das kann ich kaum glauben. In dieser Welt bekommt man nichts geschenkt. Niemals.«
»Dann steh auf und zieh dich an.« Sie schaute zur Seite. »Da ist die Tür. Du weißt doch sicher, wie das funktioniert, es ist ganz einfach: Du setzt einen Fuß vor den anderen, öffnest die Tür und gehst.«
Das sollte er tun. Er wollte es, aber als sie die Hand auf seine Wange legte, war er von dieser Zärtlichkeit überwältigt. Er wollte nur noch in ihren Armen liegen …
Niemand konnte ihn deswegen verurteilen. Er war es so müde, allein zu sein. Nach Hause in ein leeres Zimmer zu kommen, wo er seine Wunden versorgte. Nur noch zu leben, damit er den ewigen Kampf fortsetzen konnte. Er wusste nicht einmal mehr, warum er überhaupt noch kämpfte.
Warum sorgte er sich um eine Welt, die sich in keinster Weise um ihn kümmerte? Aber als er Kat anschaute, sah er Dinge, die er seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte: Mitgefühl. Humor.
Schönheit. Und das war etwas, das häufig tödlich endete.
Er war völlig aufgewühlt, als sie ihn auf den Rücken drehte und sich der Länge nach auf seinen Körper legte. Seine Sinne taumelten, als sie sein Kinn mit Zunge und Zähnen reizte. Er spürte ihr Haar auf seiner Haut, es kitzelte. Aber am allermeisten versengte ihn die Hitze ihres Körpers. Jetzt hatte er sich völlig an sie verloren, an ihre Berührung und an ihren Trost.
Aus ihrer Umarmung hätte er sich nicht mehr lösen mögen, selbst wenn das Haus gebrannt hätte.
Kat hatte in ihrem Leben schon Tausende schöne nackte Männerkörper gesehen, makellos, perfekt – sie waren gekommen und gegangen.
Keiner von ihnen konnte sich mit der narbigen Schönheit von Sin messen. Sein Körper erzählte die Geschichte eines Mannes, der niemanden hatte, der ihn in Sicherheit brachte. In dieser Hinsicht erinnerte er sie an ihren Vater. Aber eigentlich war Sin Acheron gar nicht ähnlich.
Sin war von einer spirituellen Kälte umgeben. Er war so häufig verwundet worden, dass er nicht mehr an das Gute glaubte. Er konnte noch nicht einmal ihre Freundlichkeit akzeptieren. Was musste das für ein kaltes Leben sein!
Und sie wollte ihn wärmen, ihn wissen lassen, dass nicht alle ihm Übles antun wollten. Einigen Leuten konnte man vertrauen. Nicht jeder war darauf aus, andere zu verletzen. Es gab noch immer Güte und Anstand.
Aber sie war nicht sicher, ob er das glauben würde. Er würde es ganz bestimmt nicht glauben, wenn er je die Wahrheit über die Nacht erfuhr, in der Artemis ihm seine Göttlichkeit genommen hatte.
Nein – die Nacht, in der sie sie ihm genommen und seine Kräfte ihrer Mutter gegeben hatte. Es war völlig falsch gewesen, aber sie hatte es getan, weil sie versuchte, ihre Mutter zu beschützen. Sie hätte sich selbst für ihre Dummheit töten können. Damals hatte sie noch alles geglaubt, was ihre Mutter ihr sagte.
Sie war eine solche Idiotin!
Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen und alles anders machen könnte! Leider konnte sie das nicht. Das Einzige, was sie tun konnte, war, ihn jetzt zu trösten. Hier zu sein, wenn er in seinem Kampf Unterstützung brauchte.
Und das würde sie auch tun.
Sin betrachtete sie mit halb geschlossenen Augen, als sie an seinem Körper hinunterglitt und ihn genau erkundete. Jetzt erkannte er die Unschuld in ihren zögernden Berührungen. Ihre Neugier.
Und als sie zu seiner Körpermitte kam, hielt sie inne. Er hielt den Atem an und schaute zu, wie sie das Gewirr der Locken mit ihren Nägeln kämmte und ihn aufmerksam betrachtete. Es war schmerzhaft, dass sie nur schaute und ihn nicht berührte, besonders, wenn man bedachte, wie hart er war.
Ihr Blick traf seinen. Ihr Mundwinkel hob sich in einem zärtlichen Lächeln, ehe sie ihn berührte. Er stöhnte vor Genugtuung und bog sich ihr entgegen. Ihre Finger erforschten die ganze Länge seines Schwanzes von den Hoden bis zur Eichel, und die ganze Zeit schaute sie zu, wie er sich vor Lust wand.
Ihr Lächeln wurde breiter, dann beugte sie sich vor, und an die Stelle ihrer Finger trat ihr Mund.
Sin musste seinen Kopf gegen den Boden hämmern, damit er nicht kam, während sie ihn zärtlich saugte und leckte. Verdammt, sie war mit der Zunge wirklich wahnsinnig begabt.
»Bist du sicher, dass du das heute zum ersten Mal machst?«
Sie lachte und kitzelte ihn, dann entließ sie ihn und schüttelte den Kopf. »Ganz sicher.«
Verdammt … etwas anderes konnte er nicht mehr denken.
»Du hättest nicht unbedingt
Weitere Kostenlose Bücher