Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
zum Seitenfenster und rief sich den Grundriss der Küche vor Augen, die er mehrmals ausspioniert hatte. Er hörte Geschirrgeklapper. Sie spült ab, dachte er, und als er einen Blick riskierte, sah er zu seiner großen Zufriedenheit, dass sie ihm den Rücken zuwandte, während sie den Geschirrspüler einräumte. Auf der Arbeitsfläche stapelten sich Töpfe, und sie wiegte die Hüften beim Singen hin und her.
Wie es wohl wäre, sie zu vergewaltigen? Doch gleich darauf verwarf er die Idee wieder. Eine Vergewaltigung
war unter seiner Würde. So wie sie unter seiner Würde war. Er würde sich nicht mit ihr beschmutzen.
Sie war ein Köder, mehr nicht.
Wasser lief in die Spüle, Töpfe klapperten. Lautlos schlich er zur Hintertür und versuchte, sie aufzudrücken.
Fast schon enttäuscht, schüttelte er den Kopf, weil sie nicht abgeschlossen war. Er hatte sich vorgestellt, sie einzutreten, sich dabei das Entsetzen in ihrem Gesicht vorgestellt. Stattdessen drückte er sie einfach auf und betrat das Haus.
Sie fuhr herum, eine Pfanne in der Hand. Als sie sie hob, um nach ihm zu schlagen oder sie nach ihm zu werfen, hob er einfach nur die Armbrust. »Das würde ich lieber bleiben lassen. Aber wenn du einen Pfeil im Bauch haben willst, bitte sehr.«
Sie war kreidebleich geworden, sodass ihre Augen besonders schwarz wirkten. In diesem Moment fiel ihm ein, dass auch etwas Indianerblut in ihr floss. Aber sie hatte es verblassen lassen, ihre Abstammung ignoriert. Langsam stellte sie die Pfanne ab.
»Hallo, Jenna«, sagte er.
Er sah, wie ihr Kehlkopf hüpfte, bevor sie etwas sagte, und genoss ihre Angst.
»Hallo, Ethan.«
»Raus hier!« Er nahm ihr Handy aus dem Aufladegerät auf der Küchentheke und steckte es in seine hintere Hosentasche. »Ich kann auch einen Pfeil in deinen Fuß jagen und dich rausschleifen«, sagte er, als sie sich nicht von der Stelle rührte. »Oder aber du kommst freiwillig mit. Das liegt ganz bei dir.«
Sie wich ihm so weit als möglich aus und ging zur Tür, hinaus auf die Veranda. Er schloss die Tür hinter ihnen.
»Weiter, marsch! Du wirst genau tun, was ich sage und wann ich es sage. Wenn du versuchst zu fliehen, wirst du sehen, dass der Pfeil schneller ist als du.«
»Wohin gehen wir?«
»Auch das wirst du noch sehen.« Als sie ihm zu langsam ging, schubste er sie vorwärts.
»Ethan, du wirst gesucht. Früher oder später wird man dich finden.«
»Das sind doch alles Idioten! Niemand findet mich, wenn ich es nicht will.« Er zwang sie, über den Hof zu laufen, in Richtung Bäume.
»Warum tust du das?«
Er sah, wie sie den Kopf von links nach rechts bewegte, und wusste, dass sie nach einem Zufluchtsort suchte, sich ihre Chancen ausrechnete. Fast wünschte er, sie würde es riskieren. So wie Carolyn. Das war interessant gewesen.
»Ich bin so. Ich bin, was ich tue.«
»Ein Mörder?«
»Ein Jäger. Das Töten kommt erst am Schluss. Stell dich mit dem Gesicht zum Baum.« Er schubste sie. Sie streckte die Arme aus, um sich abzustützen, und schrammte ihre Handflächen an der Rinde auf. »Los, mach schon, sonst tu ich dir weh.«
»Was haben wir dir getan?« Sie versuchte nachzudenken, einen Ausweg zu finden, aber die Angst war zu groß. Sie stieg in ihr auf und verschlang sie, bis nichts mehr von ihr übrig war. »Was haben wir dir nur getan?«
»Das ist heiliger Boden.« Er schlang ein Seil um ihre Taille und zog es so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. »Er gehört mir. Und dir. Du bist noch schlimmer als die anderen, denn in deinen Adern fließt Sioux-Blut.«
»Ich liebe dieses Land.« Denk nach, denk! »Ich - meine Familie hat es immer geehrt und respektiert.«
»Lügnerin.« Er drückte ihr Gesicht gegen die Rinde, bis es blutete. Als sie aufschrie, riss er sie an ihren Haaren zurück. »Zieh das an und mach den Reißverschluss zu.« Er drückte ihr eine dunkelblaue Windjacke in die Hand. »Und setz die Kapuze auf. Wir werden eine kleine Wanderung unternehmen, Jenna. Hör mir gut zu: Wenn wir jemandem begegnen, hältst du den Mund, ziehst den Kopf ein und tust genau, was ich dir sage. Wenn du versuchst, zu fliehen oder Hilfe zu holen, töte ich jeden, mit dem du redest. Dann hast du sie auf dem Gewissen, verstanden?«
»Ja. Warum bringst du mich nicht gleich um?«
Er grinste breit. »Erst müssen wir noch ein paar Leute treffen.«
»Du versuchst, über mich an Lil ranzukommen, aber das werde ich nicht zulassen.«
Er packte sie erneut an den Haaren und riss daran, bis sie
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