Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
ständig bekifft. Er hat mich in Ruhe gelassen.«
»Hoffentlich finde ich Freunde. Manche finden auf dem College Freunde fürs Leben.« Sie ritten in einem gemächlichen Tempo und hatten alle Zeit der Welt, während sich über ihnen ein blauer Himmel spannte.
»Teilst du dieses Jahr wieder das Zimmer mit ihm?«
»Er ist rausgeflogen, aber das war auch nicht weiter verwunderlich.«
»Du wirst dich also an jemand Neues gewöhnen müssen.«
»Ich geh nicht zurück.«
»Was?« Sie brachte ihr Pferd abrupt zum Stehen und starrte ihn mit offenem Mund an, doch Coop ritt weiter. Sie trieb ihr Pferd an, um ihn wieder einzuholen. »Was soll das heißen, du gehst nicht zurück? Du gehst nicht zurück an die Ostküste?«
»Nein, ich geh nicht zurück aufs College. Damit bin ich fertig.«
»Aber du hast doch erst - du hast doch kaum … Was ist passiert?«
»Nichts. Das ist es ja gerade. Das bringt mich nicht weiter, nicht dorthin, wo ich hinwill. Das ganze Jurastudium war sowieso nur die Idee meines Vaters. Solange ich spure, zahlt er. Aber ich will nicht mehr spuren.«
Seine mahlenden Kiefer, das Funkeln in seinen Augen - sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Sie sah, dass er wütend war, sich auf eine Auseinandersetzung vorbereitete.
»Ich will kein Anwalt werden, und schon gar kein aalglatter Firmenanwalt in italienischen Anzügen, wie er es gern hätte. Meine Güte, Lil, ich habe mein ganzes bisheriges Leben versucht, es ihm recht zu machen. Ich habe um seine Aufmerksamkeit und seine verdammte Liebe gebettelt. Und wohin hat mich das gebracht? Er hat das College bloß bezahlt, weil er es musste, aber zu seinen Bedingungen.« Er war traurig und wütend.
»Du hast mir nie erzählt …«
»Wozu auch? Ich fühlte mich wie in einer Sackgasse. Er kann einem das Gefühl geben, als hätte man keine andere Wahl. Als wäre er im Recht und man selbst im Unrecht. Und er weiß ganz genau, wie er einen bei der Stange
halten kann. Deshalb ist er ja so gut in seinem Job. Aber ich will nicht in seine Fußstapfen treten. So viele Jahre - nur um etwas zu werden, das ich gar nicht werden will. Ich habe das Studium ein für alle Mal abgehakt.«
»Ich wünschte, du hättest eher etwas gesagt. Dass du so unglücklich damit bist. Wir hätten darüber reden können.«
»Vielleicht, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es dabei ausschließlich um ihn geht und nicht um mich. Um ihn und um meine Mutter, ihren endlosen Krieg und ihre endlosen Bemühungen, gut dazustehen. Ich habe die Schnauze voll, endgültig.«
Ihr brach fast das Herz, so leid tat er ihr. »Hast du dich mit deinen Eltern gestritten, bevor du von zu Hause weg bist?«
»Ich würde es anders nennen. Ich habe ein paar Dinge geklärt, die ich schon lange klären wollte, und habe ein Ultimatum bekommen. Ich konnte entweder bleiben und diesen Sommer in seiner Firma arbeiten, oder aber er würde mir den Geldhahn zudrehen, mir seine Unterstützung versagen. So wie er mir alles andere versagt hat, seit ich ein Kind bin.«
Sie durchquerten schweigend einen Bach, man hörte nichts außer den platschenden Hufen im Wasser. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern sich jemals von ihr distanzieren würden. »Deshalb bist du hergekommen.«
»Das hatte ich sowieso vor, weil ich es wollte. Ich habe genügend Geld, um mir selbst etwas aufzubauen. Ich brauche nicht viel. Zu meiner Mutter wollte ich sowieso nie zurück. Da will ich nie wieder hin.«
Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. »Du könntest
hierbleiben, bei deinen Großeltern. Das weißt du doch, oder? Und ihnen auf der Farm helfen. Du könntest hier aufs College gehen und …«
Als er ihr den Kopf zuwandte, spürte sie, wie sich dieser kleine Hoffnungsschimmer sofort wieder verflüchtigte. »Ich geh nicht mehr aufs College, Lil. Das ist nichts für mich. Du bist da anders. Du hast immer gewusst, was du studieren willst, was du tun willst, und zwar seit du diesen Puma gesehen hast. In diesem Moment hast du beschlossen, Wildkatzen nachzujagen statt Baseballbällen.«
»Und hierbleiben kommt auch nicht infrage, stimmt’s?«
»Mir ist nicht danach, zumindest nicht im Moment. Ich habe keine Ahnung, was ich wirklich will. Bleiben wäre zu einfach. Hier habe ich ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit, die mir liegt. Ich habe Familie hier und dich.«
»Aber.«
»Das fühlt sich an, als ob ich mich jetzt schon festlegte. Bevor ich irgendetwas getan habe . Hier draußen bin ich Sams und Lucys Enkel. Aber ich möchte ich
Weitere Kostenlose Bücher