Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
glaube, sie würde keinen Monat überleben.«
»Nun, sie kann das hier getrost als Altersruhesitz betrachten.«
»Hör mal, Lil, du weißt, dass immer mindestens einer von uns hier übernachtet hat, während du auf deiner Exkursion warst. Ich war vor ein paar Nächten dran. Zum Glück, denn an jenem Morgen musste ich Queen Mum einen Zahn ziehen. Aber wie dem auch sei: Irgendjemand war da draußen.«
»Wie bitte?«
»Irgendetwas oder irgendjemand war draußen bei den Gehegen. Ich habe die Webcam kontrolliert, aber nichts gesehen. Allerdings ist es um zwei Uhr morgens verdammt dunkel, selbst mit der Sicherheitsbeleuchtung. Aber irgendetwas hat die Tiere nervös gemacht.
Es gab jede Menge Geschrei, Geknurre und Geheul.«
»Keine normalen nächtlichen Geräusche?«
»Nein. Ich ging nachsehen, fand aber nichts.«
»Irgendwelche Spuren?«
»Ich bin nicht so gut im Spurenlesen wie du, aber wir haben am nächsten Morgen nachgesehen. Keine Tierspuren, zumindest keine frischen. Wir dachten - denken -, dass wir menschliche Fußabdrücke gesehen haben. Aber das waren keine von uns. Wir sind uns nicht sicher, aber vor manchen Käfigen waren Fußabdrücke, und nach der letzten Fütterung hatte es geschneit. Ich wüsste nicht, wo die frischen Spuren sonst herkommen sollten.«
»Und keines der Tiere wurde verletzt? Hat sich jemand an den Schlössern zu schaffen gemacht?«, hakte sie nach, als er den Kopf schüttelte.
»Wir konnten nichts dergleichen feststellen, nichts wurde beschädigt oder gestohlen. Ich weiß, das klingt komisch, Lil, aber als ich hinausging, hatte ich das Gefühl, dass da jemand ist und mich beobachtet. Ich will nur, dass du die Augen offen hältst und gut darauf achtest, alle Türen zu schließen.«
»Gut. Danke, Matt. Wir werden alle aufpassen.«
Es gibt schon komische Menschen hier draußen, dachte sie, als sie ihre Jacke wieder anzog. Einerseits die Anhänger der Initiative Kein Gefängnis für Tiere , als das manche ihr Reservat bezeichneten, andererseits die Vertreter jener Fraktion, für die Tiere nur dazu da sind, um gejagt und erlegt zu werden.
Sie bekamen Anrufe, Briefe und E-Mails von beiden Seiten, manchmal auch Drohungen. Hin und wieder kam es auch vor, dass sich Unbefugte Zugang zum Gelände
verschafften. Aber bisher hatte es keine größeren Probleme gegeben.
Und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben.
Sie würde sich selbst einen Überblick verschaffen, obwohl die Chancen, nach so vielen Tagen noch etwas zu entdecken, nicht sehr groß waren. Trotzdem würde sie sich gründlich umsehen.
Sie winkte Lucius kurz zu und öffnete die Tür.
Beinahe wäre sie mit Cooper zusammengestoßen.
7
S chwer zu sagen, wer von beiden mehr überrascht war. Aber es war Lil, die zurückzuckte, auch wenn sie sich schnell wieder fing. Sie setzte ein künstliches Lächeln auf und sagte betont freudig:
»Na so was, Coop!«
»Lil! Ich wusste gar nicht, dass du wieder da bist.«
»Seit gestern.« Sie wurde nicht recht schlau aus seinem Gesicht, seinen Augen. Beides war ihr vertraut, aber sie konnte nicht darin lesen. »Möchtest du reinkommen?«
»Äh, nein. Du hast ein Päckchen bekommen - dein Reservat hat ein Päckchen bekommen«, verbesserte er sich und gab es ihr. Ihr fiel auf, dass er keine Handschuhe trug und seine Winterjacke nicht zugeknöpft war.
»Ich war für meine Großmutter auf der Post, und dort haben sie mich gebeten, es hier abzugeben.«
»Danke.« Sie stellte das Päckchen ab, ging hinaus und schloss die Tür, damit die Wärme nicht verpuffte. Sie setzte ihren Hut auf, ein Modell mit schmaler Krempe, das ihr schon immer gefallen hatte. Auf der Veranda zog sie einen ihrer Handschuhe an. So war sie wenigstens beschäftigt, während er sie schweigend musterte. »Wie geht es Sam? Ich habe erst gestern von seinem Unfall erfahren.«
»Körperlich gut. Aber er knabbert schwer daran, dass er nicht mehr alles machen kann wie sonst.«
»Ich werde später mal bei ihm vorbeischauen.«
»Da freut er sich bestimmt. Beide werden sich freuen.« Coop steckte die Hände in die Jackentaschen und sah sie mit seinen kühlen blauen Augen unverwandt an. »Wie war’s in Südamerika?«
»Aufregend und faszinierend.« Während sie die Verandastufen hinuntergingen, zog sie ihren anderen Handschuh an. »Mom meinte, du hättest deine Detektei verkauft?«
»Ich wollte nicht mehr.«
»Du hast viel aufgegeben, um zwei Menschen zu helfen, als sie dich am dringendsten brauchten.« Der Fatalismus und
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