Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
die Nüchternheit in seiner Stimme ließen sie aufhorchen. »Das ist viel wert, Cooper.«
Er zuckte nur die Achseln. »Ich war ohnehin reif für eine Veränderung. Und wenn das keine ist …« Er sah sich um. »Du hast dein Reservat ausgebaut, seit ich das letzte Mal hier war.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Wann warst du denn hier?«
»Ich hab kurz vorbeigeschaut, als ich letztes Jahr hier war. Du warst … irgendwo unterwegs.« Er stand da, als könnte ihm die Kälte nicht das Geringste anhaben, während der scharfe Wind durch sein zerzaustes, dichtes braunes Haar fuhr. »Ich bekam sogar eine Führung.«
»Das wusste ich gar nicht.«
»Von einem Mann, einem Franzosen. Wie ich gehört habe, seid ihr verlobt.«
Sie bekam Bauchschmerzen vor lauter schlechtem Gewissen. »So kann man das eigentlich nicht nennen.«
»Egal. Du siehst gut aus, Lil.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte betont beiläufig: »Du auch.«
»Ich sollte lieber gehen. Ich werde meine Großeltern sagen, dass du sie besuchst.«
»Bis später.« Mit einem ungezwungenen Lächeln wandte sie sich dem Kleinkatzengehege zu. Sie umrundete es, bis sie hörte, wie Cooper den Motor seines Transporters anließ und wegfuhr. Erst dann blieb sie stehen.
Gar nicht mal so schlecht, dachte sie. Die erste Begegnung ist normalerweise die schlimmste, aber so schlimm war es gar nicht gewesen.
Ein leises Ziehen in der Herzgegend, eine leichte Gänsehaut, mehr nicht.
Er sieht gut aus, dachte sie. Älter, zäher, markanter, attraktiver.
Aber damit konnte sie leben. Vielleicht wurden sie ja doch wieder Freunde. Nicht so wie damals, bevor sie ein Paar geworden waren, aber trotzdem Freunde. Seine Großeltern und ihre Eltern waren gut befreundet. Sie und Coop würden es nie schaffen, sich höflich aus dem Weg zu gehen. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Beste aus ihrer Situation zu machen und sich freundlich zu begegnen.
An ihr sollte es nicht scheitern.
Zufrieden begann sie vor den Gehegen nach den Spuren eines tierischen oder menschlichen Eindringlings Ausschau zu halten.
Coop warf einen Blick in den Rückspiegel, als er losfuhr, aber sie drehte sich nicht um, sondern lief einfach weiter.
Nun, so war es eben, und von ihm aus konnte das auch so bleiben.
Er hatte sie überrumpelt. Sie hatten sich gegenseitig überrumpelt, verbesserte er sich, trotzdem hatte man ihr die Überraschung deutlich angesehen, wenn auch nur ein, zwei Herzschläge lang. Überraschung und leichte Verärgerung.
Beides war sofort wie weggewischt gewesen.
Sie war schön.
Für ihn war sie eigentlich immer schön gewesen, aber im objektiven Rückblick erkannte er, dass sie die Anlagen schon mit siebzehn besessen hatte. Mit zwanzig hatte sich ihre Schönheit langsam entfaltet, aber zu ihrer vollen Blüte war sie erst jetzt gelangt.
Diese großen, dunklen, sinnlichen Augen hatten ihm für einen Moment den Atem verschlagen.
Für eine Sekunde.
Dann hatte sie gelächelt, und eine weitere Sekunde lang hatte ihm die Erinnerung daran, was einmal zwischen ihnen gewesen war, einen leisen Stich versetzt. Aber das war längst Vergangenheit.
Jetzt war alles ganz locker und zwanglos zwischen ihnen - so wie es sein sollte. Er wollte nichts von ihr und hatte ihr auch nichts zu bieten. Es tat gut, das zu wissen, schließlich war er für immer zurückgekehrt.
Merkwürdigerweise hatte er sich schon vorher überlegt, für ein paar Monate zurückzukommen. Er hatte sich sogar informiert, was er tun musste, um seine Privatdetektei und seine Wohnung zu verkaufen. Aber dann hatte er die Sache doch nicht weiterverfolgt, sondern war seinem Alltag und seinem bisherigen Leben treu geblieben, weil ihm das einfacher erschienen war.
Schließlich hatte seine Großmutter angerufen.
Da er bereits genügend Erkundigungen eingeholt hatte,
war es nicht weiter schwer gewesen, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Hätte er diesen Schritt schon früher unternommen, wäre sein Großvater nach dem Sturz vielleicht nicht allein gewesen und hätte keine so starken Schmerzen aushalten müssen.
Aber solche Grübeleien bringen einen bekanntlich auch nicht weiter. Manche Dinge passieren einfach.
Aber jetzt war er zurückgekehrt. Der Job machte ihm noch genauso viel Spaß wie früher, und er konnte weiß Gott ein wenig Aufmunterung vertragen. Lange Tage, harte körperliche Arbeit, die Pferde, die Routine. Und das einzige wirkliche Zuhause, das er je gehabt hatte.
Wäre Lil nicht gewesen, hätte er seine
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