Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
einer furchtbaren Welt. In anderen Teilen der Welt romantisiert man solche Tiere vielleicht, aber nicht hier, wo sie aus den Bergen ins Tal kommen und sich über das Vieh oder die Hühner hermachen. In gewisser Weise kann ich das sogar verstehen, Willy, ich bin schließlich nicht weltfremd. Aber meine Welt besteht nun mal aus zweiunddreißig Hektar, auf denen ich sechsunddreißig Tiere beherberge, die Pferde nicht mit eingerechnet. Und ich habe Angst, dass er vorhat, hier einzudringen. Zumindest hat er mir das heute mit dieser ›Botschaft‹ zu verstehen gegeben. Und dann wird er eines der Tiere, die hier leben, die ich hierhergeholt habe, töten. Oder noch schlimmer, einen meiner Mitarbeiter, die ich hierhergeholt habe.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, um deine Bedenken zu zerstreuen.«
»Da gibt es nichts zu sagen. Im Moment ist er eindeutig
im Vorteil. Meine Bedenken lassen sich nicht zerstreuen. Dafür wartet hier jede Menge Arbeit auf uns, und die werden wir auch erledigen. Ich habe sechs Praktikanten, die unser Ausbildungsprogramm durchlaufen. Noch heute Morgen erwarten wir eine Gruppe mit Acht- bis Zwölfjährigen. Sie bekommen in etwa zwei Stunden eine Führung und einen Vortrag im Schulungszentrum. Wenn du mir sagst, dass diese Kinder hier nicht sicher sind, werde ich die Veranstaltung absagen.«
»Ich habe nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass ein Mann, der wilde Tiere tötet, vorhat, auf Kinder zu schießen, Lil.«
»Gut. Dann tut jeder, was er kann. Du solltest jetzt gehen«, sagte sie zu Coop. »Du musst dich um deine Dinge kümmern, um deine Tiere.«
»Ich komme wieder. Und du denkst an die Liste.«
Sie sah ihn einen Moment lang verständnislos an und schüttelte dann nur den Kopf. »Das ist jetzt nicht gerade meine oberste Priorität.«
»Ganz wie du meinst.«
»Eben. Danke, Willy.«
Als sie in ihr Büro zurückkehrte, spitzte Willy die Lippen. »Wenn ich mich nicht täusche, ging es da gerade nicht um einen toten Wolf. So wie es aussieht, wirst du hier heute übernachten.«
»Richtig.«
»Da bin ich aber froh! Bis dahin werde ich ein paar Leute hier abstellen, die anderen Tore kontrollieren und nach Schwachstellen Ausschau halten. Er hat sich da irgendwo verschanzt«, murmelte Willy und sah hinauf zu den Bergen.
Lil wusste, dass sich der Vorfall herumsprechen würde, also wunderte sie sich nicht weiter, als ihre Eltern kamen. Sie ließ den betäubten Tiger allein und ging zum Zaun des Geheges. »Nur eine eingewachsene Kralle. Ein verbreitetes Problem.« Sie hob die Hand, um nach den Fingern ihrer Mutter zu greifen, die diese durch den Zaun gesteckt hatte. »Tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt.«
»Du wolltest doch für ein paar Wochen runter nach Florida und in diesem Panther-Reservat mitarbeiten. Und das solltest du auch tun.«
»Aber nur für ein paar Tage«, berichtigte sie Lil. »Und auch erst im nächsten Winter. Ich kann im Moment nicht weg. Und jetzt erst recht nicht.«
»Du könntest zu uns ziehen, bis man den Kerl gefasst hat.«
»Und wer soll mich dann hier ersetzen, Mom? Wem soll ich sagen, ich habe zu viel Angst hierzubleiben, mach du das bitte?«
»Mir egal, Hauptsache, nicht meine Tochter.« Jenna drückte Lils Hand. »Aber das wirst du sowieso nicht tun.«
»Cooper war heute Nacht hier, stimmt’s?«, erkundigte sich Joe.
»Er hat auf dem Sofa geschlafen. Er wollte partout nicht gehen, und jetzt muss ich ihm auch noch dankbar dafür sein, dass ich ihn nicht aus meinem eigenen Haus werfen durfte. Ich habe hier jede Menge Leute, die bereit sind, bei mir zu bleiben. Wir treffen sämtliche Vorsichtsmaßnahmen, versprochen! Ich werde neue Überwachungskameras bestellen. Ich habe mir auch schon Alarmanlagen angesehen. Aber solche, mit denen sich das ganze Gelände sichern lässt, kann ich mir nicht leisten.
Kommt gar nicht infrage«, sagte sie, als Joe sich einmischen wollte. »Du kannst sie dir genauso wenig leisten.«
»Ich kann es mir vor allem nicht leisten, dass meiner Tochter etwas zustößt.«
»Ich werde dafür sorgen, dass es gar nicht so weit kommt.« Sie sah sich nach Matt um, der den Tiger behandelte. »Ich muss hier weitermachen.«
»Wir gehen zurück zum Büro und fragen, ob wir behilflich sein können.«
»Bestimmt.«
Von seiner erhöhten Position aus beobachtete er die Familie durch seinen Feldstecher. Das Ausspionieren der Beute war unverzichtbar. Man musste ihre Gewohnheiten kennen, ihr Revier, ihr Umfeld, ihre
Weitere Kostenlose Bücher