Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
»Wie, heute ist schon Montag? Ich war so beschäftigt, dass ich nicht einmal weiß, was für einen Tag wir haben.«
Sie zuckte zusammen, als Luke sie am Arm fasste, ließ sich dann aber zum Bett führen. »Wirklich?«, sagte sie ins Handy und scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. »Einen Meter? So früh im Jahr so viel Schnee? Aber gut für die Skitouristen.«
Sie beobachtete argwöhnisch, wie Luke sich auf seiner Seite des Bettes niederließ und ihre Orange verspeise, anstatt aus dem Zimmer zu gehen.
»Hm, Mom? Könntest du kurz dranbleiben? Jemand ist hereingekommen. Warte – es dauert nicht lange.«
Sie fand die Aus-Taste und drückte sie mit dem Daumen, dann entriss sie ihm ihre Orange. »Siehst du nicht, dass ich ein Privatgespräch führe? Verzieh dich wenigstens in dein eigenes Bett!«
»Es ist zu schmal. Und zu kurz ist das verdammte Ding auch noch für mich.« Er griff nach dem Toast mit Rührei auf ihrem Teller und tat ihre Mahnung mit einer Handbewegung ab. »Lass dich durch mich nicht abhalten. Ich esse nur mein Frühstück fertig und mache dann ein Nickerchen.«
»Nicht in meinem Bett!«
»Es ist für Fiona einfacher, wenn wir beide uns ein Zimmer teilen.«
Sie zog eine Braue hoch. »Du hättest also keine Einwände, wenn sich deine kleine Schwester um zwei ihr fast fremde Menschen kümmert, die sich ein Bett teilen?«
Camry ließ die Aus-Taste los und führte das Handy wieder ans Ohr. »Kann ich später zurückrufen, Mom? Ich muss mich hier dringend um etwas kümmern. Was?« Sie seufzte. »Ja, ich fürchte, dass ich es zur
Sonnenwende nicht nach Hause schaffe. Ich weiß, aber du solltest besser als jeder andere verstehen, wie es bei dieser Arbeit so läuft. Ich traue mich nicht, so lange wegzubleiben. Und zu Hause kann ich während der Feiertage wegen des allgemeinen Wirbels nicht arbeiten. Also gut, wir sprechen uns später noch. Ja, ich habe dich auch lieb, Mom. Tschüss, Mom. Sag Daddy, dass ich ihn lieb habe«, sagte sie hastig, ehe sie das Gespräch beendete.
»Du fährst zu den Feiertagen nicht nach Hause?« Luke biss wieder von seinem Toast ab.
Camry steckte sich den Rest der Orange in den Mund.
»Warte … du hast gesagt, wenn du nicht ans Telefon gehst, ruft deine Mom in deinem Labor an. Du arbeitest in einem Labor?« Er machte eine Art Show daraus, alle Türen im Raum in Augenschein zu nehmen und dann auf die Schranktür zu deuten. »Ist es da drinnen? Was für ein Labor ist es denn?« Es folgte ein dramatischer Atemzug. »Doch nicht etwa ein Drogenlabor, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Und da sorgst du dich um den Eindruck, den es auf Fiona macht, wenn wir im selben Bett liegen?«
»Stell dich den Tatsachen! Besser noch: Verschwinde!«
»Was für ein Labor ist es, MacKeage?«
Seufzend lehnte sie sich an das Kopfteil ihres Bettes
und stocherte mit der Gabel in ihrem Rührei herum. »Ich war mal in der Raketenantriebsforschung.«
»Du bist Raketenphysikerin? Wirklich? Warte, du sagtest, du wärest es gewesen. Dann heißt das also, dass du keine Physikerin mehr bist?« Er grinste. »Was ist passiert, hast du plötzlich vergessen, wie man bis zehn zählt, ohne die Finger zu Hilfe zu nehmen?«
Sie sah ihn finster an. »Nein, ich bin mit meiner Arbeit nicht mehr weitergekommen.«
»So?« Er schnaubte. »Echten Wissenschaftlern passiert das nicht, MacKeage. Manchmal stößt man auf Mauern; aber wir finden entweder einen Weg darum herum oder gehen durch sie hindurch. Warte«, sage er mit einem Fingerschnalzen. »Hat deine Mauer vielleicht etwas mit dem Burschen zu tun, mit dem du diesen E-Mail-Disput geführt hast?«
»Dieser arrogante Schuft hat mir eine Gleichung geschickt, die drei Jahre meiner Arbeit infrage gestellt hat«, gestand sie unwillig und schleuderte wütend ihre Gabel durchs Zimmer, die dann klirrend auf dem Boden landete. »Und dann hatte er die Kühnheit vorzuschlagen, wir sollten das Problem gemeinsam zu lösen versuchen.«
»Bist du jetzt sauer, weil ein Kollege mit dir zusammenarbeiten möchte, oder weil die Gleichung, die er dir hat zukommen lassen, richtig war?«
»Der Typ heißt Lucian Renoir. Herrgott, allein sein
Name klingt schon arrogant. Aber wenn jemand der Welt ein funktionierendes Ionenantriebssystem beschert, dann ich!«, rief sie und schlug sich auf die Brust. »Er dagegen wollte nur kommen und mir meine Ergebnisse klauen.«
»Tja, deine Theorie weist allerdings einen kleinen Fehler auf, MacKeage: Er kann dir nicht stehlen, was nicht
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