Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
nicht Auto fahren, wenn man den Führerschein nur beinahe hat«, belehrte Cam sie. »Du musst einen Erwachsenen neben dir sitzen haben.«
»Keine Sorge, ich fahre deine Karre bestimmt nicht zu Schrott, Cam. Ich bin schon mit zehn auf Forststraßen herumgekurvt«, erklärte das Mädchen. »Ich nehme Suki mit und setze ihr Ihre Sonnenbrille auf. Sie ist so groß, dass sie wie ein Erwachsener wirkt.«
»Forststraßen?« Camry hob den Kopf. »Das bedeutet, dass du im Westen von Maine lebst.«
»Auch in den Bezirken Aroostook und Washington gibt es viele Forststraßen.« Fiona erwischte Tigger, als sie gerade aufs Bett springen wollte, und ging mit dem Dackel in Richtung Tür. Dort hielt sie inne.
»Ich lasse Max und Ruffles hier und nehme Suki und Tigger mit. Luke, Ihre Zimmernummer?«
»Er wird noch heute Morgen in sein Hotel zurückkehren«, sagte Camry zu ihr.
»Zimmer sieben«, sagte er und griff nach einem Stück Toast. »Ich habe noch gar nicht ausgepackt. Mein Koffer liegt auf dem Bett.«
»Sie ziehen nicht bei uns ein.«
»Sie haben gehört, was der Arzt zu Fiona sagte. Ich werde noch tagelang große Schmerzen haben, und wenn man starke Medikamente nimmt, sollte man nicht allein sein – sonst gefährdet man sich. Ich brauche Aufsicht, und da dies auch für Sie gilt, können wir uns ebenso gut gemeinsam beaufsichtigen lassen.«
»Ja, das erscheint mir sehr sinnvoll«, meldete Fiona sich von der Türschwelle. »Mir macht es nichts aus, mich um euch beide zu kümmern. Das hilft mir eigentlich sogar bei der Entscheidung, ob ich einmal Krankenschwester werden möchte oder nicht.« Das junge Mädchen, das die Situation über Gebühr auszukosten schien, betrachtete Camry mit hochgezogenen Brauen. »Im Gegensatz zu jemand anderem hier möchte ich nämlich alles: Beruf und Familie, und zwar bevor meine biologische Uhr laut zu ticken beginnt.«
Camry griff sich eine Orange vom Tablett, um sie nach dem Mädchen zu werfen. »Kleines Biest!«
Luke entriss ihr jedoch das Wurfgeschoss. »Nicht mit etwas Essbarem!«
Camry deutete auf Fiona. »Warte nur, bis dein Daddy dich wieder unter seiner Fuchtel hat, junge Dame! Ich werde ihm beistehen, dir tüchtig die Leviten zu lesen. Sobald ich wieder auf den Beinen bin, suche ich in deinen Siebensachen nach deinem Namen.«
»Zu spät. Heute Morgen habe ich alles im Kamin verbrannt, worauf mein Name stand.«
Camry schnappte sichtlich verletzt nach Luft. »Du vertraust mir nicht?«
Fiona trat näher. »Doch, natürlich, Cam. Es ist Luke, dem ich nicht traue«, erklärte sie und verdrehte dabei die Augen. »Schließlich ist er ein Mann.«
Nun wollte Luke mit der Orange nach ihr werfen. Camry aber entriss sie ihm und machte sich daran, die Frucht zu schälen. Fiona drehte sich lachend um, scheuchte die drei anderen Hunde vor sich hinaus und schloss die Schlafzimmertür.
»Sie wohnt erst ein paar Tage bei Ihnen, und schon hat sie eine schlechte Meinung von Männern«, beschwerte sich Luke, ehe er einen Bissen Toast aß.
»Fiona hatte euch Männer mit Sicherheit schon längst durchschaut, bevor sie mich kennengelernt hat. Sie hat mir verraten, dass sie von zu Hause weggelaufen ist, weil ihr Vater ständig an ihr herumnörgelt.«
»Weil er sie liebt.«
Sie ließ von der Orange ab und sah ich an. »Warum können Männer ihre Frauen und Töchter nicht lieben, ohne sie mit ihrem Genörgel in den Wahnsinn zu treiben?«
»Woher soll ich das wissen? Ich hatte nie Frau und Tochter.«
»Und eine Freundin? Haben Sie die auch nicht?«
»Im Moment nicht.« Er starrte auf seinen Toast. »Ich habe eigentlich kein Problem, eine Frau kennenzulernen, aber halten kann ich keine.«
»Weil Sie an ihr herummäkeln.«
»Nein, das ist es nicht.« Er nahm den Teller mit den Eiern und fing an zu essen, wobei er zwischen den Bissen weiterredete: »Sie bleiben gar nie so lange, bis das Nörgelstadium überhaupt erreicht ist.« Er sah sie an. »Vorausgesetzt, es gibt so etwas.« Er aß gierig weiter.
Camrys Neugier war erwacht. Sie verstand, warum Luke Pascal mit Leichtigkeit eine Frau kennenlernte, schließlich hatte auch Fiona von ihm als einem »Traummann« geschwärmt. Er hatte den Körper eines Sportlers, was eigentlich nicht zu seinem Beruf als Physiker passte. Und seine Augen waren tiefblau – und wunderschön. Und was sein Haar betraf, nun, sie musste zugeben, dass ihr diese Länge gefiel; sie verlieh ihm ein irgendwie rebellisches
Aussehen, das allerdings auch nicht recht zu
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