Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
hinreißend gewesen wäre. Schließlich wollte er es vermeiden, dass sich auch nur die Andeutung einer sexuellen Spannung in ihre Arbeit schlich.
So viel zu seinem unerfüllbaren Traum. Tja, wären sie beide an jenem ersten Morgen nicht so groggy gewesen, dann würde er sich jetzt nicht so fürchterlich
langweilen. Dann hätte er nämlich die letzten vier Tage damit zugebracht, sie zu lieben.
Nicht, dass er es nicht versucht hätte.
Es hatte sich zwischen ihnen so eine Art Spiel entwickelt – vielleicht war Herausforderung ja das bessere Wort. Sie flirteten, bis es so richtig funkte, dann zogen sie sich zurück – für Luke die reinste Hölle. Er war sexuell so frustriert und begehrte Camry MacKeage so heftig, dass er sie, ohne Rücksicht auf die Hunde, glatt hier auf der Couch nehmen würde, wenn sie ihn das nächste Mal küsste.
Verdammt, fast hätte er sie heute Morgen gekriegt, als er erwacht war und sie neben ihm im Bett lag. Sie hatte ihn mit den durchdringenden grünen Augen ihres Vaters direkt angesehen und die Kühnheit besessen zu behaupten, sie hätte ihn im Schlaf jammern gehört, wäre aber eingeschlafen, ehe sie sich wieder in ihr eigenes Bett legen konnte.
Fiona, offenbar nicht leicht in Verlegenheit zu bringen, war hereingefegt, hatte jedem eine Tablette in den Mund gesteckt und verkündet, sie müsse einen Sprung aus dem Haus, um Einkäufe zu machen. Luke, dem langsam der Verdacht kam, das romantisch veranlagte junge Mädchen hielte sie absichtlich mit Medikamenten in einem Dämmerzustand, um sie auf diese Weise zu ein bisschen Sex zu ermuntern, hatte von da an seine Tablette in die Wange gesteckt,
um sie dann hinter dem Kopfteil des Bettes verschwinden zu lassen, kaum dass Fiona ihm den Rücken zukehrte.
Falls Camry unter einer Mäuseplage litt, waren die Nager jetzt jedenfalls glücklich.
Bei dem Versuch, sich von seinem glühenden Verlangen abzulenken, hatte Luke versucht, sich stattdessen auf Fiona zu konzentrieren, genauer gesagt auf ihren Familiennamen; er wollte ihn unbedingt herausfinden, damit er ihre Eltern kontaktieren konnte. Aber offensichtlich waren die Teenager heutzutage gerissener, als er es einst gewesen war, denn bei seinem einzigen Ausreißversuch hatte er es nur zehn Meilen weit geschafft, dann hatte sein Stiefvater ihn auch schon aufgegriffen. André hatte Luke damals nach Hause gezerrt, hatte ihm Säge und Axt in die Hand gedrückt und ihn einen Stapel von acht Klafter Brennholz hacken und zersägen lassen. Er sollte ausreichend Zeit haben, um nachzuempfinden, welche Hölle seine arme Mutter durchgemacht hatte.
Daraufhin war Luke bis zu seinem vierundzwanzigsten Lebensjahr nicht mehr von zu Hause ausgerissen.
Er hörte, wie die Zimmertür geöffnet wurde, und wusste, dass Camry – vermutlich mit Fliederduftseife für eines ihrer lüsternen Gefechte gerüstet – im Anmarsch war, um sich neben ihn zu setzen, während
Fiona die Hunde wie jeden Morgen ausführen wollte. In einer Woche war Wintersonnenwende, und Luke rechnete sich aus, dass ihm nur ein oder zwei Tage blieben, um Camry zur Heimkehr in ihr Elternhaus zu bewegen. Dann würde sie behaupten, er sei völlig wiederhergestellt und ihn, sexuell frustriert, wie er war, einfach vor die Türe setzen.
Er seufzte und rutschte weiter, um für sie auf der Couch Platz zu machen. Dabei betastete er seine Hosentasche, um zu prüfen, ob er auch an die Kondome gedacht hatte. Am Morgen hatte er beim Rasieren entschieden, dass es höchste Zeit war, einen Frontalangriff zu starten: zuerst auf Camrys Körper, da er sie heftig und schmerzlich begehrte, und dann auf ihr Gewissen.
»Ich drehe jetzt mit den Tölen eine Runde«, erklärte Fiona, als sie ihre Jacke anzog. »Braucht von euch noch jemand etwas, bevor ich gehe?«
»Ein Bier wäre nett«, sagte Luke. Es kümmerte ihn nicht, dass es erst zehn Uhr morgens war, da er sich schier zu Tode langweilte. Dave hatte ihm ein Sixpack gebracht, das Fiona mit der Behauptung konfisziert hatte, man könne Bier und Medikamente nicht gleichzeitig zu sich nehmen; sie glaubte ja, er würde die Tabletten noch immer einnehmen.
»Wenn Sie Ihre Nachmittagstablette nicht nehmen, können Sie sich zum Abendessen ein Bier gönnen«,
versprach sie, ließ die Leinen der vier wedelnden Hunde schnalzen und ging hinaus.
»Du scheinst ja wieder recht mobil zu sein«, meinte Luke, als Camry sich seine Tüte mit Chips schnappte. »Was macht der Knöchel?«
»Der freut sich schon auf einen
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