Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
Blick, der Grey galt.
Grace hatte Luke erklärt, dass es ihrem Mann lieber wäre, wenn er sie mit MacKeage und nicht mit Sutter ansprechen würde, erst dann hatte der junge Wissenschaftler begonnen, sie bei ihrem Vornamen zu nennen.
»Eines verstehe ich nicht«, fuhr er fort. »Wie können Sie aus einer nicht einmal vollständig unterschriebenen Weihnachtskarte, auf der Cams Name nicht genannt wird, schließen, dass Ihre Tochter in Go Back Cove lebt?«
»Glauben Sie an Magie, Luke?«, fragte sie, ohne das wenig subtile Gebrumme ihres Mannes zu beachten. »An Zauberei?«
»Zauberei?«, wiederholte Luke mit einem Stirnrunzeln.
»Wie wäre es dann vielleicht mit Glückszufall?«
»Wie bitte?«
Grace nahm ihm seufzend Karte und Umschlag ab. »Also gut, bezeichnen wir es einfach mütterliche Intuition, ja?« Sie schwenkte die Karte zwischen Luke und Grey hin und her. »Ihr beide müsst mir einfach
vertrauen, wenn ich sage, dass Camry in Go Back Cove lebt.« Sie warf einen Blick auf die Uhr, dann sah sie Luke an. »Erst neun. Wenn Sie gleich nach dem Lunch losfahren, kommen Sie noch rechtzeitig an, um Ihr Hotelzimmer zu beziehen.«
»Wie bitte?«, wiederholte er und wirkte noch verwirrter.
Grey seufzte, allerdings erheblich schwerer als vorhin Grace. »Pascal, Sie werden nach Go Back Cove fahren und unsere Tochter zur Heimkehr überreden.«
Lukes Augen wurden groß, er wich einen Schritt zurück. »So, meinen Sie?«
»Aber Sie haben nur zwei Wochen Zeit«, warf Grace ein. »Wir möchten sie nämlich zur Wintersonnenwende wieder hier zu Hause haben.«
Luke wich sichtlich beunruhigt noch einen Schritt zurück.
»In Anbetracht von Camrys letzter E-Mail bin ich wohl der Letzte, den sie sehen möchte. Und eigentlich handelt es sich ja auch um eine Familienangelegenheit, finden Sie nicht? Wäre es da nicht besser, wenn Sie beide sie holen gingen?«
»Das geht nicht«, erwiderte Grace.
»Warum nicht?« Luke zupfte an seinem Hemdärmel.
»Sie darf nicht erfahren, dass wir von ihrer Kündigung
bei der NASA wissen, und noch viel weniger, dass wir über ihre Schwindelei im Bild sind«, erklärte Grace. »Sie muss nach Hause kommen wollen, und sie muss uns selbst sagen, was sie das ganze letzte Jahr über gemacht hat.«
»Wie soll ich sie denn zur Heimkehr überreden, wenn ich nicht verraten darf, welche Sorgen Sie sich ihretwegen machen?«
»Das dürfte Ihnen nicht schwerfallen, Renoir«, sagte Grey. »Sie müssen ja bloß die Lügen ausschmücken, die Sie uns aufgetischt haben.«
Luke senkte den Blick und stierte auf Grace’ Füße, dann gewann er Haltung und sah Grey an. »Mein vollständiger Name lautet Lucian Pascal Renoir, man nennt mich aber Luke Pascal … manchmal jedenfalls.« Er nestelte wieder an seinem Ärmel herum, als irritiere ihn das geborgte Hemd. »Und da Camry mich aus den E-Mails als Lucian Renoir kannte und ich annahm, sie könnte hier sein, habe ich mich als Pascal vorgestellt, als Jack Stone mich fand. Ich wollte nicht auf meinem A… auf meinem Arm im Schnee landen.«
»Ich schlage vor, Sie machen jetzt in Go Back Cove als Luke Pascal weiter.« Grace rückte einen Stuhl am Tisch zurecht und bot Luke einen Platz an.
»Aber …«
Sie tätschelte ihm die Schulter. »Es wird schon
klappen, Luke«, beruhigte sie ihn, ging an die Backröhre und nahm den Teller mit Eiern und Toast heraus, den sie dort warmgestellt hatte. »Gleich nach dem Frühstück können Sie mir Ihre schmutzige Wäsche geben. Dann suchen wir im Internet nach einem Hotel in Go Back Cove. Der Ort ist klein, Sie werden Camry also sicher bald aufstöbern.«
»Mein Wagen wurde gefunden?«
Grace stellte den Teller vor ihn. »Jack und sein Stellvertreter haben ihn heute Morgen gebracht. Er steht oben in der Einfahrt hinter der Küche.«
»Also wirklich, Dr. Sutter, ich glaube nicht, dass ich der Richtige bin, um Ihre Tochter zu suchen.«
»Natürlich sind Sie das, Luke. So wie ich meine Tochter kenne, wird Camry Sie in solcher Windeseile wieder zu uns bringen, dass Ihnen schwindelt. Sie müssen nur Mut fassen und ihr mitteilen, dass der Podly über den halben Springy Mountain verteilt ist.«
Luke erbleichte und sah sie mit seinen tiefblauen Augen erschrocken an. »Sie wissen von Podly?«, flüsterte er. Sein Blick wanderte zu Grey, dann zurück zu Grace. »Sie wissen, dass es Ihr Satellit war, der letzten Sommer hier zerschellt ist?«
Grace ging zum Kühlschrank, um Saft zu holen, nicht ohne im Vorübergehen ihrem
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