Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
»Ich bin nicht böse, dass du Pascal eingeredet hast, er müsste Camry suchen; mich ärgert nur, dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen bin.« Nun nahm er ihre Blusenknöpfe in Angriff. »Aber schließlich waren mir ja nicht alle Teile des Puzzles bekannt. Wenn du mir nur eröffnet hättest, dass dein kleiner Satellit über den halben Berg verstreut liegt! Grace, ich hätte ihn gesucht!«
»Das weiß ich, und ich liebe dich dafür. Aber der Podly gehört mir nicht mehr. Er ist Camrys Zukunft. Und sie muss von sich aus nach ihm auf die Suche gehen.«
»Liegt das Geheimnis des Ionenantriebes jetzt unter einem Meter Schnee begraben?«
»Ja.«
Er brach den Vorgang ab, sie auszuziehen. »Du hast das Rätsel gelöst? Dann müssen wir es bewahren.«
Er wollte aufstehen, doch Grace hielt ihn zurück. »Nein, das ist nicht nötig. Mein Podly hat das Geheimnis zwanzig Jahre lang bewahrt. Da können wir ruhig noch ein paar Wochen warten.«
»Zwanzig Jahre! Du hast das Problem vor zwanzig Jahren gelöst und dieses Ding die ganze Zeit die Erde umkreisen lassen? Grace, das ist dein Lebenswerk?«
»Immer mit der Ruhe!«, beschwichtigte sie ihn. Sie umfasste seine Wangen und legte ihm ihre Daumen auf die Lippen. »Nicht ich habe die Antwort gefunden, sondern Camry – im zarten Alter von zwölf.«
Er wollte sich aufsetzen, doch sie hielt ihn fest. »Eines Tages war sie wegen eines naturwissenschaftlichen Schulprojekts bei mir im Labor. Dabei guckte sie mir über die Schulter und stellte unzählige Fragen zu meiner Arbeit. Und als ich ihr das vorliegende Projekt erklärte, deutete sie nur auf den Bildschirm und fragte, warum ich nicht einfach zwei scheinbar miteinander nicht in Zusammenhang stehende Ganzzahlen jeweils auf die andere Seite der vorliegenden Gleichung transferiere.«
Sie tätschelte sanft seine Wangen, als sie seine ungläubige Miene sah, und lachte leise. »Verlange jetzt nicht, dass ich dir das hier und jetzt erkläre, sonst kommen wir nämlich nicht mehr aus dem Bett. Es mag die Frage eines unwissenden Kindes gewesen sein, aber genial war sie trotzdem. Ich habe also die Zahlen ausgetauscht, worauf ich gezwungen war, noch einige andere zu vertauschen, und binnen einer Stunde war mir klar, dass ich es schaffen würde, den Ionenantrieb zu entwickeln.«
»Und warum hast du das nicht der ganzen Welt verkündet?«
»Weil die Entschlüsselung des Codes eine ganze Reihe neuer Probleme schuf. Ich konnte nicht wirklich behaupten, das Problem des Ionenantriebs gelöst zu haben, da ich noch nicht wusste, wie ich ihn richtig beherrschen konnte.« Sie seufzte. »Ionen können für viel mehr als nur zum Antrieb verwendet werden, Grey. Man kann sie auch als Waffe einsetzen. Ich war nicht bereit, so weit zu gehen, da ich nicht sicher war, ob die Welt dazu bereit war.«
»Und jetzt?«, fragte er. »Wenn Camry und Pascal den Podly finden, wie du es dir erhoffst, und sie dem Geheimnis auf die Spur kommen, ist die Welt dann jetzt bereit?«
»Meinst du nicht, dass ich mir diese Frage nicht selbst auch schon die ganze Zeit gestellt habe?«
Er richtete sich halb auf. »Das also hast du die letzten zwanzig Jahre getrieben, wenn du dich in deinem Labor eingeschlossen hast? Anstatt zu versuchen, den Ionenantrieb einsatzfähig zu machen, hast du daran gearbeitet, seine Verwendung als Waffe zu verhindern?« Wieder zog er die Stirn kraus. »Hast du es denn geschafft?«
»Beinahe. Wenn Camry, Luke und ich unsere Köpfe zusammenstecken, bin ich sicher, dass wir der Welt ein für die Raumfahrt geeignetes Antriebssystem präsentieren können.« Wieder umfasste sie seine Wangen. »Und wenn ein anderer Forscher sich unsere Arbeit aneignet und damit eine Waffe entwickelt … Nun, ich habe mich letztendlich mit der Tatsache abgefunden, dass ich nur meinen Beitrag für die Entwicklung der Menschheit kontrollieren kann, nämlich dieses effizientere Antriebssystem.«
»Und wenn Pascal anders denkt?«
»Dann muss er mit seiner Entscheidung leben – wie jeder andere Wissenschaftler auch.« Sie lächelte. »Aber manchmal müssen wir einfach den magischen Kräften vertrauen, wenn sie sich bemerkbar machen. In Anbetracht der Häufung von Zufällen, die Luke in unser Haus geführt haben, liegt es auf der Hand, dass es so etwas wie ›Zufall‹ gar nicht gibt.«
Grey legte mit einem Seufzer seine Stirn an die ihre. »Wenn du mir jetzt einreden möchtest, dass
Winter oder Matt etwas damit zu tun haben, dann schwöre ich, dass
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