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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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dich hinbringen und dort auf dich warten, um dich wieder nach Hause zu fahren.« Das Haus des Herzogs war strahlend hell erleuchtet. Große, lodernde Fackeln in metallenen Trichtern zu beiden Seiten der eindrucksvollen Haustür warfen ihr Licht auf die Auffahrt. Ein Fackelträger lief auf die Kutsche zu, als diese zum Stehen kam, und hielt sein Licht hoch erhoben, während Polly mit geneigtem Kopf ausstieg, um zu verhindern, dass sie ihre kunstvoll aufgetürmte Frisur beschädigte. Währenddessen musste sie vorsichtig das Gewicht ihrer Röcke und der Schleppe manövrieren, die sich um sie herum bauschten, als sie endlich auf der Auffahrt stand und sich noch einen Augenblick Zeit nahm, um sich ein wenig zu sammeln. In der geöffneten Tür stand ein livrierter Page und verbeugte sich, während der Fackelträger Polly den Weg erhellte. Sie trat in eine riesige, mit Fliesen ausgelegte Halle, in der Kronleuchter von einer hohen, gewölbten Decke herabhingen und vergoldete Stuckfriese die Wände und Türbögen schmückten. Im Hintergrund wand sich eine breite Treppe mit flachen Stufen und einem kunstvoll geschnitzten Geländer zum Obergeschoss empor. Hier herrschen sogar noch mehr Pracht und Glanz als in Whitehall, dachte Polly Nahezu in jeder Ecke manifestierte sich der enorme Reichtum des Eigentümers dieses Anwesens.
    Aus dem Obergeschoss drangen die Klänge von Laute und Viola, das Geräusch applaudierender Hände, dann ein helles Lachen. Polly folgte dem Pagen die Treppe hinauf. Am oberen Treppenabsatz stand eine große Flügeltür offen, die in einen Salon lührte, der geradezu verschwenderisch dekoriert und möbliert war. Am einen Ende des Raums spielte eine Gruppe Musikanten. Vier Männer standen um einen langen, schmalen Tisch, deren Lachen mit einem leicht schlüpfrigen Unterton zu ihr herüberdrang. Vor dem Kamin hatte sich eine Gruppe gepuderter und geschminkter Damen versammelt. Ihre Fächer waren unentwegt in Bewegung, und ihre hellen, gekünstelten Stimmen schwebten durch die warme, parfümgeschwängerte Luft, als sie auf die Scherze ihrer männlichen Begleiter eingingen. Eine von ihnen war Lady Castlemaine, und auch die anderen erkannte Polly wieder, auch wenn sie nicht jedem Gesicht einen Namen zuordnen konnte.
    »Mistress Polly Wyat«, kündigte der Page an, worauf sich die vier Männer am Tisch aufrichteten. Der Herzog von Buckingham, in pfauenblauen Satin mit goldener Spitzenborte gekleidet, die gepuderte Perücke bis über die Schultern wallend, wandte sich zur Tür um. Auf den schmalen Lippen erschien ein kleines Lächeln, während er auf Polly zukam.
    »Nun, Mistress Wyat, ich hatte schon begonnen, an Euch zu verzweifeln.« Er machte einen formvollendeten Kratzfuß und zeigte dabei seine bestickten Strümpfe und die hochhackigen Schuhe, in deren Absätzen und Goldschnallen Diamanten glitzerten.
    »Komme ich zu spät, Mylord?« Polly versank in einen tiefen Knicks, einen Bühnenknicks, der nichts vermissen ließ. »Ich bin untröstlich, Euch eine solche Unhöflichkeit entboten zu haben. Doch Eure Einladung nannte keinerlei Uhrzeit.«
    »Das war allein mein Versäumnis«, murmelte der Herzog und küsste Polly die Hand. »In meinem Eifer, Euch die Einladung zukommen zu lassen, muss ich dies wohl übersehen haben.« Die schweren Lider senkten sich noch ein wenig tiefer. »Doch ich bin untröstlich, dass mein bescheidenes Geschenk nicht Euer Wohlwollen gefunden hat, Madame.«
    »Aber ganz im Gegenteil, Euer Gnaden, es war sogar ganz außergewöhnlich. Aber auch viel zu wertvoll, als dass ich es hätte annehmen können.« Polly erwiderte sein schmallippiges Lächeln mit einem höflichen, wenn auch ausdruckslosen kleinen Lachen.
    Buckingham neigte den Kopf. »Es war doch nur eine Kleinigkeit, Madame. Und ich dachte, es wäre hübsch genug, um Euch zu gefallen.«
    »Es ist aber nicht meine Gewohnheit ... Schmuckstücke von jenen anzunehmen, mit denen ich nur oberflächlich bekannt bin«, erklärte Polly bedächtig.
    Buckingham schürzte die Lippen. »Dann werde ich die Brosche noch so lange verwahren, bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir uns besser kennen gelernt haben, Mistress Wyat.«
    »Ein sehr schmeichelhafter Vorschlag.« Polly spürte, wie ihr unter der nervlichen Strapaze dieser bedeutungsschwangeren Unterhaltung der Schweiß ausbrach. Wie lange würde sie all das wohl durchhalten? Mit scheinbar unbedarfter Miene ließ sie den Blick durch den Raum schweifen und erinnerte den Herzog auf diese

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