Lockruf Der Leidenschaft
erkundigte sich Polly.
Der Major warf Polly einen glühenden Blick zu. »Ihr dürft Buckingham auf keinen Fall vermuten lassen, dass Ihr beabsichtigt, Euer Versprechen vielleicht doch nicht einzuhalten. Und sollte eine solche Einhaltung notwendig werden, dann müsst Ihr -«
»Aber es ist nicht an Euch, Conway, diese Art Anweisungen zu erteilen«, unterbrach Lord Kincaid ihn mit leiser, doch unbezwingbarer Autorität. »Polly hat sich bereit erklärt, uns in dieser Angelegenheit zu helfen, aber auf eine Art und Weise, die für sie angenehm ist. Wir verlangen nicht von ihr, dass sie irgendetwas tut, das ihr zutiefst widerstrebt.« Scheinbar beiläufig ließ er seinen Blick durch den Salon schweifen. »Ich vertraue darauf, dass alle das verstanden haben.«
Polly brach schließlich das Schweigen, das sich auf diese Bemerkung hin auf die kleine Versammlung gesenkt hatte. »Ich habe verstanden, was ihr von mir verlangt, Gentlemen. Und damit ihr das auch bekommt, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht.« Sie setzte ein scheinbar fröhliches Lächeln auf, und augenblicklich verflog die allgemeine Anspannung. Doch nur sie allein wusste, wie viel Mühe sie das gekostet hatte. »Mir liegt am Herzog absolut nichts, wie Ihr zweifellos ebenfalls wisst. Ich werde also lediglich das kleine Täuschungsmanöver genießen und euch dabei mit den Informationen beliefern, die ihr benötigt.« Damit erhob Polly sich, strich die gerafften Falten ihres mit Spitzen umsäumten Damastunterrocks glatt und rückte die venezianische Spitze an ihrem Dekollete zurecht. »Und vielleicht ist es jetzt auch an der Zeit, das Wagnis zu beginnen.« Polly hob eine hübsch geschwungene Augenbraue.
»Ja«, bestätigte Nick, »es ist an der Zeit. Aber vorher möchte ich mich mit dir noch einmal unter vier Augen unterhalten ... Ihr entschuldigt uns, Gentlemen?«
Das war ein Befehl, verborgen hinter einer höflichen Frage, den die Gäste mit ihrem unverzüglichen Aufbruch quittierten. Richard, der als Letzter hinausging, blieb noch einmal im Türrahmen stehen. »Du musst einfach nur schauspielern, Polly. Und du bist doch eine Schauspielerin von höchst seltenem Talent. Vergiss das nicht.« Dann schloss sich die Tür hinter ihm, und Polly lächelte ein wenig zittrig. »Es ist gar nicht Richards Art, mir Komplimente zu machen.«
»Er sagt nur die Wahrheit«, entgegnete Nick und wandte sich zu ihr um. »Und nun hörst du noch einmal mir zu. Deine schauspielerischen Fähigkeiten stehen ganz außer Frage, ebenso wie auch deine Fähigkeit, zuzuhören und dich an das, was von Bedeutung ist, zu erinnern. Aber deine Fähigkeit, jemanden wie Buckingham an der Nase herumzuführen, ist noch nicht zweifelsfrei erwiesen. Du musst stets daran denken, dass sowohl er als auch seine Freunde alles andere als dumm sind, und noch wichtiger ist die Tatsache, dass sie sehr mächtig sind.« Die smaragdgrünen Augen blickten ruhig und unverwandt in die ihren, und seine Stimme klang beherrscht, doch Polly entging der bittere Ernst nicht, der in seinen Worten lag. »Ich werde es nicht vergessen.«
»Und du wirst auch nicht vergessen, was ich dir jetzt noch sage. Sobald du anfängst, dich unbehaglich zu fühlen, wenn du spürst, dass jemand - wer auch immer es ist - dich misstrau-isch ansieht, wirst du gehen. Sofort! Hast du das verstanden, Polly?«
»Und wenn ich zu der Überzeugung gelangen sollte, dass ich mein Ziel eher dadurch erreiche, dass ich bleibe und dieses Misstrauen irgendwie wieder zu zerstreuen versuche ...?« Sie erwiderte Nicholas' Blick vorbehaltlos.
»Nein, Polly, das wirst du nicht tun. Unter diesen Umständen müssen wir das Ziel eben opfern.«
Polly schüttelte den Kopf. »Das ist eine Entscheidung, Nicholas, die ich selbst treffen werde. Du wolltest, dass ich mich an dieser Sache beteilige, und ich habe mich dazu bereit erklärt, aus freien Stücken. Aber wie das Spiel gespielt wird, wirst du schon mir überlassen müssen.«
»Und wenn ich nun sage, dass ich in diesem Fall das Ganze abblase?«
»Ich würde dir das Recht dazu verwehren.«
In Pollys Worten lag keinerlei Zorn, sondern lediglich der Wunsch, ihren Standpunkt zu behaupten.
»Ich werde schon aufpassen, Liebling«, sagte sie mit sanfter, beschwichtigender Stimme, als sie sah, wie unwohl Nicholas sich fühlte, als sie die Zügel selbst in die Hand nahm.
Nicholas musterte sie eine Weile schweigend, ehe er sich geschlagen gab. »Ich warte hier auf dich«, sagte er. »John Coachman wird
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