Lockruf Der Leidenschaft
Weise wieder an die Anwesenheit der anderen Gäste und an seine gastgeberischen Pflichten.
»Ich bin hocherfreut, dass Ihr zugestimmt habt, mein kleines Fest mit Eurer Anwesenheit zu schmücken«, erklärte Buckingham und wandte sich wieder zu seinen Gästen um. »Ich werde Euch mit einigen meiner Freunde bekannt machen - wenn auch nicht mit allen«, fügte er geheimnisvoll hinzu und beobachtete sie forschend, als Polly erblickte, was die Gentlemen am Tisch so beschäftigt hatte. Das Mädchen, das darauf ausgestreckt lag, war vollkommen nackt.
»Ist ihr nicht ein wenig kalt?«, bemerkte Polly beiläufig.
Villiers lachte verständnisvoll. »Ein paar Guineen können für jemanden ihres Schlages eine erstaunlich wärmende Wirkung entfalten.«
Ein schamloses Flittchen aus Covent Garden, dachte Polly Wenn nicht Nicholas, Lord Kincaid, in ihr Leben getreten wäre, hätte auch sie sich ihr tägliches Brot vielleicht auf diese Art und Weise verdienen müssen ... Eilig schob sie diesen verstörenden Gedanken beiseite, da er sie unweigerlich zu jener anderen Frage führte, über die sie lieber nicht nachdenken wollte.
»Ich sehe Mylord Arlington«, sagte Polly, als sei die Tatsache, dass sich eine Hure auf dem Tisch räkelte, nicht länger von Interesse für sie. »Und er unterhält sich mit Lady Castlemaine. Mit ihm würde ich gern sprechen, Sir. Er war so nett, mir nach der Aufführung heute Nachmittag einen Glückwunschbrief zukommen zu lassen, für den ich mich bedanken möchte.«
Buckingham verbeugte sich zustimmend und beleitete sie zu seinen Freunden. Polly nahm ein Gläschen Likör entgegen, ehe sie sich zu den anderen Gästen gesellte.
Der Herzog wich ihr kaum von der Seite, und die neugierigen Blicke, die sie von allen Seiten erntete, verrieten Polly, dass die Gesellschaft die Bedeutung ihrer Anwesenheit in dieser höchst privaten Runde begriffen hatte. Polly bemühte sich nach Kräften, dass nicht der Herzog allein das Ziel ihrer Koketterie wurde, obwohl ihr Blick, sobald er Seiner Gnaden begegnete, etwas ganz anderes verriet.
»George, eine Partie Macao, alter Junge! Ihr schuldet mir noch meine Revanche!« Diese lachende Aufforderung stammte von einem Neuankömmling, John Maitland, dem Grafen von Lauderdale und einem Mitglied der Kabale. »Ja«, stimmte Arlington zu. »Beim Kartenspiel habt Ihr tatsächlich teuflisches Glück, George. Letztes Mal habt Ihr mir tausend Guineen abgenommen.«
Buckingham lachte und ließ seine Schnupftabakdose aufspringen. »Es ist, als ob man einem kleinen Kind einen Bonbon stiehlt, aber wenn Ihr unbedingt ein zweites Mal geschlagen werden wollt, dann lasst uns ins Kartenzimmer hinübergehen.« Damit wandte er sich Polly zu, die neben ihm stand. »Wenn Ihr wollt, meine Rose, hätte ich Euch sehr gerne an meiner Seite. Eine solche Schönheit kann einem Mann nur Glück bringen.« Diese öffentliche Liebkosung - unterstützt von der Hand, die sich besitzergreifend um Pollys Ellenbogen legte - ließ keinerlei Zweifel mehr an Pollys Stellung aufkommen. Wenn Mistress Wyat Buckinghams Bett nicht bereits zierte, würde sie es gewiss in Kürze tun, womit ihre Akzeptanz in ihrer Mitte gesichert war. Sie ist genau so lange gesichert, wie ich keinen Fehler mache, dachte Polly, während sie die Männer in das Kartenzimmer neben dem Hauptsalon begleitete.
»Nein, Sir, ich werde neben Euch stehen bleiben«, versicherte Polly lachend, als Buckingham einem Pagen bedeutete, einen Stuhl neben seinen an den runden Tisch zu ziehen, dessen Mahagoni unter dem Kerzenlicht schimmerte. »Es ist doch der Platz, an dem auch das Glück steht, nicht wahr?«
Buckingham führte Pollys Finger an seine Lippen. »Ich vertraue darauf, dass mir das Glück auch über die Kartenpartie hinaus treu bleiben wird?«, sagte er mit sanfter, bedeutungsschwerer Stimme. Polly ließ ein flüchtiges Lächeln um ihre Lippen spielen, ehe sie ihren Fächer hob und ihr Gesicht bis zu den Augen verdeckte. Die Anstrengung, die es sie kostete, ihren Widerwillen zu verbergen, ließ winzige Schweißperlen über ihr Rückgrat rieseln.
»Was haltet Ihr von den Andeutungen des Königs über seine Ehe mit Lucy Walter, George?«, fragte Arlington, und Polly wurde augenblicklich hellhörig. Von Lucy Walter wurde behauptet, sie sei die Mutter des unehelichen Herzogs von Monmouth, des sechzehnjährigen Sohnes des Königs.
Buckingham zuckte lediglich die Achseln und gab dem Jungen ein Zeichen, der mit einer schweren Lederbörse auf seiner
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