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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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dich heute Nacht nicht mehr«, sagte Nicholas zu John Coachman. »Sieh zu, dass du und die Tiere so schnell wie möglich wieder ein Dach über den Kopf bekommt.«
    Der Kutscher blickte besorgt zum Himmel hinauf. »Sieht mir ganz nach einem Schneesturm aus, M'lord.« »Ja. Und deshalb machst du dich auch unverzüglich auf den Weg. Du hast es ja nicht weit.« Damit wandte er sich zu Polly um, die ihre Umgebung mit zusammengekniffenen Augen musterte, während sich bereits weiße Flöckchen auf ihren Schultern türmten. »Rein mit dir, bevor du noch zu einem Eiszapfen wirst.« Er schlang ihr einen Arm um die Taille und schob sie zu einer Tür, die in eine Mauer aus Balkenwerk und weißem Verputz eingelassen war. Noch ehe er anklopfen konnte, wurde auch schon geöffnet.
    »Ich hab mich schon gefragt, ob Ihr's bei so einem Wetter überhaupt schafft«, ertönte eine fröhliche Stimme. »Das Feuer lodert schon, außerdem wartet oben ein deftiges Abendessen auf Euch.«
    Polly betrat die kleine, quadratische Diele und wurde sogleich von einem Paar glänzender schwarzer Augen aus einem geröteten, von feinen Linien durchzogenen Gesicht gemustert. Es war eine recht neugierige, doch keineswegs unfreundliche Begutachtung. »Und das ist wohl die junge Dame, M'lord?«
    »Mistress Polly Wyat«, erklärte Nicholas förmlich. »Meine Liebe, diese Dame ist der Haushaltsvorstand, Mrs. Benson. Sie wird sich um dich kümmern.«
    Um Polly hatte sich noch nie jemand gekümmert, ausgenommen Prue, vor einer halben Ewigkeit, doch selbst damals war sie schon mit keinem sonderlichen Eifer ans Werk gegangen. Polly stand die Sprachlosigkeit also geradezu ins Gesicht geschrieben, während sie krampfhaft nach einer passenden Erwiderung suchte. Doch die freundlichen Augen zwinkerten nur, als ob sie bereits verstanden hätten.
    »Dann kommt mit, meine Liebe. Ich zeige Euch die Wohnung, die M'lord für Euch ausgesucht hat.« Damit wandte sich die kräftige Gestalt um und eilte geschäftig eine schmale Treppe hinauf. »Zwei hübsche Zimmer«, rief sie Polly über die Schulter hinweg zu. »So sauber wie frisch aus dem Ei gepellt. In meinem Haus gibt's kein Ungeziefer!«
    Sie gelangten zu einem schmalen Treppenabsatz, wo die Hauswirtin eine schwere Eichentür aufschloss, die sie mit einer überschwänglichen Geste aufschwang. Unter der schrägen Decke eines Dachvorsprungs befand sich ein gemütlicher, getäfelter Salon. In dem steinernen Kamin knisterte ein Feuer, und unter dem Erkerfenster stand eine mit Leinen bespannte Sitzbank. Die Möblierung war schlicht, doch sehr gepflegt, die Vorhänge und Bezüge sauber und in hellen Farben gehalten. Ein runder Tisch war mit Tellern, Zinnbechern, Messern und kleinen Spießen gedeckt, und das köstliche Aroma von geschmortem Fleisch zog die Treppe herauf.
    »Und hier ist Euer Schlafgemach.« Hauswirtin Benson öffnete eine in die gegenüberliegende Wand eingelassene Tür, hinter der ein Raum zum Vorschein kam, der von einem riesigen Himmelbett mit einem Baldachingerüst aus geschnitztem Eichenholz und rosenroten Vorhängen dominiert wurde. Darüber hinaus befand sich in diesem Zimmer ein Frisiertisch mit einem mehrarmi gem Kerzenleuchter und einem Kristallspiegel. Auch hier brannte ein munter knisterndes Feuer.
    Polly war sprachlos - zwei Räume ganz für sie allein! Und was für Räume! Ihr Blick wanderte zu Nicholas, der sie - wie Polly erwartet hatte - wieder mit seinem rätselhaften Lächeln betrachtete.
    »Ich hoffe doch sehr, dass alles nach Eurem Geschmack ist, Mistress«, sagte die Hauswirtin, als Polly noch immer kein Wort von sich gab.
    »Oh ... ja ... b-bitte ... ich d-danke Euch ... natürlich«, stammelte Polly.
    »Dann werde ich mich jetzt um Euer Abendessen kümmern«, entgegnete die Hauswirtin verbindlich. »Ihr habt bestimmt schon einen Bärenhunger.«
    »Den haben wir in der Tat«, antwortete Nicholas, als sich herausstellte, dass es Polly abermals die Sprache verschlagen hatte. Hauswirtin Benson eilte hinaus, und Nicholas schnippte mit den Fingern. »Aufwachen!« Polly schien wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren und richtete ihren Blick auf den lachenden Nicholas. »Und hier soll ich ganz allein leben?«, fragte sie schließlich, immer noch unfähig, sich vorzustellen, dass ein einziger Mensch so viel Platz für sich allein beanspruchen sollte.
    »Ich hoffe doch, dass ich dich des Öfteren hier besuchen darf«, erwiderte Nicholas verschmitzt und öffnete den Verschluss ihres

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