Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nicht hier gewesen wärt, hätte ich es ja auch nicht getan«, entgegnete Polly. »Ich bin nicht so dumm, mich absichtlich in Gefahr zu begeben.«
    Nick schloss die Geldkassette auf und wandte seine Aufmerksamkeit deren Inhalt zu. Polly würde sich wohl nicht absichtlich in Gefahr begeben, während er nun im Begriff stand, sie möglicherweise einer Gefahr auszusetzen, die jede Bedrohung durch Margaret und ihre Haselrute noch bei weitem übertreffen würde - nämlich wegen Beteiligung an einer Verschwörung verurteilt zu werden, deren Ziel es war, einen der mächtigsten Männer im Lande zu stürzen. Sollte Polly entdeckt werden, würde sie diese Strafe erleiden müssen, egal, ob sie nun wissentlich spioniert hatte oder nicht. Aber Nicholas würde nicht zulassen, dass sich die Absichten des Verschwörers mit denen des Liebhabers vermischten; dazu war es noch zu früh. Er zog ein Säckchen mit goldenen Guineen aus der Kassette und schob es in seine Rocktasche. Wenn ein Mann mit dem Gedanken spielte, die Nacht außerhalb seines Hauses zu verbringen, sollte er sich lieber gut darauf vorbereiten.
    »Lauf nach oben, und pack deine Habseligkeiten zusammen«, befahl er ihr. »Die Kutsche steht gleich vor der Tür.«
    »Dann fahren wir also los, um eine Unterkunft für mich zu suchen?«, fragte Polly mit einem raschen Blick aus dem Fenster, hinter dem die Schneeflocken vorbeitrudelten. »Aber es schneit.«
    »Die Unterkunft ist bereits gefunden.« Nicks Blick folgte dem ihren. »Und noch bevor das Schneetreiben da draußen ernsthafte Ausmaße annimmt, werden wir kuschelig und warm in deiner neuen Bleibe sitzen.« »Aber wann habt Ihr sie gefunden?« Wieder überkam Polly ein Gefühl der Verwirrung und des Erstaunens. »Ich dachte, Ihr hättet gerade eben erst beschlossen -«
    »Ach ja?« Nicholas sah sie mit einem neckenden Lächeln an. »Dann hast du falsch gedacht, meine Liebe. Und jetzt hol deine Sachen. Ich möchte mich nicht allzu sehr verspäten.«
    Polly eilte aus dem Salon und hoffte inbrünstig, Lady Margaret nicht noch einmal über den Weg zu laufen. Die Halle lag verlassen da, und trotz ihres Wissens um ihren neuen Status und den Schutz, den Seine Lordschaft ihr gewährte, huschte sie leise die Treppe hinauf und schlüpfte verstohlen in die Dachkammer der Dienerschaft. Es gab nur wenig, was sie zusammenzupacken hatte: lediglich die Kleidungsstücke, die Lord Kincaid beim Royal Exchange für sie gekauft hatte, ein Kamm und einige Bänder, die sie noch am selben Tag von den zwanzig Shilling erstanden hatte, und ein Stück Spitze, das sie erst an diesem Morgen Big Rob für ihre restlichen Pennys abgekauft hatte. Polly schnürte ihre weltlichen Güter gerade zu einem Bündel zusammen, als knarrend die Tür aufging. Erschrocken wirbelte sie herum, aber es war nur Sue.
    »Meinst du, dass du zurechtkommst, Polly?«, fragte sie leise. »Es heißt, dass Ihre Ladyschaft dich ohne Zeugnis entlässt. Was wirst du jetzt tun?«
    »Lady Margaret kann mir selbst mit einem ganzen Koffer voller Zeugnisse noch gestohlen bleiben, das sage ich dir«, erklärte Polly und setzte sich mit einem verschmitzten Lächeln auf ihre Pritsche. »Überleg doch nur, wie langweilig es wäre, wenn ich den Erwartungen einer Puritanerin entsprochen hätte.« »O Polly, du bist einfach furchtbar. Du solltest so was nicht sagen. Das ist so respektlos!« Sue schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, obwohl ihre Augen amüsiert aufblitzten.
    »Es war wohl auch nicht besonders respektvoll, ihr einen Eimer schmutziges Wasser vor die Füße zu kippen«, fuhr Polly fort. »O Sue, du hättest ihr Gesicht sehen müssen!« Polly brach in prustendes Gelächter aus. »Aber ich kann dir nicht sagen, was ich jetzt vorhabe, da es dich nur schockieren würde.« Das morgendliche Gespräch über die schamlosen Flittchen von Covent Garden ließ sich nicht so einfach vergessen. Obwohl Polly wusste, dass die Dinge in ihrem Fall ein wenig anders lagen, war ihr klar, dass Sue und ihresgleichen keinen Unterschied machten, wenn es darum ging, sich den sinnlichen Freuden auch ohne Ehering hinzugeben.
    Polly war erfüllt von einem Gefühl, das sie jedoch nicht genau benennen konnte - zum Teil war es Erregung, zum Teil Besorgnis. Seit jener Dezembernacht hatte sie stets am Rande eines rätselhaften Schicksals gelebt. Von außen betrachtet war sie der langweiligen Arbeit eines Hausmädchens nachgegangen, eine öde Angelegenheit, erhellt nur durch die Zeit, die sie mit Lord

Weitere Kostenlose Bücher