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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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Männer, die sie bisher gekannt hatte, trugen für gewöhnlich Bärte und hatten ungekämmtes Haar. Nicholas saß vor dem Kamin, ein großes Handtuch um die Schultern geschlungen, und sein Gesicht war hinter dickem Schaum verschwunden. Derweil war ein schmächtiger Mann mit einem Rasiermesser in der Hand -wahrscheinlich Mr. Benson - damit beschäftigt, gleichmäßige Bahnen durch den Schaum zu ziehen. Polly beobachtete die beiden, fasziniert und zugleich amüsiert über den Gedanken, dass dieser zierliche, fast asketisch wirkende Mann sein Leben mit der rundlichen und geschäftigen Hauswirtin teilte.
    »So, das hätten wir, Mylord.« Benson sprach mit ehrfürchtigem Tonfall, wischte das Gesicht Seiner Lordschaft mit einem feuchten Tuch ab und trat zurück, um sein Werk kritisch zu beäugen. »Noch ein kleines bisschen Arbeit mit dem Kamm, und ich wage zu behaupten, Ihr seid bereit, um bei Hofe zu erscheinen.« Schwungvoll fuhr er mit einem Kamm durch Mylords lange, fließende Lockenpracht, während Polly, die bereits an einer großzügig mit Butter bestrichenen Scheibe Gerstenbrot knabberte, den beiden zusah. Wenn Nicholas' Morgentoilette auch sonst so ausführlich und mit so peinlicher Genauigkeit betrieben wurde, war es kein Wunder, dass er meist erst erschien, wenn der Vormittag zur Hälfte verstrichen war.
    Nach einer Weile schien Benson mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. »Es wäre mir eine Freude, wenn ich auch Eure Kleidung etwas aufpolieren dürfte, Mylord, da Ihr ja durch den Schnee ein bisschen knapp an frischen Sachen sein werdet.«
    »Wie wahr«, stimmte Seine Lordschaft ihm zu. »Ich wäre Euch sehr dankbar dafür.«
    »Ich habe einen schönen, samtenen Rock, wenn Eure Lordschaft damit ausnahmsweise vorlieb nehmen möchten«, bot Hauswirt Benson ihm an. Nicholas nahm das Angebot unverzüglich an, worauf der ehemalige Kammerdiener freudig davoneilte, um das verlangte Kleidungsstück herbeizuschaffen.
    »Ich glaube, du hast ihn gerade zum glücklichsten Mann in ganz London gemacht«, bemerkte Polly und wandte sich wieder dem Tisch zu, um sich etwas von dem rosig schimmernden Schinken abzuschneiden. »Wirst du ihm auch erlauben, dich anzukleiden? Es muss eine entsetzlich langweilige Tätigkeit sein, seine eigenen Knöpfe zu schließen.«
    »Du sollst nicht mit vollem Mund sprechen. Das habe ich dir schon einmal gesagt«, lautete Kincaids freundlich tadelnde Antwort auf diese so reizend vorgetragene Provokation.
    Noch ehe sich Polly eine passende Erwiderung ausdenken konnte, erschien Benson wieder, und kurz darauf stand Seine Lordschaft in einem samtenen Rock vor ihr, welcher, nach seiner Größe zu urteilen, auf keinen Fall das Eigentum des Hauswirts sein konnte. Benson nahm mit der Anmerkung, dass die Schnallen eine kleine Politur vertragen könnten, sämtliche Kleidungsstücke von Mylord, inklusive seiner Schuhe, mit. »Wechselst du täglich deine Wäsche?«, fragte Polly mit ehrlichem Erstaunen.
    Nicholas nahm seinen Platz am Frühstückstisch ein. »Das ist so üblich. Und nun setz dich. Es ist ungezogen, im Stehen zu essen.« Er goss etwas Ale in einen der Zinnbecher und nahm einen großen Schluck davon, ehe er sich eine Scheibe Brot und etwas Schinken abschnitt.
    »Das war mir nicht bewusst«, erklärte Polly und setzte sich ihm gegenüber. »Und wenn man nicht die Zeit hat, sich zu setzen, dann zeugt es doch auch nicht von schlechtem Benehmen, im Stehen zu essen.«
    »Aber du hast die Zeit dazu«, erinnerte Nicholas sie. »Und das wirst du auch weiterhin haben; genauso, wie du dich zukünftig unter Menschen bewegen wirst, die, wenn schon nicht täglich, so doch zumindest regelmäßig ihre Wäsche wechseln.«
    »Das ist aber ein wenig schwierig, wenn man nur einen Unterrock und ein Kittelkleid besitzt«, wandte Polly ein und nahm sich eine große Portion Sardellen und Oliven.
    »Sobald der Schnee wieder etwas getaut ist, sodass wir einkaufen gehen können, wird sich auch dieses Problem lösen. Und bis dahin sollten wir unsere unfreiwillige Abgeschiedenheit vielleicht dazu nutzen, um mit deinem Unterricht fortzufahren. Ich muss dir einige der am häufigsten gebrauchten französischen Vokabeln beibringen. Sie müssen dir fließend über die Zünge kommen.«
    »Das klingt aber ein bisschen langweilig«, entgegnete Polly und verzog das Gesicht. »Ich kann mir wesentlich lustigere Dinge vorstellen, um die Zeit zu vertreiben. Du etwa nicht?«
    »Ganz ohne Frage«, stimmte Nicholas zu, obwohl er Mühe

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