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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir, dass die Franzosen ihre Hauptstadt nicht nur in Arrondissements , die sich spiralförmig von innen nach außen um die Stadt legen, einteilen, sondern noch in zwei weitere Bereiche, die Stadtteile, die rechts, ´ rive droite ` oder links, ´ rive gauche ` von der Seine liegen.
    Die Limousine fährt gemächlich eine breite Straße, die von Bäumen gesäumt ist, zwischen der Seine und den Tuilerien entlang, dem damaligen Schlosspark, vorbei am Louvre und den Adelspalästen, wo das 1. Arrondissement startet und das historische Stadtzentrum liegt. Ich bin begeistert von Paris, dessen Gemäuer die Geschichte der Stadt erzählen und das so viel an alter Architektur zu bieten hat, dass ich mich kaum sattsehen kann. Besonders beeindruckend finde ich die Skulpturen und Statuen an Häusern, die noch das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter verknüpft haben.
    Ich fotografiere wie eine Besessene, während Yven mir eine ausführliche Geschichtsstunde erteilt. Unser erstes Ziel ist die ´ Ile de la Cite ´, eine Insel mitten auf der Seine.
    »Hier siedelten sich im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt keltische Fischer mit dem Namen `Parisii´ an und später errichteten die Gallier die Stadt Luetia hier.«
    Wir schlendern durch die Straßen, trinken einen Café au Lait in einem Bistro an einer Straßenecke und gehen anschließend zur Notre Dame. Ich fotografiere nie Monumente oder Objekte, die es tausendfach auf Postkarten gibt. Aber nun nutze ich die Gelegenheit und stelle Yven vor die Kathedrale und schieße ein paar Fotos von ihm. Ein Blick auf das Display genügt, um meine Vermutung zu bestätigen. Yven ist keiner von ihnen , ihn umgibt kein dunkler Schatten. Der Tag vergeht wie im Fluge und Yven zeigt mir all das, was man von Paris an einem oder zwei Tagen Besuchszeit gesehen haben muss.
    Nach barbusigen Frauen, nackten Pobacken und fliegenden Röcken im Moulin Rouge falle ich am späten Abend völlig erschöpft in die Kissen meines Hotelbettes. Es war ein schöner Tag mit vielen Eindrücken und nun kommt die Nacht. Die Drohung von Payton habe ich nicht vergessen. Die Frage ist nur, was er darunter versteht, dass ich seinen kleinen Bruder Yven glücklich machen soll. Meinte er etwa mit ihm ins Bett zu gehen und sollte ich mich dem widersetzen droht die Todesstrafe? Mein blasses Spiegelbild erscheint für einen kurzen Moment im Fenster, bevor ich die Vorhänge zuziehe.
    Yven selbst hat zu viel Anstand und Etikette, um einen Annäherungsversuch zu machen, wenn ich ihm nicht ein eindeutiges Zeichen gebe.
    Ich kann nicht mit einem Mann schlafen, den ich nicht begehre und morgen gehe ich noch einen Schritt weiter. Ich werde Yven auf dem Rückflug sanft beibringen, dass ich einen anderen Mann liebe. Soll sich Payton zum Teufel scheren.
     
     
     

35.
    Als ich am Abend nach meinem Paristrip nach Hause komme, sitzt Lilith vor dem Fernseher und lackiert sich ihre Nägel in einem dunklen karmesinrot. »Und? Wie war´s?«
    »Nett.« Ich stelle meinen Koffer ab und lasse mich erledigt von der Reise in einen Sessel fallen.
    »Nur nett?«
    »Nur nett. Wo hast du denn die Nacht verbracht, bevor ich weggefahren bin?«
    Sie hält kurz inne und schraubt den Nagellack zu, dabei grinst sie verschmitzt. »Kannst du dich noch an Cole erinnern?«
    Ich sehe sie fragend an, weil der Name mir nichts sagt. Sie hatte in den letzten Jahren so viele Männer, dass es eh unmöglich wäre, sich überhaupt einen davon zu merken.
    »Cole ist Footballspieler, ich habe ihn vor zwei Jahren mal kennengelernt. Und vor ein paar Tagen kam er in die Galerie …«
    »Lilith!«
    »Was?«
    »Du hast doch nicht … Ich dachte, du bist so verliebt.«
    »Bin ich auch. Aber Payton hat sich nicht ein Mal gemeldet«, sagt sie enttäuscht. »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, oder?«
    Dafür wird mir abwechselnd heiß und wieder kalt. Payton wird nicht den Liebeskasper machen und erlauben, dass seine Auserwählte ihn betrügt. Das wird sie teuer zu stehen kommen.
    »Was ist? Du siehst aus, als hätte ich jemanden umgebracht.«
    »Lilith, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee war.« Ich gehe zum Kühlschrank und hole eine Flasche Wein heraus, die ich vor Monaten zum Geburtstag bekommen habe. Ich habe plötzlich das Bedürfnis, die ganze Flasche auf ex auszutrinken, weil ich dann vielleicht nicht mehr nachdenken kann. »Willst du auch ein Glas?«
    »Immer doch. Wenn du ihm nichts erzählst, wird er es auch nicht erfahren.«
    Was soll ich ihr sagen

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