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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Haaren nach oben und ich sehe in zwei stechend blaue Augen. Sie funkeln gefährlich und haben einen grünlichen Schimmer. »Ich höre nichts.«
    »Ja«, presse ich zwischen meinen blutigen Lippen hervor.
    Mein Kopf wird zurück in die Kissen gedrückt und ich ringe erneut nach Luft. Er legt sich mit seinem schweren Körper auf mich und spreizt meine Beine mit seinen Knien. Während er an seiner Hose herumnestelt und abgelenkt ist, gelingt es mir, meine Hände zu befreien. Ich drehe mich um und schlage ihm ins Gesicht. Der Überraschungsmoment ist auf meiner Seite und ich nutze ihn für einen zusätzlichen kräftigen Tritt in sein Geläut. Während er sich krümmt und flucht, bin ich mit einem Satz aus dem Bett und laufe die Treppe nach unten. Doch es dauert keine Sekunde, da ist er wieder auf den Beinen und rennt hinter mir her. Die Treppe erzittert unter unser beider Gewicht und ich muss mich an der Wand festhalten, um nicht zu stürzen. Einen Moment, den er für sich nutzt, mich an den Haaren packt und mich nach oben zurück ins Schlafzimmer zieht. Ich schreie, versuche die Schmerzen an meiner Kopfhaut zu verringern, indem ich ihm keinen Widerstand mehr leiste.
    »Ich werde dir beibringen mir zu gehorchen, Leia.«
    Ich fliege einmal quer durch das Zimmer. Mein Kopf trifft auf die Kante meiner Kommode. Mein letzter Gedanke gilt Mo.
     

34.
    Ein neuer Morgen, ein neuer Tag und neue quälende Gedanken. Ich habe einen metallischen Geschmack im Mund und eine Beule am Kopf. Wenn das keine Halluzination war, bin ich mir jetzt ziemlich sicher, dass es für Mos Fernbleiben und Paytons Gewaltakte nur einen Grund gibt und das ist ihr jüngster Bruder Yven. Yven, das Nesthäkchen, Yven, der nicht ihre Fähigkeiten besitzt, Yven, der Vorrang hat.
    Ich fühle eine unbändige Wut in mir hochkommen. Sie kriecht wie eine Schlange von meinem Bauch in meinen Kopf und rollt sich dort zusammen. Wartet auf ihre Anweisungen. Jetzt werde ich meine Krallen ausfahren und ihm die andere Seite von Leia zeigen.
    Auf der Treppe sehe ich ein paar ausgerissene Haare von mir liegen, der Beweis des gestrigen Kampfes. Keine Einbildung, keine Wahnvorstellungen, sondern Realität.
    Ich stelle die Kaffeemaschine an und gehe rüber zu Liliths Zimmer. Sie muss einen tiefen und festen Schlaf haben, dass sie nichts von meinen Schreien gehört hat oder sie hat sich die Ohren zugehalten. Doch Liliths Bett ist unberührt. Wo steckt sie?
    Unter der Dusche brennt meine Haut an ein paar Abschürfungen. Tränen der Wut und Trauer vermischen sich mit dem Wasser und verschwinden mit einem kleinen Strudel im Abfluss. Wut über die Erniedrigung, Trauer darüber, dass Mo mich nicht vor seinem Bruder beschützt hat. Doch da fällt mir ein, dass er auch das letzte Mal nichts von dem Angriff wusste. Paytons Aktivitäten scheinen unsichtbar für Mo zu sein. Aber wenn uns etwas verbindet, warum ist er nicht gekommen? Ich überprüfe noch mal den Inhalt meines Koffers, schreibe Lilith noch eine kurze Nachricht, die ich auf die Bar lege und rufe mir ein Taxi.
     
    Unter uns ist der Atlantik mit seinen schwarzen, teilweise unerforschten Tiefen, an die ich gar nicht denken möchte. Jedes Mal, wenn ich eine Reise nach Europa angetreten habe, allerdings in der Holzklasse und nicht in einem Luxusjet wie diesem hier, war ich froh, wenn die Maschine wieder über Land geflogen ist. Besser auf dem Land zu zerschellen als im Meer zu ertrinken.
    Es ist ein Koch an Bord und eine Stewardess, mit einem Namensschild über der Brust, auf dem Stacy steht und die dafür sorgt, dass es Yven und mir an nichts fehlt. Nachdem wir gegessen haben, zieht sich Yven zurück, um, wie er sagt, noch ein paar Berichte zu überarbeiten. Ich blättere ein paar Zeitschriften durch, lese Artikel an, die mich aber alle nicht großartig interessieren und sehe ab und zu aus dem Fenster. Die Maschine gleitet elegant über den zerrissenen Wolken durch den strahlend babyblauen Himmel. Das gleichmäßige Summen der Motoren wirkt nach kurzer Zeit wie eine Schlaftablette auf mich. Ich stelle meinen Sitz in eine bequeme Liegeposition, mache die Augen zu und hoffe, dass mir kein Monster begegnet und mich durch die Kabine jagt.
     
    Jemand rüttelt mich wach. »Wir landen in Kürze. Würden Sie bitte ihre Lehne hochstellen und sich anschnallen?« Stacy lächelt mich freundlich an und nimmt mir die Decke und das Kissen ab.
    »Gut geschlafen?«, fragt Yven von einem der hinteren Sitze.
    »Wie ein Baby.« Ich habe schon

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