Lockruf der Toten / Magischer Thriller
immer noch darauf, dass ich endlich mit ihr redete?
»Es sind noch mehr«, sagte Eve. »Wahrscheinlich etwa ein Dutzend. Sie versuchen, dir anscheinend nicht in die Quere zu kommen. Einfach nur neugierig. Aber wenn du willst, dass ich sie verscheuche …«
»Nein, schon in Ordnung.«
Sie legte den Kopf zur Seite, als sie das Klicken von Klauen auf Zementplatten hörte. »Da ist er ja. Ich mache auch, dass ich wegkomme, und halte ein Auge auf die Wachleute. Ich warne dich, wenn
die
neugierig werden sollten.«
»Danke.«
Ein schwarzer Wolf trat aus dem Schatten ins Mondlicht. Er bewegte sich langsam, als wollte er verhindern, dass ich zusammenfuhr. Ich nehme an, wenn es überhaupt einen Anblick gibt, der das Zusammenfahren rechtfertigt, dann ist es ein hundertzwanzig Pfund schwerer Wolf nachts in einem Villengarten. Aber Jeremy in Wolfsform hat mir noch nie Angst gemacht. Nicht einmal beim ersten Mal, als ich ihn so gesehen hatte. Ein gewandelter Werwolf sieht aus wie ein normaler Wolf, aber die Größe bleibt mehr oder weniger die gleiche, und Haar- und Augenfarbe tun es ebenfalls. Ein einziger Blick in diese dunklen Augen, und ich hatte gewusst, dass ich Jeremy vor mir hatte.
Er tappte zu mir herüber und stieß meine Hand an; seine Nase war so kalt und nass wie die jedes normalen Hundes. Ich musste lachen bei dem Gedanken, und er warf mir einen Blick zu, aber ich klärte ihn nicht auf. Einen Werwolf mit einem Hund zu vergleichen kann als Beleidigung aufgefasst werden. Aber als ich aufstand, ließ ich die Hand durch seinen Pelz streifen. Er fühlte sich an wie … Pelz. Rauh an der Oberfläche und weich darunter.
Ich drehte den Kopf, um zu fragen, wo wir anfangen sollten, und dabei kam mir plötzlich ein Gedanke. »Du verstehst mich, oder? Sollte ich langsamer reden oder lauter …?«
Ein kurzes Schnauben und ein Kopfschütteln; die Bewegung wirkte ungeschickt, als wäre er nicht daran gewöhnt, in Wolfsgestalt noch menschliche Kommunikationsmethoden zu verwenden. Wie verständigten sie sich eigentlich untereinander? Verstanden sie ein Bellen? Schaltete sich ein Übersetzungsprogramm für Hundewesen ein, wenn sie die Gestalt wandelten?
»Dann sollten wir wahrscheinlich systematisch vorgehen, ein Beet nach dem anderen, und hier …«
Ich sah noch rechtzeitig auf, um seinen Schwanz in den Schatten verschwinden zu sehen.
» … oder ich folge dir ganz einfach.«
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30 Leichenspürhund
D ie nächste halbe Stunde verbrachte Jeremy damit, die verschiedenen Abschnitte des Gartens nach dem unverkennbaren Geruch einer verwesenden Leiche abzusuchen. Was nicht so einfach war, wie es klingt, weil die meisten Beete Hochbeete mit Umfassungsmauern waren, auf die er hinaufspringen musste. Oben hielt er sich nach Möglichkeit am Rand und reckte den Hals, um der Mitte näher zu kommen, schob sich um Sträucher herum und behutsam zwischen Blumen hindurch. Ich folgte ihm und verwischte die Pfotenabdrücke.
Wir hatten etwa die Hälfte des Gartens hinter uns gebracht, als ich feststellte, dass Gabrielle und Tansy uns dabei zusahen.
»Hat das irgendwas mit diesen armen gefangenen Kindern zu tun?«, fragte Gabrielle, als ich die beiden näher winkte.
Ich nickte. »Wir hoffen eine Leiche zu finden, damit wir …« – ich zögerte und überlegte mir, wie ich die Sache am besten erklärte – »… die Verantwortlichen finden und dahinterkommen können, was die eigentlich getan haben, damit wir diese Geister freisetzen können. Er …« Ich winkte zu Jeremy hinüber. »Der, äh, der Hund ist speziell für so was ausgebildet.«
»Ein Leichenspürhund.«
»Ja. Aber nicht offiziell, kein Polizeihund, wisst ihr. Es ist einfach so, dass ein Freund von einem Freund jemanden kennt, der sie ausbildet, und diesen hier habe ich mir leihen dürfen.«
»Sollte er nicht angeleint sein?«, fragte Tansy.
»Der hier arbeitet besser ohne Leine. Er ist wirklich sehr gut ausgebildet.«
»Hm. Na ja, es sieht aus, als hätte er etwas gefunden.«
Ich beugte mich vor, an Tansy vorbei, und sah Jeremy vorsichtig mit den Klauen die Erde fortscharren. Er versuchte es mit einem weiteren Schnuppern, atmete eine Nase voll Dreck ein und nieste. Dann grub er behutsam weiter.
Ein Geruch stieg auf, stark genug, dass sogar ich ihn erkannte. Der Gestank eines Kadavers. Jeremy senkte die Nase in das Loch und schleuderte etwas heraus. Noch bevor ich ihn erreicht hatte, sah ich die winzigen, stöckchendünnen Knochen und nadelspitzen Zähne. Ein
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