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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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als amüsierte ich mich bestens – woraufhin sie natürlich nur noch nachdrücklicher auf sich aufmerksam machten. Als die Fotosession vorbei war, war ich vollkommen mit den Nerven herunter.
    Ich musste dem ein Ende machen. Ich musste herausfinden, was das für Geister waren, und sie bannen, bevor sie mir diese Show ruinierten.
    Ich verließ das Haus in Richtung Straße und machte einen Spaziergang, um den Kopf klarzubekommen. Normalerweise hätten meine Füße nach einem Häuserblock auf hohen Absätzen bereits um Gnade gefleht, aber falls sie es heute taten, dann war ich zu sehr mit meinen Überlegungen beschäftigt, um es zu hören.
    Warum konnte ich keinen Kontakt zu diesen Geistern aufnehmen? Es kommt durchaus vor, dass Geister einem Nekromanten Streiche spielen, aber wenn das hier der Fall war, dann hätten der Hartriegel und der getrocknete Mate sie fernhalten müssen.
    Es kann vorkommen, dass eine Seele in einem Dimensionsportal gefangen ist, aber mit solchen Fällen hatte ich zu tun gehabt; ich wusste, dass das hier nicht zutraf. Es waren auch keine Dämonen oder Quasi-Dämonen oder Quasi-Gottheiten. Auch hier wieder – alles schon gehabt. Robert Vasic, der Recherchefachmann des Rates, sagt immer, ich solle für seine Unterlagen ein Tagebuch über meine Erfahrungen führen – um anderen Nekromanten bei außergewöhnlichen Fällen zu helfen. Weil ich nämlich offenbar mit jedem Einzelnen von ihnen zu tun bekomme. Ich glaube, es ist scherzhaft gemeint, aber ganz sicher kann ich mir da nicht sein. Ebenso wenig, wie ich mir sicher sein kann, ob meine breitgestreuten Erfahrungen mit irgendwelchen noch nicht erkannten paranormalen Begabungen zu tun haben oder eher mit einer einzigen, ausgeprägt normalen Begabung dafür, in Schwierigkeiten zu geraten.
    Mein Instinkt sagte mir, dass es sich hier um ganz gewöhnliche Geister in einer ungewöhnlichen Situation handelte. Aber wie waren sie da hineingeraten – in einen Zustand, in dem sie mich berühren konnten, aber keine Gestalt annehmen und nicht wirklich kommunizieren?
    Darauf gab es genau eine naheliegende Antwort – schwarze Magie.
    Für alles, was mit schwarzer Magie zu tun hatte, besaß ich eine fabelhafte Informationsquelle. Eine ehemalige Lehrerin dieser Kunst und eine, auf die die alte Weisheit »Wer’s nicht kann, der unterrichtet« nicht zutraf. Mein zurzeit unauffindbarer Hausgeist, Eve Levine.
    Schwarze Magie, auch als »dunkle« oder »chaotische« Magie bekannt, ist nicht unbedingt böse. Der Begriff deckt alle magischen Praktiken ab, die destruktive Auswirkungen haben können. Nehmen wir eine Formel, mit der man jemanden umbringen kann. Natürlich kann man sie zu verwerflichen Zwecken einsetzen, aber wahrscheinlicher ist es, dass man sie zur Selbstverteidigung verwenden wird. Die einzige Sorte von Magie allerdings, bei der in der Mehrzahl der Fälle Geister betroffen sind, ist die schwärzeste der schwarzen Künste: das rituelle Opfer.
    Menschenopfer kommen sehr selten vor. Viele Leute, die durchaus die schwarzen Künste praktizieren, würden niemals eins durchführen. Ob Eve es getan hatte? Das ist nicht gerade die Sorte von Frage, die man einer Freundin normalerweise stellt, aber ich würde annehmen, dass ja – wenn auch vermutlich nur, um einen Feind aus dem Weg zu räumen. Dann konnte sein Tod ihrer Einschätzung nach gleich auch noch anderen Zwecken dienen. So dachte Eve – sie war niemals grausam, aber sie war von einer kalten Rationalität, die ich nicht einmal ermessen konnte. Ebenso wenig, wie ich mir ein Leben vorstellen konnte, in dem man Feinde hatte, die man umbringen musste.
    Als ich den Brentwood Market erreicht hatte, suchte ich mir einen Winkel, in dem die Passanten mich nicht sehen konnten, holte Eves Ring heraus und versuchte noch einmal, Kontakt aufzunehmen. Ich legte meine gesamte Konzentration in den Versuch und hoffte, dass ich auf irgendeine Art zu ihr durchkommen würde, wo immer sie gerade steckte. Nach ein paar Minuten begann die Luft zu schimmern – das erste Anzeichen für einen Geist, der gerade durchbrach.
    »Oh, Gott sei Dank! Eve, ich muss dich …«
    Ein Mann nahm vor mir Gestalt an. Ein großer Mann – hochgewachsen und solide gebaut, Ende vierzig, mit schütter werdendem blondem Haar und leuchtend blauen Augen.
    »Kristof«, sagte ich. »Ich habe nicht dich gerufen, ich habe …«
    »Eve gerufen, ja, ich weiß.« Er warf einen Blick in die Runde, rümpfte leicht die Nase und klopfte sein Jackett

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