Lockruf der Toten / Magischer Thriller
brauchen. Jaime, war der Flug …«
Das Handy klingelte. Ein leiser Seufzer, als er die Nummer auf dem Display musterte. »Jack McNeil.«
»Der Mandant«, sagte Paige zu mir. »Geh dran. Wir bringen dir einen Kaffee mit, und Jaime kann die Sache uns beiden erzählen.«
Wir gingen zu einer Bäckerei einen Häuserblock weiter. Paige schwor, die Gegend sei nicht so übel, wie sie aussah. Ich beschloss, mich auf ihr Wort und vor allem ihre schützenden Zauberformeln zu verlassen. Wir waren immer noch dabei, einander auf den neuesten Stand zu bringen, als wir mit den Kaffeebechern zurückkamen.
»Savannah arbeitet dieses Jahr für uns, während sie sich überlegt, was sie studieren will.«
»Erwägt sie immer noch, eine Grafikausbildung zu machen?«
»Ja, aber sie fragt immer, was wir ihr raten würden, und wir sind ziemlich gespalten. Einerseits möchte ich ihr sagen, dass es richtig ist, was sie gerade tut – sich auf eine solide Laufbahn vorbereiten und das Künstlerische in ihrer Freizeit vorantreiben. Ein anderer Teil von mir möchte rufen ›Vergiss die Vernunft‹ und ihr raten, sich an einer Kunstakademie einzuschreiben.«
»Einen Job zu haben, auf den man zurückgreifen kann, ist sicher keine schlechte Idee. Jeremy hat jahrelang als Übersetzer gearbeitet, bevor seine Malerei angefangen hat, ihm Geld einzutragen.«
Sie führte mich in den Aufzug. »Ich glaube, er ist es auch, an dem sie sich ausrichtet. Aber ich mache mir Sorgen, dass Lucas und ich beide zu sehr dazu neigen, den praktischen Aspekt zu betonen, und dass es vielleicht gerade das ist, was ihre Entscheidungen beeinflusst. Na ja, sie hat ein Jahr Zeit, um sich die Sache zu überlegen.«
Wir trafen Adam und Savannah im Gang. Savannah hob beide Hände. »Bevor du jetzt die Peitsche knallen lässt, wir sind gerade unterwegs, Kartons holen.«
»Du kannst stattdessen erst mal den hier nehmen. Brownies, eine Cola für Adam und einen Cappuccino-Mokka für dich.«
»Danke«, sagte Adam.
»Bedank dich bloß nicht bei ihr«, sagte Savannah. »Das ist Zombiesklaven-Treibstoff, sonst nichts. Zucker und Koffein, damit wir auf den Beinen bleiben.«
»Vollkommen korrekt. Und Sandwiches für später, damit wir zum Abendessen nicht weggehen müssen. Jaime? Der Konferenzraum ist hinter der ersten Tür rechts. Geh schon mal rein, ich suche nach Lucas.«
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7 Allzeit bereit
A m Anfang bin ich einfach davon ausgegangen, dass es ein nekromantisches Problem ist, aber jetzt denke ich eher an … schwarze Magie«, sagte ich, als ich mit meinem Bericht zu Ende gekommen war.
Lucas runzelte die Stirn. »Schwarze Magie? Sozusagen: Menschenopfer?«
»Eve wäre die beste Ansprechpartnerin für alles Dunkle dieser Art«, sagte Paige. »Aber ich nehme an, wenn du uns fragst, dann heißt das, dass sie wieder mal unerreichbar ist. Meine Erfahrungen mit solchem Zeug gehen gegen null. Ich habe mal ein Menschenopfer miterlebt.« Sie wurde bleich bei der Erinnerung. »Unfreiwillig. Eine Art sehr hochrangiges Schutzritual.«
»Das ist seine wesentliche Funktion«, sagte Lucas. »Ein gespendetes Leben im Austausch gegen ein gefeites Leben. Menschenopfer kommen sehr selten vor. Wenn ich tatsächlich auf eins stoße, steht es meist im Zusammenhang mit einem Fall, den ich untersuche. Wenn eine Kabale ein Todesurteil ausspricht, wählt sie manchmal das rituelle Opfer als Hinrichtungsmethode – einfach aus ökonomischen Gründen.«
Paige nickte. »Wenn sie sowieso jemanden umbringen, können sie es sich auch gleich zunutze machen.«
»Aber in all diesen Fällen tritt die Seele über«, sagte Lucas. »Das ist sogar im juristischen Kodex der Kabalen niedergelegt – wenn ein hinzurichtender Verurteilter im Rahmen eines Menschenopfers genutzt werden soll, muss ein unabhängiger Nekromant zugegen sein, um sicherzustellen, dass die Seele übergetreten ist.«
»Die Kabalenversion der Genfer Abkommen. Sie können einen nur so lang foltern, bis man tot ist.«
»Mhm.« Ich trank meinen Kaffee und überlegte. »Und was ist mit druidischen Opfern?«
»Heutzutage selten«, erklärte Paige. »Noch seltener als schwarzmagische Opfer. Weißt du noch – Esus? Er hat nicht mal versucht, ein Menschenopfer zu verlangen. Wir haben ihm seinen halben Liter Blut gegeben, und er war vollkommen zufrieden. Aber selbst wenn ein Druide sich an einem Menschenopfer versuchte, würde das diese beschädigten Seelen nicht erklären. Es ist der rituelle Akt selbst, auf den es dabei ankommt –
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