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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hinüber, die Hände vorgestreckt, versuchte, die Entfernung abzuschätzen, und betete darum, dass ich mit meiner Einschätzung richtig lag.
    Meine Fingerspitzen berührten Pappe in genau dem Moment, in dem die Kellerbeleuchtung eingeschaltet wurde. Ich rettete mich mit hämmerndem Herzen hinter den Stoß und wartete auf den Ausruf, der mir sagen würde, dass ich entdeckt worden war.
    Als die Schritte sich stattdessen auf die gegenüberliegende Wand zubewegten und ich eine tiefe Stimme murmeln hörte »Wo hab ich das eigentlich hingelegt?«, konnte ich wieder atmen. Man hatte mich nicht gesehen. Jetzt brauchte ich mich nur noch zu entspannen, während Botnick auflas, was er auch immer liegengelassen hatte …
    Ein Schatten fiel über den Fußboden und bewegte sich langsam vorwärts, und mir ging auf, dass ich von der Treppe her unsichtbar war, von der anderen Hälfte des Raums aus aber nicht. Ich warf einen Blick über die Schulter. Hinter mir stand eine weitere Kiste. Wenn ich mich in den Spalt dazwischen zwängen konnte, müsste der Schatten eigentlich ausreichen, um mich zu verbergen. Ich schob mich rückwärts in die Lücke. Zu schmal. Mit Hüfte und Schulter konnte ich eine Kiste etwas verschieben …
    Sie kratzte über den Zementboden; das gedämpfte Geräusch klang laut wie ein Schuss. Ich erstarrte. Der Schatten, der inzwischen bis zur Körpermitte in mein Blickfeld geraten war, tat es ebenfalls.
    »Hallo?«, rief Botnick.
    Ich nutzte das Geräusch seiner Stimme, um mich weiter in den Spalt hineinzuschlängeln, bis ich …
    Klatsch, klatsch.
    Ich sah nach unten und bemerkte meine baumelnden Schuhe, die an die Kistenwand schlugen.

[home]
22 Notausstieg
    I ch packte die Schuhe mit der freien Hand. Ein leises Lachen unmittelbar vor mir, und als ich langsam den Kopf hob, sah ich einen bärtigen Mann, der keine drei Meter von mir entfernt stand.
    »Na so was, hallo«, sagte Botnick; seine Augen hielten meine fest. »Kommst du wegen des Treffens? Dafür bist du zu spät dran, aber ich bin mir sicher, wir könnten eine private Sitzung arrangieren.«
    Er trat einen Schritt vor. Ich hielt den Blick auf sein Gesicht gerichtet und widerstand der Versuchung zurückzuweichen. Stattdessen drehte ich die Schuhe um, so dass ich sie in beiden Händen kurz vor dem Absatz gepackt hielt. Zehn-Zentimeter-Stilettos. Vielleicht hatten die Dinger ja doch einen praktischen Nutzen. Botnick kam gemächlich näher, ohne Eile, als wolle er die Angst in meinen Augen auskosten. Ich lieferte sie ihm – öffnete die Augen weit und wich zurück, hob die Schuhe auf Brusthöhe, als umklammerte ich sie furchtsam, noch etwas höher, bereit zu –
    Ein verschwommener Fleck hinter Botnick. Dann hatte der Mann den Boden unter den Füßen verloren, als Jeremy ihn in einer Kopfzange herumschwang. Botnick rang nach Luft und krallte die Finger in Jeremys Arm. Jeremy stand einfach da, das Gesicht völlig unbewegt; als er den Griff fester schloss, geriet Botnick in Panik, zappelte und keuchte. Jeremy lockerte den Druck auf seine Luftröhre etwas und legte Botnick die freie Hand unters Kinn.
    »Schrei, und ich breche dir den Hals. Verstanden?« Jeremys Tonfall war leise und gleichmäßig wie bei einem geduldigen Lehrer, der ein aufsässiges Kind verwarnt.
    Als Botnick nicht reagierte, umschloss er das Kinn des Mannes fester. Botnicks Augen öffneten sich jäh; sie waren aufgerissen vor Schmerz und etwas, das fast nach Erregung aussah. Er formte ein »Verstanden«, und Jeremy lockerte den Griff wieder.
    »Dann stimmt es also«, sagte Botnick heiser, bevor Jeremy den Mund aufmachen konnte. »Das mit der Magie.«
    Ich fing Jeremys Blick auf; er wirkte ebenso verwirrt wie ich selbst.
    »Deine Körperkraft«, erklärte Botnick. »Das ist nicht … menschlich. Du bist einer von ihnen. Es ist wahr mit der Magie. Sie haben den Schlüssel gefunden.« Seine Augen waren von einer Leidenschaft erleuchtet, die etwas fast Religiöses hatte, und ich wusste plötzlich, die Erregung, die ich gesehen hatte, war keine Reaktion auf die Schmerzen gewesen, sondern auf ihren Ursprung – den Beweis übermenschlicher Kräfte.
    Botnick fuhr fort: »Ihr – sie – diese Gruppe. Sie haben meine Nachricht bekommen, richtig? Deshalb seid ihr hier. Um herauszufinden, ob ich würdig bin.«
    Jeremys Gesicht verriet absolut nichts, obwohl er hinter Botnick stand. Aber in der Pause, die jetzt folgte, wusste ich, dass er nachdachte – schnell die gegebenen Möglichkeiten

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