Lockruf der Versuchung (Baccara) (German Edition)
verraten würdest, was hier vorgeht.“
Stones Onkel schwieg einen Moment, dann seufzte er schwer. „In Ordnung. Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.“
Schweigend schlenderten sie einen kleinen Pfad entlang, den Stone noch aus Kindertagen kannte. Es war der Weg zu der kleinen Quelle, die auf Coreys Grundstück entsprang. Während sie nebeneinander hergingen, wurde es langsam dunkler. Würziger Kiefernduft erfüllte die Abendluft.
„Abby und ich lernten uns kennen, als ich in meinem Abschlussjahr an der Montana State University war. Sie besuchte mit ihren Eltern den Yellowstone Nationalpark. Ich hatte einen Studentenjob hier und werde den Tag, an dem ich Abby zum ersten Mal begegnet bin, nie vergessen. Sie war gerade achtzehn Jahre alt, und bei ihrem Anblick dachte ich kurz, ich würde träumen. Ich hab mich sofort bis über beide Ohren in sie verliebt und wusste, dass ich sie nie vergessen würde.“
Corey lächelte versonnen. „Ihr ging es ganz genauso. Es war Liebe auf den ersten Blick, könnte man sagen. Eine unfassbare Anziehung, die man sich nicht rational erklären kann.“
Das Lächeln auf seinem Gesicht erlosch. „Leider war es eine ebenso leidenschaftliche wie verbotene Liebe, denn sie war bereits mit einem anderen Mann verlobt. Einem Harvard-Studenten, den ihre Familie für passend hielt. Die Konventionen, du verstehst? Zu der Zeit war das noch so. Da zählte es nicht, wie sehr wir beide uns liebten. Ich wusste von Anfang an, dass Abby sich niemals gegen ihre Familie auflehnen würde. Und was hatte ich auch zu bieten? Ich hatte ja nicht mal einen richtigen Job.“
Tief in Gedanken hielt er inne, fuhr dann fort: „Sie reiste also ab, seitdem habe ich sie nie wiedergesehen. Aber mein Herz hat sie mitgenommen. Mir war klar, dass ich niemals heiraten würde. Keine andere Frau hätte Abby das Wasser reichen können.“
Stone nickte schweigend. Es musste furchtbar für Corey gewesen sein, die Liebe seines Lebens ziehen lassen zu müssen. „Und in all den Jahren hat dich nie wieder eine Frau so fasziniert?“
Corey schüttelte den Kopf. „Nein. Ein oder zwei Jahre später lernte ich eine andere kennen. Ich war damals Ranger in den Tennessee Mountains. Wirklich, ich habe versucht, eine normale Beziehung zu führen. Aber es ging einfach nicht. Wir waren fast ein Jahr zusammen, bis sie merkte, dass mein Herz einer anderen Frau gehört. Eines Tages hat sie mich dann vor die Tür gesetzt. Das nehme ich ihr nicht übel, es muss eine schwere Zeit für sie gewesen sein. Wir hatten nie wieder Kontakt.“
Die traurige Geschichte rührte Stone. „Und Abby hast du dann erst vor drei Wochen wiedergetroffen? Das Ganze ist ja über dreißig Jahre her.“
„Ja, so ist es.“ Coreys Miene hellte sich auf. „Und wir haben uns gleich wiedererkannt. Es war wie damals, der Funke sprang sofort über. Wir haben lange geredet, und sie hat mir erzählt, wie es ihr im Leben ergangen ist. Anschließend haben wir beschlossen, alles nachzuholen, was wir damals nicht tun konnten. Einfach zusammen sein. Alleine.“
Corey seufzte. „Weißt du, sie hat ein wirklich einsames Leben geführt, obwohl immer viele Menschen um sie herum waren. Eigentlich war sie noch einsamer als ich. Wir sind der Meinung, dass wir es nun einfach verdient haben, das Leben zu genießen. Es sind zwar erst drei Wochen, aber Abby hat nichts als Glück hierhergebracht. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu sein. Und ich bin mir sicher, ihr geht es ebenso.“
Stone stoppte mitten in der Bewegung. „Wie bitte?“
Ein verschmitztes Lächeln zog über Corey Westmorelands Gesicht. „Ich habe Abby gefragt, ob sie mich heiraten möchte. Und sie hat Ja gesagt.“
Madison starrte ihre Mutter fassungslos an. „Du willst ihn heiraten? Diesen Mann, den du kaum kennst?“ Sie musste sich am Küchentisch abstützen, so weich fühlten sich ihre Knie plötzlich an.
„Ja. Genau das werde ich tun“, erwiderte Abby gelassen. „Weißt du, ich kenne Corey seit meiner Jugend. Wir trafen uns, kurz bevor ich nach Harvard ging. Doch damals war die Hochzeit mit deinem Vater bereits arrangiert. Und ich hatte nicht den Mut, alles über den Haufen zu werfen. Das konnte ich meinen Eltern nicht antun.“
„Also stimmt es? Du und Dad, ihr habt euch nie wirklich geliebt?“ Diese Neuigkeit musste erst mal verdaut werden …
Seufzend griff Abby nach Madisons Hand. „Ich kann mir vorstellen, wie verwirrend das für dich ist. In gewisser Weise haben dein
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