Lockruf der Versuchung (Baccara) (German Edition)
Vater und ich uns geliebt, ja. Aber nicht so, wie Corey und ich uns lieben. Solange dein Vater lebte, habe ich meine Aufgaben als Ehefrau erfüllt. Und ich war ihm immer treu.“
Madison wusste, dass ihre Mutter die Wahrheit sagte. „Und jetzt bist du hergekommen, um Corey Westmoreland wiederzusehen?“
Abby schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Ich dachte, er hätte längst geheiratet und eine Familie gegründet. Außerdem wusste ich gar nicht, dass er noch hier lebt. Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als ich ihm eines Abends in einem Restaurant über den Weg gelaufen bin. Wir haben uns angesehen, und es war so, als wären nicht über dreißig Jahre seit unserer letzten Begegnung vergangen. Ich habe sofort gespürt, dass ich ihn noch immer liebe.“
Behutsam drückte sie Madisons Hand. „Das bedeutet nicht, dass dein Vater und ich kein gutes Leben miteinander hatten. Aber mit Corey kann ich einfach die Frau sein, die ich wirklich bin.“
Madison verstand, was sie meinte. Die Begegnung mit Stone half ihr zu spüren, wer sie eigentlich war, hatte Seiten in ihr zum Vorschein gebracht, die sie mit Cedric niemals hätte ausleben können. „Und? Wann wollt ihr heiraten?“
„In ein paar Monaten. Wir wollen das nächste große Rennen von Coreys Neffen Thorn abwarten. Bei dieser Gelegenheit ist die ganze Familie versammelt. Die perfekte Gelegenheit, unsere Neuigkeit zu verkünden.“
„Und was wird aus deinem Leben in Boston?“ Obwohl sie sich für ihre Mutter freute, war sie trotzdem plötzlich seltsam melancholisch gestimmt.
Abby lächelte beschwichtigend. „Ich werde die Firma behalten, aber nicht mehr in Boston leben. Sämtliches Organisatorische übergebe ich an meine Mitarbeiter. Alle werden es verstehen. Wirkliche Freunde möchten, dass man glücklich ist.“
Sie fixierte ihre Tochter prüfend. „Was ist mir dir? Du weißt, dass du mir am wichtigsten von allen bist. Kannst du verstehen, was in mir vorgeht? Warum ich das machen muss?“
Madison hob den Blick. Ja, sie verstand genau, weshalb Abby keine andere Wahl blieb. Sie verstand es, weil sie jetzt wusste, wie sich wirkliche Liebe anfühlte. Immerhin, die Liebe zwischen Corey Westmoreland und ihrer Mutter war stark genug gewesen, um all die Jahre der Trennung zu überdauern.
Was sollte sie jetzt sagen? Madison wusste, Abby wartete auf eine Antwort.
Schließlich legte sie die Arme um ihre Mutter und drückte sie fest an sich. „Ja, Mom, ich verstehe es absolut. Und ich freue mich für dich. Wirklich. Wenn ein Leben an Corey Westmorelands Seite dich glücklich macht, dann bin ich auch glücklich.“
Abby seufzte erleichtert auf. „Danke, mein Herzchen. Ich wusste, ich kann auf dich zählen.“
Stone Westmoreland wandte den Kopf und blickte auf den Wecker, der auf seinem Nachttisch stand. Es war schon weit nach Mitternacht, doch er fand einfach keine Ruhe. Madison ging ihm nicht aus dem Kopf.
Vorhin war sie mit ihrer Mutter zu ihm und Corey auf die Veranda gekommen, um zur bevorstehenden Hochzeit zu gratulieren. Und nicht nur das. Sie war sogar über ihren Schatten gesprungen, hatte seinen Onkel umarmt und in ihrer Familie willkommen geheißen. Corey hatte lachend dasselbe getan.
Wenig später war Madison dann unter dem Vorwand, schlafen gehen zu wollen, in ihrem Zimmer verschwunden. Stone bezweifelte diese Version. Wahrscheinlich hatte sie sich zurückgezogen, um die Neuigkeiten zu verdauen. Ehrlich gesagt, machte er sich ein wenig Sorgen …
Rasch stieg er aus dem Bett, schlüpfte in seine Jeans und trat nach draußen auf den dunklen Flur. Da er das Haus seit seiner Kindheit kannte, fand er sich auch im Dunkeln zurecht. Madisons Zimmer lag nicht weit von seinem entfernt.
Ob sie es merkwürdig fand, dass ihre Mutter und sein Onkel sich ein Zimmer teilten? Stone bezweifelte, dass die beiden sich von den unerwarteten Gästen stören lassen würden. Vor allem jetzt, wo die Hochzeit beschlossene Sache war. Und weil sie so viele Jahre hatten aufeinander warten müssen …
Leise schlüpfte Stone in Madisons Zimmer und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Madison saß am Fenster und blickte in die ruhige Nacht hinaus. Das Mondlicht tauchte sie in einen silbrigen Schimmer.
Sofort spürte Stone Verlangen in sich aufsteigen. Er atmete tief durch, riss sich zusammen. Sosehr er sich nach Madison sehnte – deshalb war er nicht hergekommen. Er wollte sie in die Arme nehmen und festhalten, das ja, ihr Sicherheit und Ruhe geben.
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