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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Kopf. Was ist denn das?
    Aber er sitzt nur da, und auf seinem Gesicht spiegeln sich Wut, Gereiztheit und Enttäuschung. Dann verändert sich der Ausdruck. »Ach, jetzt hast du es auch gemerkt, ja? Wir können nicht mehr auf diese Weise kommunizieren. Du hast mein Blut in dich aufgenommen. Du hast die geistige Verbindung durchbrochen. Jetzt können wir uns nur noch so unterhalten. Du bist wirklich so was von lästig.«
    »Die geistige Verbindung durchbrochen? Was soll das heißen?« Ich blicke auf meine Hände hinab. »O Gott. Bin ich jetzt zur Hälfte ein Gestaltwandler?«
    »Findest du nicht, dass du dir diese Frage hättest stellen sollen, bevor du mich angegriffen hast?«
    Sein Ton ist scharf, tadelnd. Offenbar ist mir die Angst deutlich anzusehen, denn er gibt nach und winkt abrupt ab. »Nein. Du bist nicht zur Hälfte Gestaltwandler geworden. Vampire nehmen nur die Essenz ihrer übernatürlichen Opfer in sich auf, nicht deren körperliche Manifestationen. Aber in einigen Fällen, wie in diesem, entsteht dadurch eine Barriere, die Gedankenübertragung verhindert. Ich weiß nicht, warum. Das ist einfach so.«
    »Bedeutet das, ich werde mit keinem Gestaltwandler mehr kommunizieren können?« Ich denke dabei an Culebra.
    »Nein.« Sein Blick ist spitz. »Das gilt nur für diejenigen, bei denen du trinkst.«
    Ist das eine Erleichterung? Ich bin nicht sicher. Ich lasse den Motor an und blicke mich um. Nicht zu glauben, dass ich derart die Kontrolle verloren und mich habe hinreißen lassen, Frey mitten auf einem öffentlichen Parkplatz am helllichten Tag anzugreifen. Zugegeben, der Parkplatz ist fast verlassen und wir haben offenbar keine Aufmerksamkeit erregt, aber das war trotzdem sehr dumm von mir.
    Ich verlasse den Parkplatz und fahre in Richtung Freeway. Diesmal vergewissere ich mich, dass mir keiner folgt. Obwohl ich niemanden bemerke, fahre ich sicherheitshalber nicht direkt zum Balboa Park, sondern über Umwege. Vom Stadion aus nehme ich den 15 zum Freeway 8 bis zur Abfahrt Rosecrans Street, dann rüber auf den Sports Arena Boulevard, den Nimitz Boulevard nach Süden bis zum Harbor Drive, die Market Street bis zur 6th Avenue. Kein Auto ist während der gesamten Strecke hinter uns.
    Als ich zum Park abbiege, spricht Frey zum ersten Mal, seit wir das Stadion verlassen haben.
    »Ich finde, du solltest Trish hierbleiben lassen«, sagt er.
    »Du vertraust diesen Leuten?«
    Er nickt. »Ja. Ich habe ihnen mein Leben anvertraut.«
    Ich nähere mich dem Parkplatz vor den Museen, die den El Prado säumen. Wie üblich gibt es ganz vorne keine freien Plätze mehr, also muss ich abwärtskurven, um einen zu finden. Sobald ich geparkt habe, drehe ich mich auf dem Sitz zu Frey herum. »Wer sind diese Leute, mit denen du zusammenarbeitest? Was sind sie?«
    »Menschen, die meisten jedenfalls.«
    »Menschen?«
    Er rollt mit den Schultern. »Du wirst schon sehen. Es gibt auch Gestaltwandler, Seher, Vampire.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Einen von ihnen wirst du zweifellos erkennen.«
    »Weil er ein Vampir ist?«
    Doch Frey hat schon die Tür geöffnet und steht mit ungeduldig gerunzelter Stirn neben dem Auto. »Gehen wir. Ich dachte, du wolltest unbedingt Trish sehen.«
    Will ich auch.
    Und doch wieder nicht. Wie soll ich ihr von ihrer Mutter erzählen?
    Frey geht bereits den Fußweg entlang, und ich beeile mich, ihn einzuholen. Der Park ist voller Menschen, Familien, Studenten, Künstler mit ihren Staffeleien, die das Spiel von Licht und Schatten auf Gebäuden einfangen, die es gar nicht geben dürfte. Die Gebäude im Balboa Park waren eigentlich als vorübergehende Kulissen für die Panama-Kalifornien-Ausstellung anlässlich der Eröffnung des Panamakanals 1915 gedacht. Doch die Schönheit der Gebäude war alles andere als vorübergehend, eine Restauration folgte der nächsten. Jetzt bietet der Park eine beeindruckende Vielzahl von Galerien, Museen, Restaurants und einen Weltklasse-Zoo. Ich war schon unzählige Male hier und hätte nie vermutet, dass das, was das menschliche Auge wahrnehmen kann, nur ein Bruchteil des Ganzen ist.
    Frey erklärt mir nicht, wohin wir gehen. Er führt mich nur den El Prado entlang zum Springbrunnen vor dem Space Theater. Rechts liegen das Eisenbahnmuseum und diverse Ausstellungsräume und Besucherzentren. Auf unserer Seite befinden sich die Türen zu den Büros der Verwaltung, einige offen, andere für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Als wir das Ende der Reihe erreichen und dem riesigen

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