Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
Vom Netzwerk:
Plastikhülle an der Sonnenblende, greife hinüber und reiße ihn heraus. »Wollen doch mal sehen, wen wir hier haben.«
    Das Fahrzeug ist auf den Namen Darryl Goodwin gemeldet, Adresse: 3946 Quail Street, San Diego. »Bist du Darryl?«
    Er nickt.
    Er trägt ein ärmelloses T-Shirt und Shorts. Ich strecke die Hand aus und lege sie auf seinen nackten Arm. »Okay, Darryl, wir können das auf die angenehme oder auf die harte Tour machen.«
    Seine Augenbrauen schießen in die Höhe.
    »Die angenehme Art sieht so aus, dass ich dir ein paar Fragen stelle und du mir antwortest.« Ich reibe ermunternd seinen Arm. »Die harte Tour wäre: Ich verbeiße mich in deinem wertlosen Hals und trinke, bis du tot bist. Aber bevor du stirbst, werde ich die Wahrheit von dir erfahren. Und zwar alles. Also, wie wäre es dir lieber?«
    Sein Adamsapfel führt einen kleinen Tanz auf.
    »Okay, versuchen wir es. Wir fangen mit einer ganz leichten Frage an. Warum verfolgst du mich?«
    Darryl hat offenbar Schwierigkeiten damit, ein Wort herauszubringen. Meine Ungeduld wächst. Ich grabe die Fingernägel in seinen Arm, reiße ihm die Haut auf, und der lange Schnitt blutet. Ich weiß, dass das riskant ist. In meinem Zustand wirkt der Geruch seines Blutes und seiner Angst wie ein Aphrodisiakum, unwiderstehlich stark. Aber ich kann jetzt keine Zeit auf ihn verschwenden.
    Ich bohre einen Fingernagel noch tiefer in seinen Arm. Er schnappt nach Luft und versucht, mir den Arm zu entziehen. Mein Griff wird fester. »Du musst dir mehr Mühe geben, Darryl. Warum verfolgst du mich?«
    Er erholt sich so weit, dass er jammern kann: »Ich war neugierig, weiter nichts. Ich habe dich heute Morgen bei Carolyn gesehen. Mit diesem Bullen.« Er wirft mir einen Seitenblick zu. »Sie ist tot, oder?«
    Das hier ist mein Verhör, nicht seines. »Was hattest du bei Carolyns Wohnung zu suchen?«
    Nun findet er seinen Schneid wieder. »Du weißt schon. Ich mach’s gern öfter, und sie kann meistens ihre Miete nicht ganz bezahlen.«
    Meine Finger krümmen sich zu Fäusten. Er sieht es und hebt die Hände. »Ich wollte ja nichts gegen sie sagen, wo sie jetzt tot ist und alles.«
    »Wie lange warst du bei ihr, Darryl?«
    Ein kleines Lächeln zieht einen seiner Mundwinkel hoch. »Lang genug, um mitzukriegen, wie die Alte dir eine runtergehauen hat. Nicht zu fassen, dass du dir das einfach hast gefallen lassen. Wer war das überhaupt?«
    »Noch eine einzige Frage, und ich reiße dir den Arm aus und prügle dich damit tot. Ist das klar, Darryl?«
    Er schluckt und nickt.
    »Schön. Also, bist du mir von da aus überallhin gefolgt?«
    Ein weiteres Nicken. »Von Carolyn zu dem Haus in La Mesa – hübsches Häuschen übrigens. Wohnst du da?«
    Ich zerre ruckartig an seinem Arm, und er jault auf. »Okay, okay. Also, dann bist du zum Krankenhaus gefahren und in ein Büro am Pacific Highway gegangen, und dann zur Polizei. Zurück zu dieser Schule, und jetzt, na ja, da sind wir.«
    Himmel. Er hat die ganze Zeit über an mir geklebt, und ich habe es nicht gemerkt. Ich weiß nicht, auf wen ich wütender bin – auf ihn oder auf mich selbst.
    Das Schweigen dehnt sich aus, während ich überlege, was ich mit ihm anfangen soll. Ich dachte, ich hätte ihm bei unserer ersten Begegnung vor Carolyns Wohnung ausreichend Angst eingejagt, um ihn mir vom Hals zu halten. Nun sieht es so aus, als hätte ich damit eher seine Neugier geweckt.
    Ich tippe mit dem Fingernagel auf die Schnittwunde an seinem Arm, so dass noch mehr Blut herausläuft, und führe den Arm an meinen Mund. Ich starre ihn finster an, während ich sacht daran sauge, den Geschmack, die Konsistenz seines Blutes genieße. Nicht so süß wie aus einer Ader, aber warm und erfrischend. Ich spüre, wie er sich ein wenig entspannt. Da beiße ich zu. Heftig.
    Er stößt einen schrillen Schmerzensschrei aus und versucht sich loszureißen.
    Meine Zähne graben sich in seinen Arm, reißen, zerstören. Ich trinke in gierigen Schlucken und verliere mich einen Augenblick lang in meinem eigenen Hunger.
    Seine panischen Schreie bringen mich zur Besinnung. Als ich aufblicke, sehe ich Frey auf uns zukommen.
    Ich nehme noch einen Schluck und lasse dann widerstrebend seinen Arm los. Ich bedeute Frey, dass er sich wieder ins Auto setzen soll, und lecke mir das Blut von den Fingern. »Darryl, Darryl, was soll ich nur mit dir machen?«
    Die plötzliche Veränderung in meinem Tonfall und die hässliche Bisswunde an seinem Arm lassen auch noch den Rest

Weitere Kostenlose Bücher