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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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entspannt, ein wenig zusammensackt, als die Anspannung aus seinen Schultern und seinem Hals entweicht.
    Ich hingegen bin nicht erleichtert. Da stimmt etwas nicht. Williams hätte niemals Bradley hierhergeschickt, ohne sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen. Vor allem nach unserer Unterhaltung heute Morgen.
    Ich hole meine Handtasche hervor, zücke die Brieftasche und reiche Ryan einen Zwanzig-Dollar-Schein. »Ryan, würdest du bitte vorn an der Kasse bezahlen?« Unter dem Tisch lege ich meine Hand auf seine und entziehe die Schultasche sacht seinem Griff. »Dann gehen wir mit Agent Bradley.«
    Bradley richtet sich auf, streckt den Arm aus und pflückt den Schein aus Ryans Fingern. »Ich kümmere mich um die Rechnung«, sagt er hastig. »Sie bleiben hier.«
    Er springt auf und geht zur Kasse. Ich wende mich Ryan zu und lege so viel Dringlichkeit wie möglich in meine Stimme und meinen Gesichtsausdruck. »Du musst hier weg. Sofort.«
    Seine Wangen röten sich, er öffnet den Mund.
    »Stell jetzt keine Fragen und widersprich mir nicht.« Ich packe ihn am Arm, um zu unterstreichen, dass ich es ernst meine. Er versucht, sich mir zu entwinden, aber ich drücke fester zu. »Ich mache keine Witze, Ryan. Hier stimmt was nicht. Du stehst jetzt auf und gehst hinten raus, durch die Küche. Geh nicht nach Hause, und auch nicht in die Schule. Geh zu meinem Strandhaus. Ruf niemanden an, geh nicht an die Tür, wenn es klingelt. Versteck dich dort, bis ich dich holen komme.«
    Ich habe schon den Schlüssel herausgekramt und drücke ihn nun Ryan in die Hand. Er scheint den Tränen nahe zu sein, schluckt aber tapfer und nimmt ihn. Dann greift er nach dem Rucksack.
    »Nein. Das hätte ich schon längst tun sollen. Ich behalte den Computer. Solange ich ihn habe, dürftest du in Sicherheit sein.«
    Ryan reißt die Augen auf, und ich drehe mich um und sehe, dass Bradley mit dem Bezahlen fertig ist.
    »Lauf. Los.«
    Dieses eine Mal gehorcht Ryan, ohne zu zögern oder zu widersprechen. Er springt auf und verschwindet in die Küche. Ich weiß, dass die Hintertür auf eine Gasse führt und Ryan sich hier gut genug auskennt, um über Schleichwege zum Strandhäuschen zu gelangen.
    Ich hole den Laptop aus der Tasche und lege ihn auf den Tisch. Er ist das Erste, was Bradley bemerkt, als er zurückkommt. Er blickt sich nach Ryan um, doch seine Miene verrät weder Besorgnis noch Wut über dessen Verschwinden.
    »Sie haben den Jungen weggeschickt?«
    Ich nicke und streiche mit dem Zeigefinger über den Laptop. »Das hier ist es, was Sie wirklich wollen, nicht wahr?«
    Lächelnd greift er danach. »Und ich weiß, wo er wohnt, nicht wahr? Nur falls es notwendig sein sollte, ihn noch einmal zu befragen.«
    Er bedeutet mir, aufzustehen, und nimmt meinen Arm, als wir nach draußen treten. Der Fairlane steht schon bereit. Ich könnte ihm leicht entkommen, mir den Computer schnappen und auf und davon sein, ehe er überhaupt merkt, was los ist.
    Doch der eisige Tonfall, mit dem er diese Bemerkung über Ryan gemacht hat, war mir eine Warnung. Die wahre Bedeutung seiner Worte war unmissverständlich. Wenn ich Ryan schützen und Trish retten will, muss ich noch wesentlich mehr wissen als jetzt. Und Bradley scheint mir der Mann mit den Antworten zu sein.

Kapitel 39
    B radley verstaut den Laptop im Kofferraum. Dann öffnet er die Beifahrertür. »Steigen Sie ein.«
    Ich gleite auf edle, lederbezogene Sitze. »Netter Wagen«, sage ich. »Weiß Ihr Vater, dass Sie sich den geborgt haben?«
    Er antwortet nicht. Sein Gesicht ist eine neutrale Maske. Nun, da er den Computer hat, tut er so, als hätte er jegliches Interesse an mir verloren. Er legt den Gang ein und fährt los.
    »Wo fahren wir denn hin?«
    Auch diese Frage beantwortet er nicht, also versuche ich es mit der nächsten. »Wie haben Sie Williams davon abgehalten, sich mit Ryan und mir zu treffen?«
    Diese Frage provoziert endlich eine Reaktion – ein selbstzufriedenes Lächeln. Er wirft mir einen Blick zu. » Ich brauchte da gar nichts zu tun. Anscheinend wurde Williams ins Büro der Bürgermeisterin zitiert. Er ist wohl davon ausgegangen, dass Sie sicher sein würden, solange Ortiz bei Ihnen ist. Dass Sie einfach still sitzen bleiben und auf ihn warten würden. Aber als ich gesehen habe, wie Ortiz ins Hauptquartier zurückgekehrt ist, konnte ich mir denken, dass Sie ihn weggeschickt haben. Und ich habe richtig geraten. Officer Ortiz hat sich auch nichts dabei gedacht, dem FBI zu sagen, wo er Sie

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