Lockruf des Glücks
entgegenzustrecken.
»Megan, Megan«, hatte er geflüstert. »Du liebst James nicht, wenn du mich so küssen kannst.«
Seine Worte fielen wie ein eiskalter Schwall auf ihr erhitztes Gemüt. Megan zerrte an der Hand, die ihre Brust liebkoste und war beschämt, dass sie sich beraubt fühlte, als diese fort war. Zur selben Zeit presste sie mit dem Handballen ihrer anderen Hand gegen seine Brust, bis er rückwärtsstolperte.
»Du schleimiger... Oh, zu denken, ich... Wie kannst du das nur deinem Freund antun. Wie konnte ich... Du bist widerlich.«
Während sie in einer Wolke aus meergrünem Chiffon fortwirbelte, hatte sie mit ihrem Handrücken seine Küsse von ihrem Mund abgewischt und war in die Dunkelheit gerannt.
Als Megan sich jetzt aufsetzte, spürte sie den ganzen Hass auf diesen Mann, wie sie ihn in dieser Nacht empfunden hatte. Er hatte keinen Sinn für Anstand, Scham oder Moral. Egoistisch war er hinter allem her, was er für sich haben wollte. Nicht dass er sie wollte,
höchstens vielleicht für ein Wochenendabenteuer. Aber er hatte erreicht, was er erreichen wollte, nämlich die Verlobte von James Lambert unter seinen geübten Küssen und Liebkosungen zum Schmelzen zu bringen.
»Was hat es Ihnen gebracht, Mr Bennett«, fragte sie in das jetzt leere Büro hinein. »Ich habe Sie damals verachtet. Ich verachte Sie heute, aus noch triftigeren Gründen.«
Wieder erklang der Summer der Telefonanlage. Sie hievte sich hoch, plötzlich unbegreiflich erschöpft und gleichgültig, und ging durch das Zimmer, um zu antworten.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, aber Mr Atherton hat angerufen«, informierte Arlene sie. »Sobald Sie vom Mittagessen zurück sind, will er sie sehen. Er sagte, es wäre wichtig.«
»Ich komme«, gab Megan teilnahmslos zurück.
Auf ihrer Uhr sah sie, dass sie mehr als eine Stunde Zeit hatte, sich auf das Treffen mit dem Geschäftsführer des Senders vorzubereiten. Sie war sich absolut sicher, dass die dringende Angelegenheit, wegen der er sie sehen wollte, etwas mit Joshua Bennett zu tun hatte.
Kapitel 2
Megans Schritte wurden vom tiefen Teppich des Flurs verschluckt. Hier klingelte nicht ständig das Telefon, hasteten Reporter, klackerten Tastaturen oder quäkte der Polizeifunk, wie in den Nachrichtenbüros. Die Ingenieure, die dafür sorgten, dass der Fernsehsender auf Sendung war, arbeiteten unten in schlecht beleuchteten Räumen, vollgestopft mit surrenden Computern und Lämpchen. Regisseure und Produzenten saßen in der Nähe der höhlenartigen Sendestudios in Schreibtischnischen voller Unterlagen, Drehbücher und Sendepläne.
Aber ein Stockwerk wie dieses hier, auf dem die Verwaltungsbüros von WONE lagen, hätte man in jedem größeren Bürogebäude des Landes finden können. Dieser ruhige Flur hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Korridor, in dem Megan und ihre Kaufleute in winzigen Büroabteilen untergebracht waren. Ihr Büro war schöner als die meisten anderen, weil sie es auf eigene Kosten selbst eingerichtet hatte, aber es war längst nicht so luxuriös, wie das, das sie nun durch die doppelte Eichentür betrat.
»Hallo«, begrüßte Megan die Sekretärin von Mr Atherton. »Ist er schon vom Mittagessen zurück?«
»Er ist wieder da und wartet auf Sie.« Die Frau lächelte. »Gehen Sie rein.«
Ein Selbstvertrauen vorschützend, das sie nicht empfand, ging Megan durch das Vorzimmer und betrat das Heiligtum des Geschäftsführers, in dem alle wichtigen Entscheidungen des Fernsehsenders getroffen wurden.
»Kommen Sie herein, Megan«, sagte er und machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen, als sie sich in den tiefen, plüschigen Sessel auf der anderen Seite seines gigantisch großen Schreibtisches setzte. »Kaffee?«
»Nein, vielen Dank, Doug. Ich habe gerade meinen täglichen Joghurtbecher zum Mittagessen verzehrt. Besser, ich lasse ihn erst einmal ruhen.«
Doug Atherton, der eine Glatze und einen Bauch ansetzte, schüttelte sich. »Guter Gott, von dem Zeug könnte ich mich nicht ernähren.« Das Attraktivste an diesem Mann mittleren Alters war seine melodiöse Südstaaten-Sprechweise. Selbst wenn er einem unglückseligen Mitarbeiter die Hölle heiß machte, klang seine Stimme noch beruhigend. Er studierte eindringlich seinen Daumennagel, als er fragte: »Wie läuft es diese Woche in Ihrer Abteilung?«
»Ich bin froh, dass ich berichten kann, dass wir über Plan liegen. Ich musste Barnes heute Morgen hereinrufen, ihm den Kopf waschen und ihm einen
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