Lockruf des Glücks
Polstersessel, die mit pfirsich-, elfenbeinfarbenem und taubenblauem Damast bezogen waren, waren sorgfältig durchdacht über die enorme Fläche des Empfangsbereichs verteilt.
»Hallo Mrs Lambert«, sagte die Rezeptionistin herzlich, als Megan auf den Teppich trat und einige Zentimeter tief mit ihren Schuhen einsank.
»Mr Bennett und Mr Bishop warten auf Sie. Bitte hier entlang.«
Megan folgte ihr durch den Raum, den leise trällernde Musik erfüllte, die aus unsichtbaren Lautsprechern kam. Die Empfangsdame, die die Grazie, die Figur und das makellose Aussehen eines Top-Models hatte, öffnete eine große Doppeltür und trat zur Seite, damit Megan eintreten konnte.
»Vielen Dank«, sagte sie, bevor die Frau die Türen leise hinter ihr schloss.
Sie war nicht in einen Vorführraum, sondern in Joshs Büro geführt worden. Sein Schreibtisch war riesig, hatte eine Oberfläche aus Leder und war mit Papieren übersät. Drehbücher, Entwürfe, Skripte, Diagramme, Zeitschriften und Hochglanzfotos lagen auf seiner Tischplatte verstreut. Also war sein Geschäftsführerimage nicht nur Show. Er arbeitete wirklich.
»Megan.«
Sie drehte sich von seiner Stimme aufgeschreckt um. Warum klang diese immer nach Liebkosungen?
»Bitte entschuldige, dass wir so informell sind, aber es ist kurz vor Feierabend.«
Er stand von einem langen, tiefen Sofa auf, das mit cremefarbenem Ziegenleder bezogen war. Wie Terry Bishop, der ebenfalls zu ihrer Begrüßung aufgestanden war, hatte er sein Jackett ausgezogen. Josh nahm sie beiläufig an ihrem Ellbogen und führte sie zu einem persönlich wirkenden Arrangement gemütlicher Möbel, das man in jeder Wohnung hätte finden können.
»Hallo Megan.«
»Hallo Terry«, sagte sie und gab ihm die Hand. »Schön, Sie wiederzusehen.«
»Das finde ich auch. Als Josh vorschlug, Sie einzuladen um die Werbespots zu begutachten, dachte ich, dass es eine grandiose Idee sei. Wie ich schon gestern Abend sagte, vertraue ich völlig Ihrem Urteil, wann
sie gesendet werden sollten – das sind alles Dinge, von denen ich nichts verstehe.«
Sie warf Josh, dessen topasfarbene Augen vor Übermut funkelten, einen vorwurfsvollen Blick zu. Was scherte es ihn, wenn man ihn bei einer Lüge ertappte? Er hatte genau das bekommen, was er wollte – wie immer.
»Wir trinken Perrier. Willst du auch ein Glas?«
»Nein, vielen Dank.«
»Saft, Kaffee, ein Mixgetränk?«
»Nein«, sagte sie mit mehr Schärfe als notwendig. »Vielen Dank«, fügte sie um Terry Bishops willen an.
»Dann lasst uns in den Vorführraum gehen«, sagte Josh, völlig ungerührt von ihrer Feindseligkeit.
Sie gingen durch ein Labyrinth aus Fluren. Anders als die klare Gelassenheit des Empfangsbereichs, waren die Korridore des Bürokomplexes wie Honigwaben, durcheinandergewürfelte Räume voller Betriebsamkeit und gehetzter Mitarbeiter.
Der Vorführraum hatte acht Kinoreihen. Durch ein kleines quadratisches Fenster an der Rückwand wurden die Werbespots auf die Leinwand an der Stirnseite des Raumes projiziert.
»Die Filme werden zum Senden über den Fernsehsender auf Video-Cartridges gezogen«, erklärte Josh. Als er ihren versteinerten Gesichtsausdruck sah, ergänzte er. »Aber das weißt du natürlich.«
»Natürlich.«
Anstatt peinlich berührt zu sein, grinste Josh nur
und fasste sie unter dem Kinn. Terry, der sich gerade umgedreht hatte, um sich hinzusetzen, sah weder die spielerisch liebevolle Geste noch wie Megan ihr auswich.
Nach einer kurzen Besprechung mit dem Vorführer setzte sich Josh in die Sitzreihe hinter den Kinosesseln, in denen Megan und Terry nebeneinander saßen. Sie war erleichtert, dass Josh nicht neben ihr Platz genommen hatte, aber ihre Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Sobald der erste Werbespot lief, rutschte er auf die Kante seines Sitzes, beugte sich vor und flüsterte ihnen Kommentare zu.
Seine Unterarme lagen auf den Rücken ihrer Sessel. Die Anmerkungen waren scheinbar für sie beide bestimmt, aber seine Lippen kamen oft erregend nahe an Megans Ohr, ihre Wangen, ihren Nacken. Seine Nähe schickte Schauer durch ihren ganzen Körper.
»Nun, was denken Sie«, fragte Terry sie erwartungsvoll, als der erste 60-Sekunden-Spot zu Ende war.
Er blickte forschend durch die dicken Brillengläser, die seine Augen vergrößerten, aber Megan nahm sie nicht annähernd so deutlich wahr, wie die topasfarbenen Augen von Josh, die sie viel zu intensiv beobachteten. Augen, über denen sich eine Augenbraue mit Narbe
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