Lockruf des Glücks
Besonderheiten bestimmter Etats zu besprechen. Dann rief ein wütender Werbekunde an, weil sein Werbespot während der Abendnachrichten gut zehn Sekunden ohne Ton gelaufen war.
Megan rief den Produktionsleiter an, der es kleinlaut bestätigte. »Ich muss einen Ersatz anbieten, Harry. Das ist das dritte Mal in diesem Monat. Ist Ihnen nicht klar, dass es uns immer mehrere Tausend Dollar kostet, wenn ich einen Spot ersetzen muss? Vor allem, wenn der Spot während der Nachrichten gesendet wird.«
»Ja, zur Hölle, das ist mir klar«, grummelte er. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich einen neuen Regisseur einarbeite.«
»Das ist Ihr Problem, aber ich glaube nicht, dass die Dreiundzwanziguhrnachrichten ein guter Übungsplatz sind.«
Er murmelte einen Fluch, der sie nicht im Geringsten einschüchterte.
»Reißen Sie sich zusammen, Harry.«
»Das ist nicht fair, und das wissen Sie. Sie sehen aus wie ein Engel und haben ein Herz wie ein Stein.«
»Keiner hat gesagt, dass das Leben fair ist«, sagte sie und legte auf, nur um zu bemerken, dass der nächste Anruf bereits in der Leitung war. Sie drückte auf die blinkende Taste und sagte: »Was gibt es jetzt, Arlene?«
»Hier ist nicht Arlene.«
In den vergangenen Stunden, in denen sie völlig in ihrer Arbeit aufgegangen war, hatte sie ihn fast vergessen. Fast. Als sie jetzt seine Stimme hörte, sah sie unfreiwillig zu den Rosen hinüber. Sonnenstrahlen fielen auf die Vase, und die grazilen Blütenblätter wirkten durchsichtig. Sie musste sich wohl oder übel für die Blumen bedanken.
»Hallo Josh.«
»Hallo. Wie läuft dein Tag?«
»Normal. Ich habe Buschfeuer ausgetreten.« Sein tiefes Glucksen streichelte ihre Ohren und schickte einen Hitzeschauer entlang ihrer Wirbelsäule bis in ihre Fußspitzen. »Vielen Dank für die Rosen.«
»Gerne geschehen.«
»Ich schicke dir die Vase so schnell...«
»Sie gehört dir«, sagte er scharf.
»Aber...«
»Wir sehen uns heute Nachmittag die Werbespots für Seascape an«, unterbrach er sie schnell. »Terry kommt hierher. Er hat darum gebeten, dass du ebenfalls kommst. Ms Hampson ist mit einem anderen Kunden beschäftigt. Er möchte deine Empfehlung, wann sie gesendet werden sollen.«
Megan kaute an ihrer Unterlippe. »Du kannst ihn genauso gut beraten wie ich, Josh.«
»Ja, aber er will dich.«
»Was zahlt er dir denn dafür?«, fragte sie boshaft. Wenn es notwendig wäre, dass sie sich die Werbespots ansah, würde sie es mit Freude tun, aber sie hatte den
Verdacht, dass es Joshs Idee war, nicht Terrys, dass sie kommen und ihre Meinung äußern sollte. Wenn Jo Hampson diesen Nachmittag keine Zeit hatte, hätte man den Termin für die Vorführung auch verschieben können.
»Hast du nach vier Uhr noch eine Verabredung?«
»Ja«, sagte sie, ohne vorher in ihren Kalender zu sehen.
»Nach halb fünf Uhr?«, fragte Josh angespannt. Seine Stimme verriet, dass er wusste, dass sie log.
Was hatte sie davon? Sie wusste, dass sie nicht darum herumkam. Sie hatte keine Lust auf ein weiteres Treffen mit Atherton, bei dem sie sich fühlen würde, als ob man über sie geklatscht hätte. »Wo?«, fragte sie mit einem müden Seufzen.
»Hier. Lass dich von der Empfangsdame zum Vorführraum bringen. Soweit ich mich erinnere, bist du noch nie hier gewesen.«
»Wenn es nach mir ginge, würde ich auch heute nicht kommen.«
»Halb fünf, Mrs Lambert«, warf er ein und legte auf. Sein Frust war nur zu deutlich gewesen.
Er konnte nicht größer sein als ihrer.
Zumindest sah sie kühl und professionell und nicht wie ein Teenager mit Herzflattern aus, als sie im Lift zu den Bürosuiten der Agentur Bennett, die sich in den drei obersten Stockwerken eines Bürohochhauses befanden, nach oben fuhr. Sie trug ein marineblaues
Kleid mit Messingknöpfen und aufgesetzten Brusttaschen auf beiden Seiten und passende blau-weiß abgesetzte Pumps. Als sie das Kleid gekauft hatte, hatte sie bedauert, dass der dazugehörige rote Blazer, nicht zu ihren Haaren passte und hatte sich für eine kanariengelbe Jacke entschieden. Damals mochte es die zweite Wahl gewesen sein, aber die einzigartige Farbkombination fand sie jetzt umwerfend.
Man hatte ihr erzählt, wie luxuriös die Büros der Agentur Bennett eingerichtet waren, aber nichts hatte sie auf den Anblick vorbereitet, der sich ihr bot, als die Edelstahltüren des Aufzugs aufrauschten.
Der Teppich hatte eine dunkle, jagdgrüne Farbe und war bis unter die raumhohen Fenster verlegt. Sofas und
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